Von kila bis Rockeskyll

Wilhelm Tarter, Rockeskyll

Am 14. Juni 1998 feierte das Eifeldorf Rockeskyll sein 900jähri-ges Jubiläum. Was immer bei solchen Anlässen zu sagen ist, gilt auch hier: eine Siedlung ist wesentlich älter als ihre erste urkundliche Erwähnung. Im Falle von Rockeskyll gibt es zwei Urkunden des Kaisers Heinrich IV., in denen »kila« erwähnt wird: eine Urkunde für das Kloster St. Arnulf/Metz aus dem Jahre 1084 und eine aus dem Jahre 1098, wo dem Stift St. Simeon/Trier seine Besitzungen in 57 Orten, unter anderem in »kila«, bestätigt werden.

In beiden Fällen dürfte wohl die Siedlung mit dem späteren Namen Rockeskyll gemeint sein. Dies gilt insbesondere für das kila der älteren Urkunde, weil St. Arnulfus, die ehemalige und inzwischen verschollene Kirche auf dem Arensberg bei Walsdorf in der Nachbaischaft von Rockeskyll lag.

Abgesehen von der alten urkundlichen Bezeichnung für Rockeskyll ist bemerkenswert, dass der Ort auch heutzutage noch von den älteren Bürgern als »Kyll« bezeichnet wird und in den Nachbarorten ebenso von den »Kyl-

lern« die Rede ist. Der Hausberg von Rockeskyll, ein beachtlicher Vulkanberg, der für geologisch Interessierte viel zu bieten hat, unter anderem einen aufgeschlossenen Lavasee, trägt den Namen Kyller Kopf (555 m). Und auf der Wasserscheide zwischen der Hillesheimer Kalkmulde und dem Kylltal liegt die Kyller Höhe (573 m). Darüber verlief die alte Heerstraße und spätere Römerstraße. Im Neubaugebiet von Hillesheim sind Straßen nach der Kyller Höhe benannt. Die Lammersdorfer nennen eine Talmulde in ihrer Gemarkung »Kyller Dahl«.

Rockeskyll besaß seit dem 15. Jahrhundert das Marktrecht. Der ehemalige Marktplatz befand sich unter den drei alten, als Naturdenkmal geschützten Eichen am südlichen Ende des Dorfes. Die Märkte wurden abgehalten am Dienstag nach der Kirmes, dem Bartholomäustag. Die letzten Märkte wurden noch in den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts veranstaltet. Der Pfarr- und Marktort Rockeskyll war noch bis zum Jahre 1932 Sitz einer Bürgermeisterei, zu der die Gemeinden Berlingen, Essingen, Gees, Hohenfels, Pelm, Rockeskyll und Roth gehörten. Im 15. Jahrhundert wurde die Rockeskyller Kirche im gotischen Stil erbaut. Ihre heutige Gestalt und Ausstattung erhielt sie im 18. Jahrhundert. Dazu gehört auch das alte Geläute, das unter dem tatkräftigen Pastor Matthias Michels angeschafft wurde. Ein Glücksfall für die Pfarrei war auch der Pfarrer Martin Raab, welcher die Wende von der Kurfürstenzeit zur Franzosenherrschaft miterlebte, als Rockeskyll Sitz einer Mairie wurde. Als kluger, gebildeter Geistlicher, der auch schriftstellerisch tätig war, genoß er sowohl das Ansehen des Kurfürsten Clemens Wenzeslaus als auch der letzten arembergi-schen Gräfin.

In den letzten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts hat die Gemeinde Rockeskyll, welche wirtschaftlich vom Basalt- und späteren Vulkansandabbau am Kyller Kopf profitierte, viel an der Sanierung der Ortssubstanz gearbeitet und inzwischen bei mehreren Wettbewerben der Dorfverschönerung gesiegt.

Die intakte Dorfgemeinschaft von rund 300 Einwohnern zeigt sich alljährlich auf dem weithin bekannten Umzug am Erntedankfest.

Als Rockeskyll seine 900-Jahr-Feier veranstaltete, zog es wieder viele begeisterte Gäste in das schmucke Eifeldorf. Mit zahlreichen Aktivitäten unter dem Motto »Wie es früher einmal war« präsentierte sich der Pfarrort und ehemalige Bauernmarkt in der Vulkaneifel, zwischen Gerolstein und Hillesheim gelegen.

Quellen:

- Heimatbuch Das Eifeldorf Rockeskyll, 1993

- Festschrift 900 Jahre Gemeinde Rockeskyll, 1998