Eine schöne Bescherung!

Amanda Haagen, Gerolstein

Es war vor Jahren..., mit Kind und Kegel waren wir eingeladen, zusammen mit einem befreundeten Jagdpächter die Weihnachtsferien in dessen Feriendomizil zu verbringen.

»Alles, was hier kreucht und fleucht, ist mein«, pflegte er immer zu sagen. Dieses herrlich große Waldgrundstück mit einem hohen Zaun ringsherum, war weit und breit unter dem Namen »Die Römerschanze« bekannt. Da waren zwei geräumige Hütten, mit allem, was dazu gehört. Eingeheizt und gekocht wurde auf Großmutters Küchenherd. Holz gab's in Hülle und Fülle. Elektrisches Licht war tabu. Bei Kerzenschein saßen wir sehr gemütlich beisammen. Wasserleitung? Oh ja, die war geschickt mit meterlangen Gartenschläuchen von einer Quelle her ins Haus gelegt, man konnte sie innerhalb der Umzäunung über eine tiefe steinige Schlucht erreichen.

Dort löschte auch Zora ihren Durst. Zora war ein russisches Steppenpferd mit einem langen zottigen Winterpelz. Ein liebes Tier, aber die meiste Zeit sich selbst überlassen. Der Jagdhund, ein Deutscher Kurzhaar, mit dem ulkigen Namen Asterix, war natürlich auch mit von der Partie. Wir freuten uns so richtig auf besinnliche, ruhige Feiertage. Die Weihnachtsgans brachten wir bereits gebraten mit, sie musste nur nochmal aufgewärmt werden. Um diese naturbelassene Atmosphäre auch stilgerecht zu gestalten, schmückten wir den Christbaum mit kleinen rotbackigen Äpfeln, mit Walnüssen, da und dort roten Schleifchen und weißen Kerzen. Es war der schönste Christbaum, den ich je sah.

Wir brauchten nichts weiter, kein Radio, kein Fernsehen. Selbst sangen wir unsere Lieder: »Leise rieselt der Schnee... - Stille Nacht, heilige Nacht...«. Es war schon immer mein Wunsch, Weihnachten in einer stillen Waldeseinsamkeit zu verbringen. Kurz vor dem Schlafengehen spazierten wir "gemeinsam noch ein halbes Stündchen durch den nächtlichen Winterwald. Als wir zurückkamen, fanden wir Zora mitten in der Stube beim umgeworfenen Christbaum. Die roten Äpfel hatten es ihr angetan. Eine schöne Bescherung! Doch es sollte noch schlimmer kommen. Am ersten Feiertag spannten wir Zora vor die Kutsche, um eine morgendliche Ausfahrt zu machen. Asterix lief übermütig nebenher. Er blieb einmal da und dort sitzen, verbellte das Eichkätzchen, hob das Bein an einem Baum, lief mal voraus, mal zurück, doch mit einem Mal war er nirgends mehr zu sehen, geschweige denn zu hören. Bei unserer Rückkehr stand die Haustüre weit offen. Sie war zwar nie zugeschlossen, aber wir beeilten uns, Zora auszuspannen und die Kutsche in die Scheune zu bringen.

Noch eine Bescherung! Asterix war seelenruhig damit beschäftigt, die zum Aufbraten bereitgestellte Gans zu verspeisen. Wütend prügelten wir den Hund zum Haus hinaus, warfen die Tür zu und schoben den Riegel vor. Das noch Brauchbare von der Gans reinigten wir fein säuberlich und schoben es zum Aufwärmen in die Backröhre.

Dennoch wurden wir alle satt, begaben uns nach oben in die Schlafgemächer, um ein Mittagsschläfchen zu halten. Die Ruhe hielt nicht lange an. Ein Geräusch an der Haustüre -natürlich - wer anders, Asterix kratzte, scharrte und winselte. »Wollen mal nicht so sein«, sagte ich und schob den Riegel beiseite. Da stand er nun, der begossene Pudel, hob ein Pfötchen und noch ein Pfötchen, als wollte er sagen: Lass uns doch wieder gut sein! Und was er im Maul trug, legte er uns vor die Füße... Was war das denn? Ich schlug die Hände über dem Kopf zusammen! »Das darf doch nicht wahr sein!« Als wollte er seinen Fehler wieder gut machen! Es war ein wunderschöner Fasan, den er uns da nach Hause brachte. Na! Die Bescherung hätten wir uns nicht träumen lassen. Ob wir wollten oder nicht, Asterix wurde gelobt, gestreichelt und getätschelt, alles war wieder gut. Den Braten ließen wir uns am zweiten Feiertag vorzüglich schmecken. Auch Asterix bekam einen Happen.

Später lachten wir noch oft über die Bescherung mit Zora und Asterix. .. in des Waldes Einsamkeit.