Geschichte

Meist mahlte man '' Muckefuck ''

Kaffeeröster sind kaum noch bekannt

Gertrud Knobloch, Bonn

Sicher existiert heute noch in diesem oder jenem Heimatmuseum oder auf ländlichen Speichern hier und da ein Gerät, wie sie bis in die dreißiger Jahre und im Kriege dann wieder auf dem Lande in jedem Haushalt gebraucht wurden: eine Trommel zum Kaffeerösten.

Diese Geräte sahen aus wie Blechpfannen mit fest aufgearbeitetem Deckel. An einem Teil des Deckelrunds befand sich ein Schieber zum Einfüllen der Kaffee-Rohware in die Apparatur. Im Innenraum drehte sich ein Rührinstrument zum Durchrühren zwecks gleichmäßiger Röstung. In meiner Erinnerung war das ein dreiteiliges Flügelrad, das an einem rundgebogenen Griff, den wir als »Schwengel« bezeichneten, gedreht werden musste.

Viele Hausfrauen werden bei der Apfelernte vermehrt ein Passiersieb mit »Innenleben« benutzen, das man allgemein auch als »Flotte Lotte« bezeichnet. So ähnlich hat man sich das Rührteil im Kaffee-Röstapparat vorzustellen, das dazu diente, die Kaffeebohnen wie den Roggen und die Gerste, die ebenfalls darin geröstet wurden, gleichmäßig durch einander zurühren und allmählich zu bräunen. Vielleicht taucht hier und da auf Flohmärkten noch ein solcher Apparat auf, ohne dass »Uneingeweihte« der jüngeren Generation recht wissen um was es sich dabei handelt, so gründlich kamen die Dinger inzwischen aus der Mode, die unsere Großeltern noch unentbehrlich fanden.

Zwar gab es auch damals schon fertig gerösteten Kaffee zu kaufen und das meistens in schönen und begehrten Blechbüchsen. Mit Sicherheit aber war er viel teurer als der helle Rohkaffee, den die Großmütter kauften und immer wieder vor Gebrauch in dem Kaffeeröster selbst entsprechend frisch rösteten. Dabei wurde äußerst sorgfältig vorgegangen. Das Rühren durften in diesem Fall die Kinder nur selten übernehmen und nur dann, wenn die Rösterin kurzfristig abberufen wurde. Denn Kaffee, echter Bohnenkaffee war so kostbar, dass jede Bohne sorgfältig gesucht wurde, die beim Einfüllen etwa daneben fiel. Weder zu hell noch zu dunkel durfte der Kaffee gebrannt werden. Deshalb musste auch das Herdfeuer bei dieser Prozedur sorgfältig reguliert dass »echter Bohnenkaffee« gebrannt wurde, war allerdings die große Ausnahme. Er kam nur an Sonn- und Festtagen auf den Tisch und wenn Besuch kam. Meistens wurde im Röstapparat »Korn« (Roggen) oder Gerste (Malz) geröstet für ein Getränk, das man Korn- oder Malzkaffee nannte oder respektlos »Muckefuck«.

Allerdings entfiel letztere Bezeichnung eher auf den später mehr und mehr in Gebrauch kommenden fertigen »Kaffee-Ersatz«, in dem besonders in der Kriegszeit von Korn und Malz wohl wenig die Rede sein konnte. Ich hatte vielmehr den Verdacht, dass es sich hierbei eher um geröstete kleingemahlene Rübenschnitzel handelte. Doch war er so preiswert, dass selbst Roggen und Gerste, da viel wertvoller als dringend gebrauchtes Brotgetreide, zum Kaffeerösten zu kostbar wurden.

Heute, wo der Bohnenkaffee spottbillig ist im Vergleich zu früheren Zeiten, wo er gut das Doppelte oder Dreifache kostete, kann man sich ein Leben ohne die »gute Tasse« gar nicht mehr vorstellen. Trotzdem: früher genoss der Bohnenkaffee ein besseres Ansehen wie alle Dinge, die man nicht täglich in beliebiger Menge bekommen und konsumieren kann.

Wer einmal gesehen hat, wie mühsam der Kaffee von Kleinbauern noch angebaut, geerntet, sortiert und getrocknet wird, der kauft ihn gerne auch einmal in Dritte-Welt-Läden wo er etwas mehr kostet.