Eulen aus dem Eifeldorf

In Sassen lebt und arbeitet der »Eulen-Müller«

Brigitte Bettscheider, Kelberg - Zermüllen

Eulen sind klassische Sprichwortvögel. So entstammt die Redewendung »Eulen nach Athen tragen« im Sinne von »Etwas Überflüssiges tun« der Komödie »Die Vögel«, die - lange vor Hitchcock - von dem griechischen Bühnenautor Aristophanes geschrieben und 414 vor Christus uraufgeführt wurde. In Athen war die Eule damals so gewöhnlich und oft vorkommend wie in unseren Breiten heute die Amsel, und deshalb wird es in dem Stück auch für überflüssig erklärt, weitere Eulen in die Stadt zu bringen. Außerdem gab es in Athen nicht nur Eulen zoologischer Art, sondern auch noch numismatische und religiöse. Sie war auf athenische Münzen geprägt, und die wurden volkstümlich »Eulen« genannt. Ferner war der großäugige Nachtvogel als heiliges Tier der lokalen Schutzgöttin Pallas Athene in unzähligen Bildtafeln und Steindenkmälern im Stadtbild präsent. Athene hatte auch den Beinamen »Die Eulenäugige«, und sie war von besonderer Klugheit. Seither gilt die Eule als Symbol von Weisheit und Klugheit.

In der kleinen Gemeinde Sassen bei Kelberg »wimmelt« es nur so von Eulen. Da lebt und arbeitet -in dem Anwesen an der Ecke Brunnenstraße/Sommergarten - der Bildhauer Erich Müller. Eulen sind sein Markenzeichen, und sie haben ihm schon vor Jahren die Bezeichnung »Eulen-Müller« verschafft. Mittlerweile sind Müllers steinerne Vögel zu begehrten Sammelobjekten geworden. »Ein Mann aus Düsseldorf hat 18 Eulen von mir in Haus und Garten«, erzählt der Bildhauer. Auf Kunsthandwerkermärkten in Düsseldorf und Bonn, im Schwarzwald und in Belgien sind die Steineulen aus der Eifel der »Renner«. Basaltlava aus Mayen sowie roter Sandstein aus Kyllburg und gelber Sandstein aus Udelfangen sind das Material, aus dem die Eulen ihre Gestalt bekommen. Seit 1989 entstehen die steiner-

nen Nachtvögel mit dem krummen kurzen Schnabel und den großen Augen in Müllers Werkstatt in dem ehemaligen landwirtschaftlichen Anwesen. Damals hatte sich Erich Müller durch die Begegnung mit dem Monrealer Bildhauer Fritz Meurer und dessen »Spezialität« - Eulen und Indianerköpfe - inspirieren lassen und sich selbst ans Werk gemacht. Etwas künstlerisch vorbelastet war Erich Müller schon, hatte er doch nach dem Besuch der Volksschule in seinem Geburtsort Mannebach eine Goldschmiedelehre in Vallendar absolviert. Sein Vater war Diamantschleifer gewesen. Allerdings hatte er sich bald nach der Gesellenprüfung einer ganz anderen Tätigkeit zugewandt. »Um mehr Geld zu verdienen, habe ich jahrelang als Kran- und Lastwagenfahrer gearbeitet«, erzählt der heute 46jährige Vater von drei Töchtern. In den ersten fünf Jahren nach 1989 stellte Erich Müller ausschließlich Eulen her und verkaufte sie auf Kunsthandwerkermärkten in ganz Deutschland. Dann entdeckte er den Basalt auch als Material für Brunnen und Pflanztröge, für Vogelhäuschen und Laternen, und auch die sind begehrt. Besonderheit der Brunnen sind die deutlich erkennbare Findlingsform, Kaskaden und Pflanzbecken.

Erich Müller rüstet sie selbst mit einer Umwälzpumpe aus und stellt sie an der gewünschten Stelle in Hof und Garten auf. Und daß sich auch auf den Trögen und Brunnen hin und wieder eine Eule findet, ist eben typisch »Eulen-Müller«.