Haarschnitt Marke Eigenbau

Camilla Ströher, Hinterhausen

Meine Familie fährt jede freie Minute nach Hinterhausen zu den Großeltern. Andreas - so heißt mein Bruder - und ich fahren in den Ferien meistens für eine Woche oder länger in die Vulkaneifel, wo wir einen richtig lustigen Freundeskreis aufgebaut haben. Oft sind wir mit den Dorfkindern zum Schwimmen in den Waldferienpark gegangen. Wir haben uns zwar zuvor beim Verwalter angemeldet und uns die Erlaubnis geholt, das Schwimmbad zu benutzen, da dieses normalerweise nur für die Feriengäste zur Verfügung steht. So kam es auch vor etwa einem Jahr zu meinem selbstentwickelten Haarschnitt. Als wir mal wieder mit einigen Leuten aus unserer Clique schwimmen waren, hatten wir wie immer viel Spaß. Nach ungefähr drei Stunden toben und schwimmen gingen wir nacheinander unter die Dusche und zogen uns dann in den Kabinen an. Da es kalt draußen war, mussten wir uns die Haare fönen, da sonst das Risiko zu groß war, sich eine bittere Erkältung einzufangen. Als ich dann meinem Bruder so zusah, wie er krampfhaft bemüht war, seine wilde Mähne zu bändigen, kam ich plötzlich auf den Gedanken, ihm die Haare zu schneiden. Ich teilte ihm diese Wahnsinnsidee vor der ganzen Clique mit. Er zögerte zwar noch ein wenig, aber mit ein wenig Überredungskunst und dem Einfluss der Gruppe hatte ich ihn nach ein paar Minuten voller heißer Diskussionen soweit, dass er sich von mir, seiner damals 15jährigen Schwester, die Haare schneiden ließ. Wir gingen nach unserem Gespräch dann auf dem schnellsten Weg nach Hause, so dass er keine Möglichkeit mehr hatte, es sich noch einmal anders zu überlegen.

Sobald wir zu Hause angekommen waren, stellte ich ihm einen Stuhl zurecht und bat ihn, sich die Haare zu waschen. Bis er aus dem Bad kam, hatte ich mir bereits einen Kamm und eine Schere bereit gelegt. Er setzte sich hin und schon fing ich an: schnipp,

schnapp. Nach kurzer Zeit war ich fertig. Er hatte jetzt einen Pilzkopfschnitt mit einem viel zu kurz geratenen Pony. Noch einige kleine Veränderungen und Korrekturen waren nötig und dann war er endlich soweit, den Blick in den Spiegel zu wagen. Ich fand ihn toll! Er strahlte hingegen wenig Begeisterung aus, besser gesagt keine. Ich versuchte ihn aufzumuntern und sagte: »Andi, Du siehst so toll aus, echt super.« Meine Oma musste nur lachen. Ich glaube, sie fand die Frisur auch super, na ja, sagen wir besser, die Frisur hat ihr auch gefallen. Die ganze Clique hat gesagt: »Andi, das sieht echt toll aus.« Außer mein Opa, der hat sich über dieses von mir entstandene Meisterwerk lustig gemacht. Gott sei Dank wachsen Haare auch wieder. Und somit war die verkorkste Frisur nach zwei Monaten nicht mehr zu sehen. Doch bis heute lachen noch alle darüber, wenn wir von diesem tollen Haarschnitt erzählen. Nur einer lacht nie, mein Bruder Andi.