Naturkundemuseum Gerolstein-

Naturerbe interaktiv entdecken

Marie-Luise Frey

Waren Sie schon einmal im Naturkundemuseum in Gerolstein? Nein? Sie hatten noch nie Zeit dazu? - Ausgestopfte Tiere gibt es da, denken Sie!? Fehlanzeige! Und wie!

Sehen Sie selbst, ob Sie das schon wussten oder kannten. Sie sollten es aber wissen, um es weiter zu erzählen!

Geognostisches Museum des Rheinlandes als Vorläufer des Naturkundemuseums

Etwas Besonderes ist das Naturkundemuseum in Gerolstein schon. Es ist zum einen das ehemalige Rathaus der Stadt Gerolstein, das 1710 erbaut wurde; zum anderen lag es direkt neben dem ersten Geognostischen Eifelmuseum des Rheinlandes, das im Hotel Heck, im Jahr 1903 vom Hotelbesitzer Heck zusammen mit dem Schulrektor Stefan Dohm, eingerichtet wurde.

Zu Beginn des Jahrhunderts war es ein bekannter Treffpunkt für Geologen und Künstler in der Eifel. Darin zeigt sich bereits die enge Verflechtung zwischen der Schönheit der Gerolsteiner Landschaft, Feriengästen und dem Bedürfnis der Besucher, diese Landschaft besser kennen zu lernen. So waren schon im Geognostischen Museum Besonderheiten aus der Region zu sehen, welche die wissensdurstigen Gäste in Erstaunen und Begeisterung versetzten.

Es waren Überreste aus einer längst vergangenen Epoche der Erdgeschichte, die das Gerolsteiner Land als einen ehemaligen Meeresbereich auswiesen.

Wandbild der Lebewelt der Devonzeit, künstlerische Darstellung,

Das Naturkundemuseum ist entstanden

Die damals reichen und ungewöhnlichen Funde von versteinerten Lebewesen an der Erdoberfläche, etwa auf Feldern, haben diese Region wissenschaftlich weltweit berühmt gemacht. Es gibt heute kaum ein naturkundliches Museum, in welchem nicht Versteinerungen aus der Gerolsteiner Kalksteinmulde zu finden sind. Selbstverständlich hatten auch die Bewohner von Gerolstein und dessen Umgebung schnell begriffen, was die Besucher interessierte. So ist es nicht verwunderlich, dass nach dem Verlust des Hotels Heck mit seinem Geognostischen Museum, der Wunsch nach einem neuen Museum die Gerolsteiner Bürger beschäftigte. Dennoch hat es bis in die 80er Jahre gedauert, genau bis zum 9. Mai 1987, dem Tag, an dem das heutige Naturkundemuseum im alten Rathaus der Stadt Gerolstein zunächst mit den Abteilungen Mineralogie und Paläontologie, eröffnet wurde. Zu verdanken ist dies einer Gruppe von aktiven und engagierten Bürgern, welche von der Landschaft und ihren Schätzen aus der erdgeschichtlichen Vergangenheit in ihren Bann gezogen wurden. Viele von ihnen haben dem Haus zahlreiche Fundstücke als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt oder sie gestiftet und unterstützen heute noch die Arbeit des Museums. Die beiden Abteilungen wurden zunächst vom Mineralogen Dr. Wahba fachlich eingerichtet und betreut. Als gute Museumsgeister haben ihn zuerst fünf, dann vier Mitarbeiter unterstützt. Sie haben die Gäste täglich freundlich empfangen und ihnen Hinweise zur Ausstellung gegeben.

Den Besuchern wurden zunächst auf einer Fläche von etwa 200 Quadratmetern und über zwei Etagen erdgeschichtliche Zeitzeugen, Minerale und Gesteine des Gerolsteiner Landes, wie auch ausgenommen große, farblich vielfältige und schöne Mineralstufen aus Italien präsentiert. Nach einem Wechsel in der fachlichen Betreuung ist die Ausstellung unter der Leitung der Diplom-Geologen G. und D. Jung durch paläontologische und archäologische Fundstücke bis Ende 1992 ergänzt worden.

Das Naturkundemuseum heute -Naturerbe aktiv entdecken und schützen

Der konsequente Ausbau des Museums seitens der Stadt Gerolstein führte im Jahr 1994 zur Eröffnung der interaktiv gestalteten Abteilungen Wald und Archäologie. Sie sind im Dachgeschoss des ehemaligen Rathauses auf einer Fläche von etwa 60 Quadratmetern eingerichtet. In der Archäologie sind Fundstücke aus Feuerstein verschiedener Herkunft, Klopfsteine, Tongefäßscherben von Mitgliedern des Archäologischen Vereins Gerolstein ausgestellt. Daneben zeigen rekonstruierte Pfeile mit Bogen, in welchen diese Materialien enthalten sind, und Mühlsteine alltägliche Arbeitsgeräte unserer Vorfahren. Einblicke in die Welt unserer menschlichen Vorfahren, die im Gerolsteiner Land gelebt haben, werden durch Großbilder gegeben. Ein Zeitpfeil, der an der Decke entlang verläuft, zeigt dem Besucher, welche Pflanzen und Tiere zur jeweiligen Zeit vor vielen Tausend Jahren in der Eifel gelebt haben. Kulturgeschichtliche Vergangenheit als Teil des regionalen Naturerbes hautnah erfahren, ist hier möglich. Die Abteilung Wald ist mit Fühlboxen, einem Baum mit Vögeln, deren Gesang auf Knopfdruck abrufbar ist, oder dem Mikroskopierbereich für junge Forscher und anderen Einheiten ein besonderer Anziehungspunkt für Schüler, Eltern mit Kindern und Erwachsene. Die Besucher können hier selbst aktiv werden und den Lebensraum Wald mit seinen Tieren, Pflanzen und seiner Entwicklungsgeschichte in der Gerolsteiner Region kennen lernen. Übrigens - das Naturkundemuseum ist kinderfreundlich! Es gibt zwei Kinderecken im Museum, die eine im Eingangsbereich und die andere in der Waldabteilung, die zum Malen oder Spielen sehr gerne genutzt werden. Den Eltern ermöglichen sie einen ungestörten Rundgang durch das Haus. Seit dem Jahr 1996 beherbergt das Naturkundemuseum durch eine großzügige Schenkung von Herrn Martin Krämer auch eine umfangreiche Schmetterlingssammlung, die erstmals im Rahmen der Ausstellung »Wunderwerke zwischen Himmel und Erde« mit ihrer phantastischen Färb- und Formenpracht die Besucher begeisterte und ihnen gleichzeitig etwas über Schutz und Lebensraum dieser filigranen Lebewesen berichtete.

Organisation des Naturkundemuseums und kurzer Rundgang

Seit 1996 obliegt der Geschäftsführung der Touristik und Wirtschaftsförderung Gerolsteiner Land GmbH die Leitung und Vermarktung des Museums, ebenso diejenige des GEO-Parks der VG Gerolstein. Im Zuge der Intensivierung der In-Wert-Setzung aller geschaffenen GEO-Einrichtungen werden die vorhandenen Abteilungen in sachkundigen Museumsführungen vorgestellt. Sie sind ebenfalls seitens des Forstamtes Gerolstein wie auch dem GEO-Park der VG Gerolstein intensiv in Programme eingebunden und werden von vielen Schulklassen aus allen Teilen Deutschlands und des benachbarten Auslandes genutzt. Beim Besuch des Naturkundemuseums wandert der Gast gewissermaßen vom Erdinnern und den Gesteinen, die aus größeren Tiefen unter diesem Teil der Eifel stammen, etwa Olivinbomben oder Gesteinsstücken, die aus glutflüssiger Gesteinsschmelze entstanden sind, mit jeder Etage in das der Erdoberfläche näher gelegene Stockwerk. So trifft der Interessierte zunächst neben den charakteristischen Gesteinen und Mineralen auf Besonderheiten wie Verglasungen aus vulkanischen Bereichen dieses Teils der Vulkaneifel oder auf metamorph veränderte Gesteinsstücke aus tieferen Stockwerken des Grundgebirges. Auf der zweiten Etage befindet er sich in einer längst vergangenen Zeitepoche der Erdgeschichte, in welcher das Gerolsteiner Land noch ein Meeresbereich war, der Devon-Zeit, mit einer Vielfalt von Überresten der zu dieser Zeit existierenden Lebewesen. Zahlreiche weltweit einmalige Fundstücke sind zu bewundern. Sie bilden zusammen mit den vulkanischen Gesteinen die Grundlage des geologischen Naturerbes im Gerolsteiner Land, das es aufgrund seiner ungewöhnlichen Strukturen und seiner Seltenheit zu schützen gilt. Im Dachgeschoss findet der Besucher den Anschluss an die ihm bekanntere »belebte« Umwelt. Sie besteht im Gerolsteiner Land aus Wald- und Wiesenflächen. Davon sind vor allem Flächen mit Kalkmagerrasen, aufweichen eine große Vielfalt von Schmetterlingen beheimatet ist, seit vielen Jahren als Naturschutzgebiete ausgewiesen und damit als biologisches Naturerbe geschützt.

Freizeitangebote mit »Willi Basalt« als Symbol für Kinderprogramme und dem GEORIUM - einer Entdeckungsreise zu vergangenen Erdzeitaltern

Ein Museumsbesuch muss also nicht langweilig sein, ebenso wenig Programme, die lehrreich und

Waldabteilung mit Fühlboxen und Mikroskopiertisch

spannend unsere Umwelt entdecken lassen. Für den belebten Teil der Natur ist dies leichter möglich, da wir alle von Kind an damit vertraut gemacht werden. Für das Thema Gesteine und die Landschaft um uns herum, die aus Gesteinen besteht, ist dies nicht so. Hier war Hilfe notwendig. Sie wurde in Form einer Symbolfigur gefunden, welche die Kinderprogramme des Naturkundemuseums begleitet. Seit 1996 sind darunter Themen wie etwa eine Erlebnisnacht im Museum, eine Willi-Basalt-Wanderung oder Bastei- und Malvormittage mit Naturmaterialien zu finden.

Besonderes Augenmerk liegt auf der Wertschätzung des regionalen geologischen Naturerbes. Mit dem neuen Angebot des GEORIUM's, einem aus acht jeweils ein Quadratmeter großen Kästen bestehenden Landschaftslabor, wird spielerisch mit Hilfe eines einführenden Videos, mit Frage, Such- und Infokarten, eine Entdeckungsreise zu vergangenen Erdzeitaltern durchgeführt. In den Räumlichkeiten im Nebentrakt des Naturkundemuseums steht eine Bibliothek mit Besprechungsraum zur Verfügung und es werden dort Seminare und Kurse durchgeführt. Sie stellen, zusammen mit den Ausstellungsräumen, den Grundstock zur langfristigen Sicherung der Aktivitäten des Naturkundemuseums für alle interessierten Gäste oder Gruppen dar.

Nun sind Sie hoffentlich überrascht und wollen wissen, ob das nun tatsächlich so ist, wie geschildert. Herzlich willkommen - wir freuen uns über Ihren Besuch im Naturkundemuseum Gerolstein. Sie finden es in der Hauptstraße 42.

Dank

Die Photographien stellte freundlicherweise Frau M. Hennig zur Verfügung. Ihr und allen anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Naturkundemuseums sei für ihre langjährige, engagierte Arbeit und Unterstützung Dank gesagt. Adresse:

Naturkundemuseum Gerolstein TW Gerolsteiner Land GmbH Hauptstr. 42 D-54568 Gerolstein