Natur und Landschaft

110 Jahre Eifelverein -

er prägte den Kreis Daun

Alois Mayer, Daun

1998 konnten die Eifelvereins-Ortsgruppen in Daun, Gerolstein, Gillenfeld, Hillesheim und Kelberg ein stolzes Jubiläum feiern; 110 Jahre sind diese bedeutenden heimatbewussten, geschichtlich und kulturell ausgerichteten Heimatvereine. Wie kräftige Bäume stehen die Ortsgruppen in bester Blüte und erbringen vielfältigste Frucht zum Wohle ihrer Gemeinden, zum Nutzen des Vulkaneifelkreises und der Gesamteifel. Stellvertretend für alle soll dies am Beispiel des Dauner Eifelvereins erläutert werden. Er verdankt seine Entstehung zwei kräftigen Wurzeln, die tief ins letzte Jahrhundert hineinreichen, der »Lokalabteilung des Eifelvereins von 1832« und dem »Dauner Verschönerungsverein 1869«.

Die Lokalabteilung des Eifelvereins

Im Herbst 1832 wurde in Schleiden ein »Verein zur Beförderung der Landwirtschaft, des Gewerbefleißes, der Intelligenz und Sittlichkeit in den Eifelgegenden« gegründet. Ein langer und anspruchsvoller Titel. Darum änderte man ihn kurze Zeit später in Eifelverein.

Rasch bildeten sich in größeren Orten Zweigvereine, »Lokalabteilungen« genannt. Bei den Behörden fand dieser Eifelverein Anerkennung und finanzielle Unterstützung. Der preußische Kronprinz und spätere König Wilhelm IV. übernahm das »Protektorat« über ihn.

Auch in Daun fand der Eifelverein Freunde. Es gründete sich ebenfalls 1832 die »Dauner Lokalabteilung Eifelverein«, Vorläufer der heutigen Ortsgruppe, die sich zum Ziel gestellt hatte, »in enger Wechselwirkung mit der systematischen und umfassenden staatlichen und provinziellen Kulturarbeit in der Eifel diese in landwirtschaftlicher, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Beziehung zu erschließen«. Dieses Erschließungsvorhaben entsprang reinen Vernunftgründen und einem starken Überlebenswillen, denn die Eifel, so schön sie landschaftlich auch war, fristete ein kärgliches und unbeachtetes Dasein im Reigen der übrigen deutschen Mittelgebirge. Nicht nur in der Eifel -aber besonders schlimm in der Eifel - lebten die Bewohner in größter sozialer Rückständigkeit und bitterer Armut. Zwar versuchte die »neue« preußische Regierung (seit 1815) die Infrastruktur in der Eifel zu verbessern, doch dies ging nicht von heute auf morgen. Fehler, die jahrhundertelang während der Herrschaften des weltlichen Adels, der Kurfürstentümer Trier und Köln und des Klerus gemacht wurden, ließen sich nicht innerhalb weniger Jahre berichtigen. Was kannte man denn schon von der Eifel? Der Arzt Simon Reichwein, der sie bis Manderscheid und Ulmen kennengelernt hatte, aber im Dauner Raum mit seinen Maaren (leider) nie gewesen war, schrieb 1540 von ihr: »Die Natur des Raumes ist waldig, rauh durch ihre Berge und Täler, schrecklich bei Frost, geschüttelt von Stürmen und Regenfällen, dennoch nicht ohne Reize infolge ihrer Flüsse und ihrer heilsamen Quellen. Die Leute sind fleißig, von ganz ordentlicher Begabung, wenn diese nur gepflegt wird; aber sie vernachlässigen das, weil sie sich eher ihren Weiden und dem Ackerbau widmen...; sie bietet Getreide in reichlich genügenden Mengen für den menschlichen Gebrauch, außer dort, wo sie allzu rauh ist: hier gedeiht etwas mehr der Hafer, um das übrige jedoch ist es schlecht bestellt.« »Ein kahler Boden, Gebirge mit nackter Oberfläche, aus deren Eingeweiden man mühsam Eisen hervorzieht, eine schneidend kalte Luft, wie bei uns mitten im Winter; mit diesen Zügen lässt sich die unwirtschaftliche Landschaft malen. Die Orte tragen das Gepräge der Verarmung, worin sie die französische Herkunft oder Unterjochung stürzte...« (Hare, Hauskaplan des Herzogs von Marlborough) Der größte Teil der bis 1794 unfreien und unterdrückten Bevölkerung des Amtes Daun war bis dahin geistig und schulisch, wissenschaftlich und (land)wirtschaftlich kaum ausgebildet, gefördert oder unterstützt worden. Der preußische Staat und die neugebildete Rheinprovinz mussten ständig der notleidenden Eifelbevölkerung mit hilfreicher Hand und großen finanziellen Unterstützungen unter die Arme greifen. Zahlreiche Missernten, teils auch durch überlebte Wirtschaftsformen verursacht, schwere Viehseuchen und Volkskrankheiten zwangen die Regierenden zu außerordentlichen Unterstützungen bis tief in die 1880er Jahre hinein, damit die Bevölkerung nicht noch mehr verelendete oder in noch größerem Prozentsatz auswanderte, wie zum Beispiel 1852 das gesamte Dorf Allscheid. Mit größter Machtanstrengung und hohen finanziellen Opfern entstanden nun in den Dörfern Volksschulen; öd- und brachliegende Flächen wurden teils gegen den Widerstand der bäuerlichen Bevölkerung mit dem »Preußenbaum«, der Fichte, aufgepflanzt; große nasse und sumpfige Wiesen wurden »melioriert«, trockengelegt; erwachsene Bauern mussten geschult und aufgeklärt werden, sie mussten lernen, welche Fortschritte der Ackerbau und die Viehzucht in anderen Teilen Preußens bereits erlangt hatten. Kurz, auf breiter Front setzte der Kampf gegen Rückständigst und Armut, gegen Unwissen und ländliche Isolation ein.

Aus dieser wirtschaftlichen Not war es verständlich, warum die damalige »Lokalabteilung des Eifelvereins« nicht die Erschließung der landschaftlichen Schönheiten der Eifel, den Gedanken des Wanderns, die Pflege eines Heimat- und Naturschutzes als primäre Ziele in ihre Satzung aufgenommen hatte. Auch in anderen Teilen Preußens gründeten sich auf dieser Grundlage mit denselben Zielen Vereine, so ein landwirtschaftlicher Verein für den Niederrhein, einer für das oberbergische Land und andere. Um 1840 bestanden in der damaligen Rheinprovinz eine Vielzahl solcher Vereinigungen. Das Interesse an der kleinen, unbekannten und unerschlossenen Eifel ließ rapide nach. Rasch erkannten die Mitglieder dieses ersten Dauner Eifelvereins, dass ihre hohen Ziele ohne nennenswerte finanzielle Mittel zu keinem Erfolg führen konnten. Jener kleine Verein mit seinem großen Idealismus konnte sich in der Maschinerie des wirtschaftlichen Gefüges eines Staates und einer überregionalen Verwaltung nicht halten. Sie konnte diese nicht beein-

Blick vom Wehrbüsch auf die Stadt Daun um die Zeit der Gründung des Eifelvereins.

Fotos: Archiv Alois Mayer

flussen oder deren Blick auf jene noch gänzlich unbekannte und unerschlossene Hocheifel an Deutschlands Westgrenze lenken. Und so ging die Dauner Lokalabteilung des Eifelvereins, ebenso wie die von Prüm, St. Vith, Bitburg und andere, sang- und klanglos um 1850 in dem großen Gesamtverband Rheinpreußens auf.

Der Verschönerungsverein

Trotz intensiver Bemühungen der preußischen Regierung, des Landkreises Daun und seiner Kommunen blieb der Raum der Hocheifel in seiner wirtschaftlichen Entwicklung zurück. Beck («Beschreibung des Regierungsbezirks Trier 1869-70«): »Daß die Eifelbewohner zur Zeit noch ein kümmerliches Dasein führen, versteht sich unter den herrschenden Erwerbsverhältnissen von selbst. Ackerbau, Viehzucht,die Arbeit in den Berg- und Hüttenwerken oder in den Fabriken der Städte sind die erheblichen Nahrungsquellen. Viele suchen auch Beschäftigung in den Bleibergwerken zu Kommern, in den Berg- und Hüttenwerken Westfalens und Belgiens, auf den Ackergütern des Niederrheins, Belgiens und Hollands, oder als Maurer und Zimmerleute bei der Ausführung großer Bauten. Zum Frühjahrsbeginn pflegen diese Leute mit ihren Ersparnissen nach Hause zurückzukehren. Die Dörfer sehen meistens ärmlich, aus, viele Häuser sind aus Fachwerk und Lehm erbaut und vielfach noch mit Stroh gedeckt. Auf den unfruchtbaren Hochflächen, wo nur der Hafer und die Kartoffel gedeiht, sind Hafergrütze und Haferbrot sowie Kartoffeln nebst Dickmilch die hauptsächlichste Nahrung...«

Die Möglichkeiten, neben der kleinen und kargen Landwirtschaft zusätzlich noch etwas Nebenverdienst oder überhaupt sonst wo einen Arbeitsplatz zu finden, waren zu dieser Zeit mehr als mangelhaft und nur unter persönlichen und familiären Opfern erreichbar.

»Mit der Eisenbahn fahren die Eifeler Arbeiter nach den Fabrikstädten, die Mädchen als Dienstboten nach dem Niederland und Belgien, die Burschen als Handwerker und Kutscher und Fuhrknechte in die Städte, die Mäher in auswärtige Bezirke, und sie alle bringen, wie die Reisenden und Beamten viel Luxus mit, während der Eifeler früher nur Kirche, Äcker und Steuereinnehmer kannte. Infolge der unabsehbar steigenden Übelstände zogen die strebsameren Leute in bessere Gegenden, andere nach Amerika, oft 70 in einem Orte« /Dauner Kreisblatt, 1885).

Viel Positives hat der Eifelvereinfür die Verschönerung der Stadt Daun und ihrer Maarlandschaß geleistet. Aus einem verschlafenen Dorf entwickelt sich Daun immer mehr zu einer modernen Stadt; hier: Leopoldstraße, um 1930.

»Die Kleinackerer und Tagelöhner haben weder Geld noch Brot mehr. Die Leute fristen ihr ärmliches Dasein nur noch von Kohlrüben und verdorbenem Haferbrei, aber auch diese Nahrungsmittel werden Februar 1883 aufgebraucht sein« (Akten Kreisverwaltung Daun).

Die Abgeschlossenheit und der wirtschaftliche Tiefstand der Eifel blieben bestehen und wurden von Jahr zu Jahr belastender. Die Motorisierung und Technisierung wirkten sich nachteilig im Dauner Raum aus. Durch neue Verkehrsmittel konnten nun schneller und dadurch auch billiger ausländische Waren importiert werden, mit denen die Bauern des Kreises Daun, die unter Kapitalmangel litten und zäh am Althergebrachten hingen, wettbewerbsmäßig nicht mehr Schritt halten konnten.

Die Not anfangs der 1880er Jahre war derartig schlimm, dass die großen Tagesblätter und Illustrierten Aufrufe erließen und Sammlungen veranstalteten zur Linderung der »Hungersnot in der Eifel«. So überwies die Regierung »zur Abwendung des Notstandes des vergangenen Winters als außergewöhnliche Unterstützung bedrängter Gemeinden dem Kreis Daun von März bis Juli 1886 zusammen 4775 Taler.« Über 1,5 Millionen Mark wurden aus allen Teilen Deutschlands durch den Vaterländischen Frauenverein und andere Sammlungen aufgebracht. Durch diese Hilfen wurde die unglückliche Zeit bis zur neuen Kartoffelernte gemildert. Kartoffeln waren nämlich in diesen Tagen, laut Bericht von Pastoren, geradezu zu einem Luxusartikel geworden. Man richtete in vielen Notstandsorten Suppenküchen ein, verteilte Hülsenfrüchte, Brot und Fett und suchte vor allem auch der zunehmenden Sterblichkeit der hungernden Kinder vorzubeugen. So gut und lobenswert diese Sammelaktionen auch waren, der Eifel haben sie in ihrem Ansehen und Ruf geschadet. Ohne dass die Mehrzahl der Deutschen die Eifel kannten, wurde sie alsbald allüberall als ein »rheinisches Sibirien«, als das Land des Elends verschrien, als arm und öde und kalt. Der Eifeler verleugnete seine Heimat, schämte sich ihrer und trug so auch noch zur Verstärkung des Vorurteils bei, wie aus folgendem Gedicht erkennbar wird:

»Vergangen ist nicht manches Jahr, da Eifler sein, nicht ruhmvoll war:

sein Land, wie Petrus einst den Herrn, verleugnete der Eifler gern.Denn Eifel hieß, was rauh und kalt, was öd und arm, von Sitten alt,was nicht geweckt, und was nicht fein; drum wollte niemand Eifler sein.Es hing am Gaue wie ein Fluch, die Eifel stand nur mehr im Buch. Doch ging man sie zu suchen aus, fand man die Eifel nicht zu Haus. Man ward gewiesen hin und her, weil dort, nicht hier die Eifel war', doch kam man dann an den neuen Ort, dann war die Eifel -auch nicht dort. Wohin man ging, wohin man fuhr - lag alles 'an den Grenzen' nur.

Durch den Eifelverein kommen immer mehr Touristen in die Eifel und bringen Verdienstmöglichkeiten. So kutschiert der spätere Spediteur Müller Gäste von ihren Hotels zu den schönsten Sehenswürdigkeiten der Dauner Vulkanlandschaft.

So grenzenreich war dieses Land, dass selbst man es darin nicht fand.«

Um gegen diese Vorurteile anzukämpfen, schlössen sich 1869 in Daun über 100 Bürger zusammen und gründeten am 24. Oktober den »Dauner Verschönerungsverein« mit dem Hauptziel »Verschönerung Dauns, insbesondere seiner von der Natur so bevorzugten Umgebung«. Dieser Verschönerungsverein war in der Befolgung seiner Ziele sehr rührig und erfolgreich. Unter anderem widmete er sich dem beliebten Dauner Hausberg, dem Wehrbüsch, den er gänzlich umgestaltete und seit dieser Zeit zu dem beliebtesten Stadtwald der Dauner werden ließ. Rund- und Wanderwege (»Philosophen- und Poetenweg«) wurden angelegt und zahlreiche Ruhebänke, Pavillons und Schutzhütten (Schleif; Wehrbüsch, Hunert, Warth) errichtet. Zur großen Freude des Vereins und der Dauner wurde alljährlich durch die Ortsgruppe ein »Sommerfest« veranstaltet. Der Verschönerungsverein nahm Baumpflanzungen (auf dem Wehrbüsch, in der Schleif, am »Fuchsenbüschelchen« am Rosenberg) vor und erbaute das wohl älteste Kriegerdenkmal der Rheinprovinz. Die Dauner Sauerbrunnen wurden gefasst und zu beliebten Treff- und Ruhepunkten für Bürger und Wanderer umgestaltet. Die Maare, besonders das GemündenerMaar, lagen dem Verschönerungsverein sehr am Herzen. Mehrmals stellte er der Stadt für die Verbesserung des Boots- und Badebetriebes, für die Liegewiese und Umkleidekabinen finanzielle Mittel zur Verfügung.

»Der Dauner Verschönerungsverein hat zur vergnüglichen Fahrt auf den Maare einen Kahn beschafft. Den Schlüssel zu denselben besitzt Herr Gastwirt Grethen. Derselbe Verein hat einen rings um den Saum des Maarberges führenden Fußpfad angelegt, der bei mäßiger Steigung einen sehr lohnenden Spaziergang bietet. Auf den Maar befindet sich ein Badehaus. Die Bäder daselbst sind den Flußbädern gleich zu stellen; sie üben eine äußerst erfrischende, in hohen Grade nervenstärkende Wirkung aus«, schrieb der Dauner Pfarrer Hoersch 1877.

Die Vereinsarbeit war vorbildhaft und erfolgreich, so dass die kaiserliche Regierang 1871 schrieb, »die Gründung des Verschönerungsvereins Daun wird zur Nachahmung empfohlen«. Dennoch blieb der Eindruck von der Ärmlichkeit der Eifel, gepaart mit dem Begriff des Primitiven und der Kultur- und Geschichtslosigkeit dieses Mittelgebirges an Deutschlands westlichster Grenze, noch lange bestehen. Dies änderte sich auch wenig, als die wirtschaftlichen Verhältnisse sich zu bessern begannen. Dank der intensiven Arbeit des Dauner Verschönerungsvereins erlebte Daun und die Eifel in den Augen der Gäste stets eine Wandlung des schlechten Rufes hin zum Guten. Dennoch waren diese Bemühungen nur wie ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Der Eifelverein - Ortsgruppe Daun

Mit Deutschland geschah eine innere Wandlung. Das Deutsche Reich wurde gegründet. Auf allen Gebieten regte sich auf einmal macht- und kraftvolles Leben. Nationalgefühl, besonders auch nach dem gewonnenen Krieg 1870/71 gegen Frankreich, erwachte. Zum ersten Male seit nahezu tausend Jahren fühlte man sich als Deutsche. Alle Regionen, alle Stämme, Gaue und Landschaften, alle Menschen von Nord nach Süd, von Ost nach West erlebten ein völlig neues Staats- und Zusammengehörigkeitsbewusstsein. Gleichzeitig damit entstand ebenfalls ein neues Heimatgefühl. Die Schönheit und Eigenart der deutschen Lande und besonders der deutschen Mittelgebirge wurden erkannt und schätzen gelernt, Sinn und das Gefühl für die Natur erfuhren eine neue Belebung. Es setzte eine Reisewelle ein, die aus den neuen Bahnverbindungen Gewinn zogen. Die aufkommende Motorisierung trug ebenfalls wesentlich zu dem wachsenden Bedürfnis bei, größere Fahrten und Wanderungen zu unternehmen. Die verschiedensten Landschaften erschlossen sich nun für Natur- und Wanderfreunde. Erste Vereine gründeten sich. Im Februar 1888 lud der Trierer Gymnasialdirektor Dr. Adolf Dronke viele namhafte Persönlichkeiten zu einer Vorbesprechung zwecks Gründung eines »Eifelclubs« ein.

Der Dauner Landrat, Graf Brühl, bot mit seinen Freunden spontan seine Mitarbeit an, um diese lobenswerte Idee auch in die Tat umsetzen zu können. Am 22. 5.1888 fand dann die Gründung des »Eifelvereins« in Bad Bertrich statt. In den Hauptvorstand wurde Landrat Graf Brühl gewählt. Sofort schloss sich der »Dauner Verschönerungsverein« mit seinen und weiteren neuen Mitgliedern diesem Hauptverein an und bildete fortan die »Dauner Ortsgruppe«. Beide Vereine verfolgten die gleichen Ziele, nämlich »den Aufschluss der Eifel in geschichtlicher, naturgeschichtlicher, landschaftlicher und wirtschaftlicher Beziehung«. In Aufzeichnungen und Berichten tauchen ab 1888 bis gegen 1939 die Namen der beiden Vereine auf, wie siamesische Zwillinge. Mal spricht man vom »Dauner Verschönerungsverein im Eifelverein«, mal vom »Eifelverein, Gruppe Verschönerungsverein« oder mal nur vom »Dauner Eifelverein« und meinte damit beide. Die offizielle Bezeichnung »Dauner Verschönerungsverein« wurde erst am 6. Februar 1973 aus dem Wittlicher Vereinsregister gestrichen. Bis heute arbeiten die Vereinsmitglieder mit aller Kraft, mit Geschick und Leidenschaft an dem Ziel, alles zu unternehmen, was der Verschönerung Dauns und der Eifel dient. Sie wollen den Fremdenverkehr fördern, die gastronomischen Verhältnisse in der Stadt verbessern und den Kenntnisstand in heimatkundlicher, geschichtlicher und wissenschaftlicher Sicht über Daun, dem Herzstück dieser vulkanischen Landschaft, und die Eifel allgemein heben, aktiven Denkmal- und Landschaftsschutz betreiben.

Einige Beispiele

Zusammen mit dem Hauptverein baute die Dauner Ortsgruppe den Liesertalweg von Daun nach Wittlich aus und markierte ihn. Heute zählt diese herrliche Strecke zu einem der beliebtesten und meistbegangenen Wanderwege der Eifel. Es dauerte nicht mehr lange, und vier Wegelinien des Eifelvereins durchquerten das Gebiet von Ost nach West und acht von Norden nach Süden. Gerade der Kreis Daun zählt somit zu dem Raum, der von den Wanderwegen her am besten erschlossen ist. Und all diese sowie die vielen örtlichen Wanderwege werden von den Wegewarten gepflegt und markiert. »Das Aufstellen von Schutzhütten, das Auffinden neuer Aussichtspunkte und das Bereitstellen besserer Unterkunftsmittel, die in erster Reihe den Kurgästen zugute kommen, hat der Dauner Eifelverein mit Erfolg in die Hand genommen«, schrieb das Dauner Kreisblatt 1894.

1890 wurde durch den Verein das Heft »Daun und seine Umgebung«, eine geschichtliche und landschaftliche Schilderung mit Führer und Karte, für 30 Pfennig Kaufpreis erstellt. Im gleichen Jahr erschien dann als erstes Bildwerk dieser Art in Daun ein »Eifelalbum mit 12 Ansichten der schönsten Eifellandschaften nach neuen Aufnahmen«. Die »Tägliche Rundschau« in Berlin empfahl (daraufhin) 1891 sehr angelegentlich und ausführlich den Besuch der Eifel, besonders der Maare und der kleinen Stadt Daun selbst. Gegen das bekannte Vorurteil kämpfte sie an, indem sie kommentierte: »...Reichtum gibt es dort nicht, aber auch keine Bettelei; das biedere Volk verdient sich sein Brot in schwerer Arbeit selber.«

Heute ist die Literatur der Dauner Ortsgruppe ebenfalls von Bedeutung, gleich ob es sich um Bildbände, kunstgeschichtliche und historische Hefte, Liederbücher oder Hunderte von Aufsätzen über Daun und die Eifel handelt. Daneben werden Kontakte zu Funk und Fernsehen gepflegt, die bereits mehrmals über die Vereinsarbeit berichteten. 1913 ließen der Dauner Eifelverein und andere Eifelfreunde den Dronketurm erbauen, der auf Betreiben des Vereins 1988 restauriert wurde. Für viel Geld wurden dort bronzene Hinweisschilder angebracht, die bei allen Besuchern sehr willkommen sind. 1902 brachte der Dauner Eifelverein eine Wegkarte für die Stadt Daun heraus. 1906 folgte eine »Spezialkarte von Daun und Umgebung«, in den kommenden Jahrzehnten mehrere Ausgaben von Wanderkarten und vor kurzem ist es gelungen, zusammen mit dem Hauptverein eine neue Wanderkarte mit dem Maßstab 1:25000 herauszubringen. »Wenn sich der Eifelverein auch von einer direkten Förderung wirtschaftlicher Fragen bald wieder abwandte, so hat er doch mit . seinen vielseitigen Bestrebungen über das rein touristische Gebiet und dessen unmittelbare Folgen stets weit hinaus gewirkt. Dass die Eifel heute einen gewaltigen und jährlich stark anwachsenden Fremdenstrom aufnimmt, dass die kulturellen Fortschritte der Eifel im weitesten Sinne des Wortes immer deutlicher werden, das ist zu einem nicht geringen Grade der aufklärenden Arbeit, dem unermüdlichen Drängen und der werbenden Kraft des Eifelvereins zuzuschreiben. Hand in Hand mit den behördlichen Bemühungen auf wirtschaftlichem Gebiet wollte der Eifelverein das bisher so unbekannte Land touristisch erschließen. Durch den Fremdenverkehr sollten die Mittel zur allmählichen Aufbesserung der Wirtschaft in die Eifel gebracht und darüber hinaus namentlich die rheinische Bevölkerung für das schöne Eifelland mehr als bisher erwärmt und in Wechselwirkung hiermit die Eifelbewohner anregend und ermutigend beeinflusst werden. So war zu hoffen, dass auch die Heimatliebe in den Herzen der Eifeler gestärkt und ihre Schaffensfreude und der gesunkene Mut wieder aufs neue belebt wurden.« (Eifelheimatbuch 1913.)

Aber auch im Landschafts- und Denkmalschutz ist der Eifelverein sehr aktiv, ob es sich um die Pflege und Instandhaltung des Dauner Wehrbüsches mit dem Kriegerdenkmal, das durch den Eifelverein erbaut und mit Tafeln der Gefallenen versehen wurde, oder um die Instandhaltung der Flurkreuze, Dreese oder des Dauner Friedensbrunnens handelt. »Der hiesige Eifelverein, der in den letzten Jahren die Spuren der Nachkriegszeit allüberall beseitigte, hat am gestrigen Tage auch dem Moltke-Denkmal wieder seinen alten Schmuck verschafft und angebracht. Der Wiederguss der Plakette erfolgte in der Jünkerather Gewerkschaft« (Dauner Eifelzeitung, 18. 8.1926). Nicht zu vergessen die große Sternwanderung mit einer Protestdemonstration des Dauner Vereins am 4. 8.1933, die sich gegen den Bau einer Wirtschaft am Weinfelder Sattel wandte und die dazu führte, dass in diesem Jahr die Maarlandschaft zum ersten Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde. Die Dauner Ortsgruppe trug zur Unter-Denkmalschutzstellung des evangelischen Friedhofes, zu einer Änderung der Friedhofssatzung bei, monierte unsaubere Zustände in der Stadt, pflegte engen Kontakt zur Verwaltung und erreichte viele Verbesserungen.

Ein Neubeginn

Das Dritte Reich und der Zweite Weltkrieg waren über die Eifel und Daun gefegt, die Stadt lag in Trümmern und der Eifelverein war verboten. In Daun regierte die französische Besatzung. Alles und jedes musste durch sie genehmigt werden. So auch die Veranstaltungen des Dauner Eifelvereins. Und den gab es wieder seit Dezember 1948. Regierungsoberinspektor a. D. Josef Breyer, Hotelier Otto Hommes und Rektor Philipp Jobelius hatten beim französischen Militärgouvernement den Antrag auf Neugründung der Ortsgruppe Daun gestellt. Die Ziele der neuentworfenen Satzung, sorgfältig ins Französische übersetzt, lauteten:

1. Wirtschaftliche Hebung der Eifel, insbesondere des Ortes Daun durch Heranziehung des Fremdenverkehrs.

2. Förderung der Wanderbewegung.

3. Der Verein ist weder politisch noch konfessionell gebunden.

Der Dauner Eifelverein wurde genehmigt, mit 46 Mitgliedern begann der Neuanfang, heute hat er über 500 Aktive. Nun ging es langsam aufwärts. Mit Schwung und Elan, aber auch mit viel Mühe, persönlichem Einsatz und Kosten wurden Wanderwege wieder begehbar gemacht und neu beschildert. Es wurden Bänke aufgestellt, neue Mitglieder geworben und die Wehrbüschanlagen instandgesetzt. Wildwachsende und den Erholungssuchenden behindernde Hecken wurden zurückgeschnitten, die Schutzhütte »auf Hunert« neu gebaut, der Sauerbrunnen im Lehwald renoviert, Bombentrichter verfüllt, Literatur aufgelegt (»Vierzehn frohe Wandertage im Eifelstädtchen Daun«) und vieles mehr. 1984 gab sich der Dauner Eifelverein eine neue Satzung. Seit dieser Zeit ist er ein »eingetragener Verein, als gemeinnützig anerkannt«. Seine Satzung zeigt, wie sehr er noch die ursprünglichen Ziele des »Dauner Verschönerungsvereins 1869« und des »Eifelvereins 1888« berücksichtigt, aber auch wie viel umfangreicher und zeitgemäßer seine gestellten Forderungen sind: »Die Ortsgruppe dient ihrem Vereinsgebiet und vor allem der Eifel, ihrer Bevölkerung und allen, die hier Erholung und Entspannung suchen. Seine Aufgaben werden verwirklicht insbesondere durch

1. Heimatkundliche und kulturelle Tätigkeit

2. Umwelt- und Denkmalschutz

3. Strukturelle Förderung

4. Jugendarbeit

Die Eifelvereins-Ortsgruppen kommen ihrem Auftrag nach, ob Restauration oder Renovierung, bei der Herrichtung von Wanderwegen, Baumpflanzaktionen, bei Gästebetreuungen, bilderausstellungen oder Dichterlesungen, Exkursionen und Wanderungen, Heimat- und Brauchtumsabenden, bei Geselligkeiten wie an Karneval oder Weihnachten, bei der Pflege des Eifeler Dialekts. Die Saat ist aufgegangen. Um die Jahrhundertwende schämte sich der Eifler noch seiner Heimat. Der Eifelverein trug mit dazu bei, dass er heute Heimatbewusstsein und Heimatstolz besitzt. Das Gedicht von Hildegard Sebastian (1988 unterstreicht es:

Schön ist's an der Mosel

und schön ist's am Rhein,

doch bin ich stolz, ein Eifler zu sein.

Ganz gleich, wo du wanderst im weiten Rund,

die Schönheit der Eifel wird immer dir kund.

Die dunklen Wälder, die grünen Auen,

von herber Schönheit, du wirst sie erschauen.

Die Wege so steinig, die Berge hinan,

das Wild dir begegnet im grünen Tann;

die Bächlein so silbern im Wiesengrund

und seltene Blumen so herrlich und bunt.

Manch Dörflein an die Hänge gebaut -

die Menschen so freundlich und heimatvertraut. So, ehrlich, ist die Eifler Art, mit Frohsinn und Heiterkeit gepaart.

Du fühlst dich zu Hause, auch wenn du fremd; hier ist man so offen und nicht verklemmt;

hier versteht man zu feiern manch schönes Fest, wo man dich als Gast gerne mitfeiern lässt;

hier klingen die Lieder noch einmal so froh,

die alten und neuen, wie sonst nirgendwo.

Hier bin ich zu Hause, hier bin ich geboren.

Ich habe mein Herz an die Eifel verloren.

Hier will ich auch sterben, wenn ich muss geh'n,

dann sag ich der Eifel »Auf Wiederseh'n«

Schön ist's an der Mosel und schön ist's am Rhein, . doch ich bin stolz ein Eifler zu sein!