Eine Alternative zum Auto

Uli Diederichs, Daun

Öffentlicher Personennahverkehr

Zumindest jeder, der als Schüler für die tägliche Fahrt zur Schule den Bus benutzt hat, hat seine praktischen Erfahrungen mit dem Nahverkehr gemacht. Doch kaum jemand weiß mit dem Begriff »Nahverkehr« etwas anzufangen, insbesondere, weil immer nur vom »ÖPNV« gesprochen wird, was schlicht und einfach bedeutet: »Öffentlicher Personennahverkehr«. Und gerade um diesen ÖPNV geht es.

Zwar ist im Landkreis Daun der Pkw immer noch das Verkehrsmittel Nummer l (etwa 35.000 zugelassene PKW zum 1. 1.1998); und das Zweitauto ist sozusagen schon der Normalfall; sogar das Drittauto ist in den Familien keine Seltenheit mehr. Doch trotz gestiegenem Umweltbewusstsein, knapper werdendem Parkraum und Überlastung des Straßensystems wurde kaum jemand zum Umdenken verleitet. Gerade um auch diesen Pkw-Nutzern das Umsteigen zu erleichtern, musste ein verbessertes ÖPNV-Angebot her. Seit Inkrafttreten des Nahverkehrsgesetzes von Rheinland-Pfalz am 1. Januar 1996 ist der Landkreis Daun für den öffentlichen Personennahverkehr auf Straßen (man spricht hier auch vom »gummibereiften ÖPNV«) und der Schiene verantwortlich. Der Landkreis sah sich in dieser neuen Verantwortung nicht unvorbereitet, denn er hat bereits im Jahr 1993 - also lange vor der gesetzlichen Aufgabenzuweisung

- zusammen mit einem Fachplanungsbüro ein ÖPNV-Konzept erstellt, dessen Umsetzung aufgrund des Kreistagsbeschlusses vom 11. Mai 1998 zum Schuljahresbeginn 1998/99 am 1. September 1998 begonnen hat. Es wurde eine Verbesserung des Verkehrsnetzes erzielt, womit insbesondere gelang, schnellere und häufigere Verbindungen zu schaffen, die nicht nur die Grundversorgung der Städte und Dörfer sichern, sondern auch einen echten Anreiz zum Umsteigen bieten. Der Konzeptumsetzung vorausgegangen waren grundlegende Ermittlungen der Verkehrsnachfrage. Hierbei wurden beispielsweise die Berufsund Ausbildungspendler (Auspendler: 17.350; Einpendler:14.466) erfasst.

Ein sehr wesentlicher Punkt waren die Schüler- und Kindergartenbeförderungen, weil diese mit rund 90 °/o den höchsten Fahrgastanteil stellen. Diese Art des Nahverkehrs nennt man »Freistellungsverkehre«, weil sie von den Vorschriften des Personenbeförderungsgesetzes freigestellt, also befreit, sind. Von diesen Freistellungsverkehren, für deren Durchführung der Landkreis kreisansässige, private Busunternehmen beauftragt hatte, durften bisher aber nur Schüler und Kindergartenkinder befördert werden, aber - von Ausnahmen abgesehen - keine sonstigen Fahrgäste. Auf Vorschlag des Verkehrsplaners hatte der Kreistag im Jahre 1995 grundsätzlich beschlossen, die Freistellungsverkehre umzuwandeln und in den Linienverkehr einzubeziehen, also zu integrieren. Dies führte dazu, dass - von wenigen Einzelfahrten abgesehen - alle Busbeförderungen zu den Schulen und zu den Kindergärten zu »öffentlichen Buslinien« geworden sind, die allen Fahrgästen (insbesondere auch Berufstätigen und Urlaubsgästen) zur Benutzung offenstehen.

Lediglich die Beförderung zu den Sonderschulen in Gerolstein und Daun bleibt wegen der relativ langen Anfahrtswege teilweise freigestellt; hier werden die Fahrten in Kleinbussen - teilweise mit Begleitpersonal - durchgeführt. Die oben erwähnte Verkehrsermittlung führte dazu, dass ein völlig neues Verkehrsnetz entworfen wurde. Dieses optimierte Liniennetz besteht aus: - der Schienenstrecke Köln-Jü-kerath-Gerolstein-Trier, auf der seit Dezember 1997 moderne Neigetechnikzüge verkehren, als Rückgrat des ÖPNV. Der Bus fährt jetzt nicht mehr parallel zur Schiene, sondern leistet sinnvolle Zubringerdienste.

- regionalen Busverkehren.

Von diesen auch als »Schienenersatzverkehr« bezeichneten Regio-Linien verlaufen drei im Landkreis Daun:

- Daun-Manderscheid-Wittlich-Bernkastel

- Daun-Ulmen-Koblenz

- Prüm-Gerolstein-Daun-Cochem Diese RegioLinien fahren von morgens bis abends im Taktverkehr an sieben Tagen der Woche, haben optimierte Anschlüsse zur Bahn und werden mit modernsten Fahrzeugen bedient.

- Schnell-/Eillinien

- Gemeindelinien

Für die Bereiche des Landkreises und die Zeitlagen mit schwacher Verkehrsnachfrage, in denen eine Busbedienung unwirtschaftlich wäre, stehen die Anruf-Nahverkehrs-Dienste (ANDi) zur Verfügung; mit Taxis, Mietwagen oder Kleinbussen werden hier Verkehrslücken geschlossen. Dieses optimierte Liniennetz des ÖPNV ist mit den Verbands- und Ortsgemeinden sowie Schulen und Kindergärten abgestimmt worden.

Sollte sich in der praktischen Umsetzung des neuen ÖPNV-Konzepts noch Anpassungs- und Änderungsbedarf ergeben, wird darauf schnell reagiert, denn das Konzept darf kein starres sein, sondern muss flexibel an geänderte Bedürfnisse und Rahmenbedingungen angepasst werden.

Nahverkehrsplan

Des weiteren hat der Landkreis dem Auftrag des NVG folgend einen Nahverkehrsplan in Auftrag gegeben. Diese Aufstellung des Nahverkehrsplanes, der die Grundstrukturen des Nahverkehrs

- also dessen Gerippe - im Landkreis Daun festschreibt, lief parallel mit der Erstellung des ÖPNV-Konzeptes. Der Nahverkehrsplan ist seit dem 15. April . 1998 in Kraft.

Kreisfahrplan

Schließlich gibt der Landkreis Daun im Vorgriff auf die Umsetzung des ÖPNV-Konzeptes seit dem Jahre 1996 jährlich einen Kreisfahrplan heraus, in dem in übersichtlicher und handlicher Form sämtliche Zug- und Busverbindungen dargestellt sind. Denn das ÖPNV-Angebot ist nur so gut, wie der Bürger darüber informiert ist. Mit Hilfe des Kreisfahrplanes kann er jederzeit darauf zurückgreifen.

Fazit:

Die Verbesserungen im Nahverkehr sind für die Fahrgäste im Landkreis Daun heute schon greifbar geworden. Die Erhöhung der Fahrtenhäufigkeit, die Anbindung auch der Randlagen des Kreises und die zeitliche Ausdehnung der Fahrten zeigen ihre Wirkung. Der Bürger nimmt das verbesserte ÖPNV-Angebot - das kann bereits jetzt festgestellt werden - vermehrt in Anspruch.