Die Zerstörung

der Gerolsteiner Löwenburg 1691

Einquartierung und Brandschatzung Graf Karl Ferdinand starb ohne Erben

Erwin Schöning, Pelm

Ferdinand Ludwig, Graf von Manderscheid, Gerolstein und Roussy, Herr in Kronenburg, Bettingen und Daun, starb im Jahre 1671. Er hinterließ vier Söhne und eine Tochter. Als ältester Sohn folgte Karl Ferdinand seinem Vater in die Regierung. Die anderen Kinder wurden der Sitte der Zeit entsprechend in Stiften und Klöstern untergebracht. Philippina Emestina Barbara war Äbtissin zu St. Ursula, Franz Wilhelm Adolph Domherr zu Köln und Straßburg, Philipp Dietrich und Carl Caspar waren Domherren zu Köln.

Graf Karl Ferdinand heiratete noch im selben Jahr die Gräfin Maria Katharina, Tochter Hugo's, Graf von Königsegg und Rotherfels und Katharina Ludovica, Gräfin von Sulz. Am 4. Dezember 1680 bestätigte er die Rechte und Privilegien der Stadt Gerolstein und am 14. Februar 1681 die Privilegien von Stadtkyll. Graf Karl Ferdinand soll ein Mann mit vielen Kenntnissen gewesen sein, deshalb wurde er vom Kaiser Leopold I. zum Präsidenten des Reichskammergerichts in Wetzlar ernannt.

Während seiner Regierung annektierte Frankreich 1681 im sogenannten Reunionskrieg das linksrheinische Gebiet. Bereits in den Jahren vorher hatte das Gerolsteiner Land unter Einquartierung und Brandschatzung durch französische Truppen schwer zu leiden. Um die von den Franzosen auferlegte Steuer aufzubringen, hatten die Schultheißen, Schöffen und Gemeindeleute der vier Höfe Gerolstein-Stadt, Lis-sendorf, Roth und Stadtkyll beim Regens des »Gymnasii Laurentiani« in Köln 1676 die Summe von 1500 Taler und im Jahre 1678 nochmals 1000 Taler aufgenommen. Mit fünf Prozent wurde die Summe verzinst. Am 1. April 1690 nahmen die Gerolsteiner noch einmal 300 kölnische Taler bei den Eheleuten Lamberti auf, um davon die Kriegssteuer zu begleichen. Graf Karl Ferdinand verbürgte sich für die Rückzahlung und unterzeichnete die Urkunde mit dem Landschultheißen, dem Bürgermeister und den Schöffen der Stadt Gerolstein. Mehr als 163 Jahre lastete diese ungeheure Summe auf Kind und Kindeskindern. Wie sehr die Eifelbevölkerung unter den Kriegsfolgen zu leiden hatte, erfahren wir durch den Bericht, den ein gewisser Hermann aus dem Schloss Blankenheim am 13. November 1678 nach Virneburg übersandte. Hierin heißt es: »...Der commandant von Montjoie M. de Melac (hat) verflossen mittwoch das schloss Blankenheim besetzt, gistern der nacht mit 700 mahn naher Dollendorf ahnkommen, das schloss besetzt undt darauff also gleich uff Gerolstein seinen march genohmen.. In summa, der handel stehet schlecht ahn, dalm die Allyirte diese macht nit repoussiren werden.«"Im damaligen Krieg gegen Frankreich soll ein Freibeuter Rentzel auch die Gegend um Gerolstein unsicher gemacht haben. Er wurde am 10. Juni 1673 von Trierischen Reitern nahe bei Gerolstein getötet.

Als 1685 der pfälzische Kurfürst Karl starb, dessen Schwester als Herzogin Elisabeth Charlotte von Orleans mit dem französischen König Ludwig XIV. verschwägert war, spitzte sich die politische Lage wieder zu, als dieser in deren Namen Erbansprüche auf die Pfalz stellte. Die Folge war der sogenannte Pfälzischer Erbfolgekrieg von 1688 bis 1697, unter dem auch wieder die Bevölkerung der Eifel zu leiden hatte. Über Nacht besetzten französische Truppen das linke Rheinufer bis kurz vor Köln. Doch inzwischen war eine militärische und politische Wende gegen Frankreich eingetreten. Als die Franzosen erkannten, dass sie die Stellung nicht halten konnten, folgte ein millitärisch sinnloses, wenig ruhmvolles Nachspiel. Auf Befehl des französischen Kriegsministers Louvois verwüsteten seine Truppen bei ihrem Rückzug Stadt und Land.

Auch die Gerolsteiner Löwenburg wurde in diesem Krieg zerstört, obwohl die Blankenheimer Lande Schutzbriefe sowohl seitens des deutschen Kaisers als auch der französischen Heerführer erhalten hatten und zum neutralen Gebiet erklärt worden waren.

Doch der damalige Schlosskommandant Maximillian Krantz von der Lytt hatte die Burg trotz strengen Verbotes brandenburgischen Truppen geöffnet und damit unsägliches Leid über die Burg und Stadt Gerolstein gebracht. Denn durch die Aufnahme der Reichstruppen in das Schloss, war die Neutralitätsbestimmung verletzt worden. Französische Truppen stürmten die Burg und besetzten sie mit einer Besatzung von 150 Mann. 1691 nahmen kurpfälzisch-jülische Verbände unter dem Dragoner-Obristen Graf von Vehlen die Gerolsteiner Burg vom Heidkopf aus unter Beschüss. Durch den Einsatz von Brandgeschossen brannte auch die Stadt Gerolstein bis auf wenige Häuser nieder. Das Schloss wurde danach nicht wieder aufgebaut. Die Schäden, die der Brand damals verursachte, wurden vom Grafen Karl Ferdinand mit 48020 Taler angegeben, die jedoch zu keiner Zeit erstattet wurden. Graf Carl Ferdinand starb 1697 in Aachen. Da er keine Kinder hinterließ, gelangte die Erbfolge an Salentin Ernst, von der Linie Manderscheid-Blankenheim-Jünkerath, der jedoch im Alter von 64 Jahren auf eine weitere Regierung verzichtete. Sein ältester Sohn, Franz Georg von Manderscheid, führte in Blankenheim das Werk seines Vaters fort. Das gräfliche Amt Gerolstein wurde durch einen Kellner verwaltet, der bis 1694 auf dem Schloss wohnte. Herabfallende Mauerteile gefährdeten jedoch die dicht unterhalb der Burg liegenden Häuser, so dass sie abgebrochen werden mussten.

Literaturangaben:

Johann Friedrich Schannat/Bärsch: Eifelia Illu-strataBd. l, Abtr. l und 2. Neudruck der Ausgabe 1854, Osnabrück, Otto Zeller 1966. Der Manderscheider - Herrschaft - Wirtschaft - Kultur. Rheinland-Verlag GmbH - Köln 1990. Gerolstein - Seine Landschaft, Geschichte und Gegenwart. Herausgeber Stadtverwaltung Gerolstein. Druck Volksfreunddruckerei Nik. Koch, Trier.

Anmerkungen:

1) Die Manderscheider - Herrschaft - Wirtschaft und Kultur, s. 23