Der Maare-Mosel-Radweg

Eröffnung des ersten Abschnittes in der Verbandsgemeinde Daun

Günter Schenk, Gillenfeld

Was lange währt...! Dieses Sprichwort aus alten Tagen passt zwar nicht mehr so recht in unsere hektische und schnellebige Zeit, in der am besten alles gestern erledigt sein sollte, doch verlangen auch heute noch einige Entwicklungen mehr als ein Maß an Geduld. So ist denn auch tatsächlich fast ein Jahrzehnt von den ersten Ansätzen zur Planung eines Radweges auf der früheren Bahntrasse bis zur Fertigstellung des erstes Abschnittes vergangen. Der lange Weg - mit all seinen Problemen, die insbesondere durch das Grundstücksgeschäft mit der Bahn geprägt waren - von 1990 bis zum Beginn der Bauarbeiten ist in der vorjährigen Ausgabe des Heimatjahrbuches und in der Broschüre »25 Jahre Verbandsgemeinde Daun« beschrieben.

Beginnen wir also das folgende Kapitel mit einem nicht unwichtigen Ereignis. Am 21. Oktober 1997 erhielt das Kind seinen Namen. Vertreter aller Träger und Beteiligten tauften den bisherigen »Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse« in einer gemeinsamen Gesprächsrunde in Manderscheid auf den Namen

»Maare-Mosel-Radweg«. Das Taufkleid in Form eines schicken Logos verlieh ihm Heinrich Schröder vom Projektbüro Wittlich des Straßen- und Verkehrsamtes Gerolstein. Mit den zwei »M« in den Fahrradgestellen symbolisiert das Logo, das den Radweg in der Wegweisung als auch in der Vermarktung begleitet, seinen Namen. Darüber hinaus stilisiert die blaue Kappe des einen Radfahrers die Eifelmaare und der blaue Schal des anderen das gewundene Band der Mosel. Baulich lief es zwischenzeitlich zügig weiter. Noch vor dem Winter 97/98 konnte der Belag von der Kreisgrenze am Holzmaar bis zum Tunnel bei Mehren aufgebracht werden. Innerhalb des Tunnels war zum Schütze der überwinternden Fledermäuse Bauruhe bis zum April 98 verordnet. Dann wurden auch hier die Arbeiten fortgeführt. Mit dem Einziehen einer Zwischendecke auf 50 m Länge soll auch künftig den in ihrer Art bedrohten Fledermäusen der Tunnel als »Wohnstube« erhalten bleiben. Übrigens hat mit der hier vorkommenden weltweit einzigartigen Fledermausspezies, dem »Großen Schlitzohr«, der Tunnel auch seinen Namen gefunden. Den restlichen Belagsarbeiten bis zum Bahnhof Daun schlössen sich landespflegerische Maßnahmen, die Gestaltung und Möblierung der Rastplätze sowie die Beschilderung an. Es wurde zwar schon etwas knapp, aber trotzdem konnte die termingerechte Fertigstellung eingehalten werden.

Und damit zeichnete sich für die Verbandsgemeinde Daun und alle, die an der Entstehung und dem Bau des Radweges beteiligt waren ein großer Tag ab: Am 28. Mai 98 sollte die Verkehrsfreigabe und Eröffnung erfolgen. Wie seinerzeit die Fertigstellung der Bahnlinie groß gefeiert wurde, so wollte man nun der Bedeutung des Projektes gerecht werden und der neuen Nutzung als Radweg einen gebührenden Rahmen setzen.

Nach fieberhafter Vorbereitung war der große Tag gekommen. Petrus, wohl auch ein Mäzen des Radweges, ließ die schwarzen und regenbeladenen Wolken verschwinden und zauberte nachmittags ein sonnenüberflutetes Frühlingsbild in den herrlichsten

Veranstaltungen am Pfingst-Sonntag (31. 5.), »Bunte Kinderwelt« am ehemaligen Bahnhof Udler-Saxler

Farben. Im Fahnen- und Blumenschmuck präsentierte sich der Dauner Bahnhofsplatz, an dessen Ende noch das rote Band die Einfahrt in den Radweg hinderte. Um 17.00 Uhr war es dann soweit. Der Bahnhofsplatz hatte sich gefüllt - und fast alle Gäste hatten, der Einladung folgend - ihr Fahrrad mitgebracht. Den Klängen der TMG-Bigband schlössen sich Eröffnungsworte von Bürgermeister Werner Klöckner, Landrat Albert Nell, dem Leitenden Baudirektor Hans Gaß und dem aus Mainz angereisten Staatssekretär Ernst Eggers an. Dechant Ludwig Gödert und Pfarrer Hans Jürgen Schank segneten die Strecke, ehe der Schüler Jürgen Klöckner das Band per Scherenschnitt durchtrennte. Auf dem nun offiziell freigegebenen Radweg drängten sich die Festgäste zur »Jungfernfahrt«, die von Daun nach Gillenfeld führte. Über 250 Radler - darunter, neben allerlei Polit- und sonstiger Prominenz, auch der Ex-Rad-Profi Raimund Dietzen - gestalteten den Festkorso. Im Verlaufe der Tour über das 30 m hohe Viadukt, durch den 560 m langen Tunnel und auch auf der weiteren Strecke hieß es achtgeben, denn ein Quiz begleitete die Jungfernfahrt und ließt die aufmerksamen Fahrer interessante Preise erwarten.

In Gillenfeld hatte man die Bahnhofstraße herausgeputzt und zur Bewirtung der Gäste hergerichtet. Ortsbürgermeister Roden und der Musikverein grüßten mit frohen Worten und munteren Weisen. Offensichtlich war die Jungfern- • fahrt doch recht strapaziös, denn die körperliche Erfrischung durch Essen und Trinken hielt die Festrunde lange zusammen. Es entwickelte sich eine regelrechte Volksfeststimmung, die Paralellen zu der ersten Bahnfahrt am 30. November 1909 ziehen ließ. Die seinerzeitigen Ereignisse hat der damalige Arzt und Eifelvereinsvorsitzende in Gillenfeld, Dr. med. Schräge, in blumigen Worten festgehalten. Auch damals fand die Eröffnungsfahrt in Gillenfeld einen feuchtfröhlichen Ausklang. Manches Glas muss geleert worden sein, denn, so schreibt Schräge, »die Köpfe der Festgäste glühten mehr als die neue Lokomotive. Zu später Stunde bewegte sich ein >Geisterzug der Letzten und Hartgesottensten durch Gillenfeld. Und das >Maarmännchen< soll dabei einige gesehen haben, denen ein kühles Bad im Pulvermaar gut getan hätte«.

Dasss man dem bei der Radwegeeröffnung nicht nachstand oder gar eins draufsetzte, soll nun hier auch dokumentiert werden. Es bewegten sich mehrere »Geisterzüge« durch Gillenfeld, einige sogar auf ihren fahrbaren Untersätzen, den »Drahteseln«, die mit ihren Reitern die tollsten Kapriolen vollführten. Unendlich lang und attackenbeladen muss sich der Rückzug der Ellscheider Delegation gestaltet haben. Der letzte »Geisterzug« löste sich am folgenden Mittag auf. Und dass die Köpfe nicht gar so arg glühten, ließ das »Maarmännchen« einige kühlende Gewitterschauer über sie niedergehen.

Der 28. Mai 1998 war ein schöner Tag, der mit einer gelungenen Eröffnung des »Maare-Mosel-Radweges« lange in guter Erinnerung bleiben wird. Doch damit sollte es nicht getan sein. Die Verbandsgemeinde hatte sich zum Ziel gesetzt, weitere Eröffnungsfestivitäten auf das folgende Pfingstwochenende auszudehnen. Ein möglichst großes und vielseitiges Programm sollte recht viele Besucher zum neuen Radweg führen und für eine entsprechende Publicity sorgen.

Radsport (Einzelzeitfahren) am 30. Mai 1998

 

So stand der Samstag im Zeichen des Sports. Ein Radweg spricht natürlich zunächst für Radsport. Und den zu präsentieren ermöglichte der Radsportclub »Stahlross« Wittlich. Über 100 Radsportler fanden sich auf deren Ausschreibung hin am Bahnhof Daun ein, um ab 14 Uhr ihr Können und ihre Stärke in einem Einzel-Zeitfahren zu messen. Nach vier Klasseneinteilungen wurde die Zeit über die 11 km lange Strecke mit Ziel in Gillenfeld gewertet. Den Streckenrekord fuhr Markus Kersten vom RSC Wittlich mit 14.34 Min. Doch dass der Radweg auch anderen Sportarten zuträglich sein kann, zeigte der erste »Maare-Mosel-Lauf«, der mit Unterstützung des Sportvereins Mehren sein Debüt fand. Kaum, dass in Gillenfeld die Räder zum Stillstand kamen, gingen in Daun die Läufer an den Start. Der Jugend- und Jedermannslauf hatte mit 5000 m sein Ziel am Bahnhof Schalkenmehren. Über die volle Distanz von 11000 m bis Gillenfeld ging der Hauptlauf. Die Siegerehrung sah in der Gesamtwertung Patrick Lohberg mit 18:16 Min. über 5000 m und Viktor Lieder mit 42:03 Min. über 11000 m auf dem Podest. Allgemeine Begeisterung, bei den Zuschauern wie auch bei den Akteuren, krönte diesen Tag und forderte eine Neuauflage oder die feste Installation von Sportveranstaltungen dieser Art auf dem Radweg. »Alles radelt, sieht und erfährt viel...«!

Dieses Motto sollte das Geschehen am Pfmgstsonntag auf dem Radweg bestimmen und tat es auch. Ein tolles Angebot an In-

1. Maare-Mosel-Lauf

formationen, Aktionen und Attraktionen links und rechts des Radweges lockte viele Besucher zu einem Pfingstausflug per Velo. Auf dem Bahnhofsplatz Daun zeigte eine große Ausstellung alles, was mit Fahrrädern, dem Radsport und seinem Drumherum in Verbindung steht. Nostalgische Hochräder waren ebenso zu bestaunen wie Bikes neuester Technik. An den Übergang von der Schiene zum Radweg erinnerte die Präsenz der Eisenbahnfreunde. Deren Modelleisenbahn fand eine naturgetreue Ergänzung durch einen auf dem noch intakten Gleis von Mayen einlaufenden Personenzug. Das Radler-Restaurant engagierte sich um das leibliche Wohl und ein Heissluft-Balloning-Team vermittelte, wie der Radweg aus der Vogel-Perspektive anmutet. Auch der Schalkenmehrener Bahnhof war an dem Tag wieder mit Leben erfüllt. Lukullisches für den Radlergaumen, eine Fotoausstellung mit eindrucksvollen Motiven der Vulkaneifel, Einblicke in das alte Handwerk des Glocken- und Bronzegusses; all das animierte den Radler zum Verweilen.

In Schalkenmehren war das Heimwebereimuseum geöffnet und man erlebte die handwerkliche Stoffproduktion früherer Tage. Die Unbedarften des »Weißen Sports« 'konnten am Tennisplatz Schalkenmehren in diesen hineinschnuppern.

Besondere Stimmung legten die Mehrener Alphornbläser über den Radweg und das Tal, als sie am späten Nachmittag von der Senheldhöhe ihre monströsen Instrumente ertönen ließen. Umwelt- und Naturschutz vermitteln die nächsten Stationen. Die Kläranlage Mehren/Schalkenmehren hatte ihre Tore geöffnet und demonstrierte modernste Technik der Abwassereinigung. Über die Besonderheiten der nahe am Radweg liegenden Naturschutzgebiete »Mürmes« und »Sangweiher« informierte die Dauner Ortsgruppe im Naturschutzbund Deutschland am Rastplatz Sangweiher. Zu ständigen Verkehrsstau's auf dem Radweg führte der Betrieb auf dem Rastplatz Udler. Spielgeräte, Schminkstudio, Wurstbude, Leckereien und die Abflugrampe beim Luftballonwettbewerb hatten den früheren kleinen Bahnhof in eine bunte Kinderwelt verwandelt, von der sich die Kleinen nur ungern verabschiedeten.

In Gillenfeld hatte man sonntags den Festplatz am Feuerwehrgerätehaus zusätzlich einbezogen. Ein Bauernmarkt, auf dem die entlang des Radweges liegenden Selbstvermarktungsbetriebe ihre Produkte anboten, lud zum Schauen, Kosten und Kaufen ein. Von der begleitenden Jung- und Kleintierschau waren besonders die Kinder begeistert. Ein örtliches Fahrradgeschäft präsentierte seine Leistungen in Handel und Service. Minigolf, Freischach oder Kaffee und Kuchen auf der Freiterrasse rundeten das Programm in Gillenfeld und damit der gesamten Exkursion ab. Nach den Eröffnungsfeierlichkeiten mit überaus positivem Echo kehrte der Alltag ein; auch auf dem Radweg. Doch um so erfreulicher, dass

 

auch der den Radweg nicht vergessen ließ, sondern ihm eine sehr gute Frequenz mit einem ständig steigenden Beliebtheitsgrad bestätigt. Nicht nur am Wochenende, sondern auch wochentags wird das erste Teilstück des »Maare-Mosel-Radweges« von Radlern aller Couleur genutzt.

Er ist also gelungen, der Übergang vom »Dampfroß« zum »Drahtesel«.

Hoffen wir, dass sich die nächsten Abschnitte im Nachbarkreis bald anschließen und noch in diesem Jahrtausend durchgängig von den Maaren bis zur Mosel geradelt werden kann.

Eröffnung des Radweges am

28. Mai 1998, Durchtrennung des

Bandes und Start zur Jungfernfahrt

Ideal für die ganze Familie: Der »Maare-Mosel-Radweg«