Heimatfrieden

Und ich liebe sie doch!

Dumpfes Geläute, nannte ich oft

die Glocken der Heimat.

Doch heute klingen sie in mein Ohr

wehmutselig, geheimnisvoll

so wundersam, so vertraut,

das selbst mein lachendes Herz

ihr Echo wird.

 

Wie ein Zauberbild

seh ich mein Elternhaus,

erblicke am weiten Horizont,

die Gärten und Wiesen,

das rote Ziegelhaus mit dem Schieferdach

und den grünen Fensterläden.

Vor der Tür sitzt meine Mutter,

sie liest ein Buch.

 

Ich sehe es genau,

es ist das Buch aus unsrer Bibliothek,

das Lieblingsbuch meiner Mutter,

aus dem schon der Großvater uns Kindern

Geschichten vorlas.

Ja, meine Mutter liebte Bücher,

sie liebte ihre Familie,

sie liebte die Heimat.

 

Wie die Zeit vergeht!

Heute weiß ich es ganz genau,

ich liebe sie immer mehr, die Heimat.

Wie eine verirrte Taube

kehre ich zurück, zu den Wurzeln meiner Kindheit.

Ich spüre ein Hauch von Frieden in mir,

den Frieden der Heimat,

ein berauschendes Gefühl.

Manfred Ulrich, Neroth