Der Verdienst eines Schullehrers

Kein Auskommen mit dem Einkommen

Werner Schönhofen, Leutesdorf

Unsere Heimat war um 1800 für rund 20 Jahre französisch. Die neuen Herren führten auch eine neue Verwaltungseinteilung ein. So kam es, dass das Kirchspiel Ürsfeld - später im Kreis Mayen und heute im Kreis Daun - damals zur Mairie (Bürgermeisterei) Ulmen gehörte. Im Landeshauptarchiv Koblenz gibt es eine Akte über die Einkünfte der Schullehrer in der damaligen Zeit. Zu ihrem dürftigen Inhalt gehört auch das »Verzeichniss was Johann Goebel zu Uerschfeld hat zu ziehen A als Schullehrer, B als Küster.« Es wirft ein bezeichnendes Licht auf die Ürsfelder Schulverhältnisse. Auch wenn es ohne Datum ist, dürfte es gleichzeitig mit dem Verzeichnis des Lehrers von Alflen etwa aus dem Jahre 1808 stammen.

Goebel rechnet seinen Verdienst wie folgt: »Den verflossenen Winter waren 30 Kinder in der Schule, wovon jedes Kind den Monat 4 alb (Albus, kleine Münze) zahlen soll. Welches den ganzen Winter macht 20 alb von jedem Kind.« Es waren also fünf Monate sogenannte Winterschule. Von den 30 Kindern waren »... aber 12 Armen..., dafür bekomme ich 4 alb aus der Kirchenfabrik (= Kirchenvermögen). Welches alles zusammen macht 34,48 fr. (Francs).«

Die Lehrer waren auf den Zusatzverdienst aus dem Dienst als Küster und Organist angewiesen, um ihr Leben halbwegs fristen zu können. So schreibt Goebel auch »Als Küster empfange ich 7 Malter Hafer. Das Malter zu 9,61 fr. Welches alles zusammen macht 67,27 fr. Das ist das ganze was ich als Küster und Schullehrer bekomme. Beydes zusammen macht 102 fr. 31 Centimes.« Auch über die Schule in Ürsfeld sagt er einiges aus:

»Das Schulhaus kann nicht bewohnt werden, denn es ist nur ein Zimmer und eine Küche. Die Schulstube, welches das eine Zimmer ist, ist den vorigen Sommer repariert worden, sonst ist das Haus sehr schlecht.« Ebenfalls scheint es am regelmäßigen Schulbesuch gemangelt zu haben. Auf der Rückseite des Schriftstückes ist noch vermerkt, welche Orte zur Schule gehören: Hausen (heute Höchstberg), Kaperich, Kötterichen, Gondert (Gunderath) und Ürsfeld. »Das weiteste ist l 1/2 Std. entfernt.« Warum das Verzeichnis aufgestellt wurde, ist nicht ersichtlich. Sicher hat Goebel aufgrund seiner Angaben kein höheres Gehalt bekommen.

Es fällt allerdings auf, dass er bei seinen Einkünften aus dem Schuldienst keine Naturalleistungen angibt; Wohnung, Feld, Wiese, Garten, Weide und Holznutzung waren durchaus üblich.

Quelle:

LHA KO 256, in Nr. 9132.