Kernbeißer

(Coccothraustes coccothraustes) Heinz Hürth, Auel

Der Kernbeißer ist der größte Finkenvogel Europas und hat von allen Vertretern dieser Familie den mächtigsten Schnabel. Sein Gesang ist sehr dürftig und geht über einige Zicks oder Zieh-Rufe nicht hinaus. Diese Rufe hört man auch in dem halblauten Gezwitscher, das seinen Gesang ausmacht, immer wieder.

Trotz seines gedrungenen Körpers sind es immer noch 18 Zentimeter, die der klobig wirkende Vogel misst.

Kurzschwänzig mit dickem Kopf, der Schnabel ist blaugrau, in der Brutzeit wirkt er perlmutfarben, der Nacken grau, Kinn und Zügel schwarz, Rücken dunkel rotbraun. Die Flügel sind schwarz mit blauschillernden, verbreiterten und gelappten inneren Handschwingen und weißen Schulterflecken, Bürzel und Schwanz orangebraun, die Schwanzspitze weiß; im Winter ist der Schnabel gelb. Die Schwungfedern des Kernbeißers haben eine einzigartige Form und einen metallisch blauen Glanz. Die Farben sind beim Hahn sehr viel satter, gegenüber denen beim Weibchen.

Obwohl der Kernbeißer mit seinem großen Kopf und der weißen Flügelmusterung ziemlich auffällig ist, sieht man ihn nur selten, denn er ist sehr scheu und lebt vorwiegend in Baumkronen. Wer allerdings seine scharfen »Zicks«-Rufe kennt, wird eher auf den sitzenden oder fliegenden Vogel aufmerksam. Im Gegensatz zu anderen Finken ist der Gesang, wenn man überhaupt von einem solchen sprechen kann, nicht sehr schwierig zu unterscheiden, denn außer »Zicks und Ziek oder Jichz« wird nur eine klirrende und stammelnde nasale Aneinanderreihung von variierten Lauten zu hören sein. Man kann den Gesang dieses schön gefärbten Vogels als sehr wenig entwickelt bezeichnen, daher hat dieser auch eine geringe territoriale Bedeutung.

Jeder kennt im Frühjahr die Reviergesänge der Finken, zu denen auch der Kernbeißer zählt, aber bei ihm geht die Balz ruhig und versteckt vonstatten. Der Hahn nähert sich nur zögernd dem Weibchen, das häufig aggressiv reagiert, bis sich die Schnäbel an den Spitzen berühren. Einige Verbeugungen und Knickse sowie das Aufplustern des Kopf- und Brustgefieders sind in der Regel das ganze Ritual, Futterübergabe oder gar gegenseitiges Kraulen, wie es bei den meisten Finken üblich ist, sind selten zu beobachten.

Das Nest wird vom Weibchen allein in Laubbäumen hoch in den Spitzen oder in Sträuchern gebaut, dabei begleitet das Männchen es bei jedem Flug. Das Nest ist nicht immer werter- und sturmfest, wodurch viele Brüten verloren gehen. Auch Störungen beim Brutgeschäft werden in den meisten Fällen sehr übelgenommen und führen ebenfalls zu Brutverlusten. Bei der Fütterung der Jungen wird das Weibchen vom Männchen unterstützt, in den ersten Tagen hauptsächlich mit Insekten. Die jungen Kernbeißer verlassen oft schon nach zehn Tagen das Nest, sind dann aber sehr gefährdet, weil sie noch nicht voll flugfähig sind. In der Regel werden im Jahr zwei Brüten getätigt, bei Gelegeverlusten auch drei. Die Jungvögel haben eine besondere Gefiederzeichnung, die kein anderer Finkenvogel zeigt, nämlich halbmondförmige Flecken auf der Unterseite.

Die Nahrung des Kernbeißers besteht vorwiegend aus Kernen von Früchten, großen Samenkörnern, Mehlbeeren und Bucheckern, aber auch Insekten, wie besonders hartschalige Käfer und deren Larven sowie Raupen und Blattläuse. Weil er gerne Obstplantagen und hier besonders Steinobst wie Kirschen und Pflaumen aufsucht, ist er nicht besonders beliebt bei deren Besitzern. Für das Fruchtfleisch interessiert er sich nicht, ihm geht es nur um die Kerne, dem entsprechend saftverschmiert sieht ein Kirschbaum nach dem Besuch des Kernbeißers Erbsenfelder sind ebenfalls ein beliebter Futterplatz, besonders junge Schoten und deren Inhalt sind eine Lieblingsspeise dieses Finken.

In der Eifel ist der Kernbeißer Brutvogel, an den Futterstellen im Winter immer zu sehen, und wegen seines großen Schnabels verschafft er sich den nötigen Respekt. Er ist kein Kämpfer, kein Streiter, kommt mit den gefiederten Artgenossen durchaus zurecht. .