Jacques Berndorf, Angelika Koch und die Eifel Krimis

Brigitte Bettscheider, Kelberg-Zermüllen

 

In Dreis-Brück, in der Heyrother Straße l, gleich neben der kleinen Dorfkirche steht ein Haus, in dessen Sandsteingewände oberhalb der Haustür das Baujahr 1867 eingraviert ist. Im Garten entsteht gerade ein wunderschöner, mit Feldsteinen eingefasster Teich. Katzen streifen umher, und auf den Fensterbänken blühen in Kästen Sommerblumen. Doch die Idylle trügt. Hinter der anheimelnden Fassade wird gemordet, bestochen, gerätselt und ermittelt. Da stolpert gerade Siggi Baumeister in den schwierigsten Fall seiner Laufbahn: Im Salmwald südlich von Gerolstein ist ein harmloser Penner aus Köln erschossen worden, wird eine langbeinige Blondine aus Düsseldorf mit einem störenden Loch in der Haut gefunden, fällt ein kerngesunder Bauunternehmer aus vier Metern Höhe vom Hochsitz und bricht sich das Kreuz. Da sind wieder der pensionierte Kriminalrat Rodenstock und Dinah und Emma mit von der Partie. Währenddessen kommen im Zimmer nebenan ein Chemiker, ein Geologe und eine harmlose Beamtin durch Stürzen, Ertrinken und Erdrosseln ums Leben, und Ulrike Marx entdeckt wider Willen die Spur, die alle Opfer verbindet.

In dem Haus in Dreis-Brück leben Jacques Berndorf und Angelika Koch. Er schreibt in diesem Sommer 1998 gerade seinen siebten Eifel-Krimi (»Eifel-Jagd«), sie ihren dritten (»Wasser ist zum Morden da«). »Ich nehme ununterbrochen Anlauf«, sagt Berndorf und meint damit, dass er »die Schreibe« oft verlassen muss. Sechs Eifel-Krimis haben ihn in der ganzen Republik bekannt gemacht, und nicht nur Landesvater Kurt Beck will sich mit ihm unterhalten. Mit dem rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten und Fachjournalisten der Bundespressekonferenz hatte sich Berndorf an zwei Spielorten von »Eifel-Rallye« getroffen - im »Kurfürstlichen Amtshaus« in Daun und an der Rallyestrecke des Motorsportclubs Oberehe in der Nähe von Brück. Lesungen, Einladungen, Verlagsbesuche häufen sich. »Aber wir wollen helfen, dass die Eifel bekannter wird«, versichert Jacques Berndorf, der 1983 als freier Journalist Michael Freute nach Berndorf bei Hillesheim zog. »Ich war damals mit einer Langzeitrecherche für den >Spiegel< befasst, und da haben mich die Landschaft, die Leute und die Ruhe zum Schreiben gereizt«, erinnert er sich.

Michael Freute ist 1936 in Duisburg geboren. Er kam ins Internat, machte Abitur und dann ein Volontariat bei einer Duisburger Zeitung. Er war journalistisch tätig für große Zeitschriften, schrieb Reportagen aus den Kriegs- und Krisengebieten der Welt. 1968 gründete er in München eine Presseagentur, und seit 1989 schreibt er Krimis: Eifel-Blues, Eifel-Gold, Eifel-Filz, Eifel-Schnee, Eifel-Feuer, Eifel-Rallye und jetzt Eifel-Jagd. Bisher wurden über 400000 Eifel-Krimis von ihm verkauft. »Die Zeit« nannte ihn »Eifel-Krimi-Guru«, »Die Welt« titelte: »Provinzkrimis, wie sie sein sollten« und die »Frankfurter Rundschau« lobte »die stimmigen Porträts einer Landschaft und ihrer Bewohner«. Der dritte Baumeister-Krimi, »Eifel-Filz«, wurde für den »Glauser«, den Autorenpreis deutschsprachiger Kriminalschriftsteller, nominiert, und Michael Freute wurde 1996 mit dem Eifel-Literaturpreis ausgezeichnet. »Meine Krimis entstehen nach dem klassischen Muster: Ich lese etwas, ich höre etwas, es fallen mir Figuren und ein Plot dazu ein - dann beginne ich zu schreiben«, verrät der Autor. Die Wege von Jacques Berndorf alias Michael Freute und Angelika Koch kreuzten sich 1994. Angelika Koch ist Jahrgang 1959. Sie kam 1988 nach dem Studium der Soziologie, Philosophie und Linguistik zur Lernwerkstatt nach Niederstadtfeld, arbeitete als Redakteurin und Werbetexterin. An Michael Freute hatte sie sich gewandt, um Ratschläge für ihre journalistische Arbeit zu bekommen. Sie wurde seine Frau und verschrieb sich auch dem Krimi-Genre. Ihr Debüt gab sie mit »Der Retter«, es folgte »Jemand wie Ginsterbium«, und ihren neuen Krimi wird nicht nur Kater Konrad nicht überleben... »Wir denken beide daran, auch andere Stoffe zu bearbeiten«, erklärt Angelika Koch. Ihr selbst würden die Beziehungen von Menschen als Erzählidee gefallen, während Freute gesellschaftspolitische Hintergründe favorisiere. Zunächst sind die beiden aber noch mit einem ganz besonderen Projekt beschäftigt. Auf Anregung von Angelika Koch wird vom 24. bis zum 30. Mai 1999 in Daun und Umgebung die 13. Criminale stattfinden - nach Berlin im Vorjahr. Das ist ein »Syndikat« von über 100 deutschsprachigen Krimiautoren, die sich einmal im Jahr zu Erfahrungsaustausch und Mitgliederversammlung treffen. Es wird ein Rahmenprogramm mit Musik, Kabarett und Film geben. Leute wie Donna Leon, Ingrid Noll und John le Carre sind angefragt oder haben schon zugesagt. Bei der Vorbereitung werden Angelika Koch und Michael Freute von Heinz-Peter Hoffmann (Kreisverwaltung Daun) und Alois Manstein (Kreissparkasse Daun) unterstützt. Es wird eine Krimi-Anthologie der Mitglieder des Syndikats erscheinen mit der Vorgabe, dass alle Geschichten etwas mit der Eifel zu tun haben müssen. Und da sind die beiden aus Dreis-Brück ja Fachleute.