100 Jahre ''Eifel - Dom'' in Niederbettingen

Prof. Matthias Weber, Niederbettingen

Eine heute kaum noch vorstellbare Vision muss vor 100 Jahren den jungen Niederbettinger Pastor Josef Pfeifer, seine Pfarrkinder im Kirchdorf und in den vier Filialdörfern Oberbettingen, Dohm, Lammersdorf und Bewin-gen hoch motiviert haben. Sie setzten am ehemaligen kleinen Burgort, seit Jahrhunderten Sitz einer uralten kölnischen Eifelpfarrei, inmitten von kaum 20 eingeschossigen Häuschen einen Prachtbau von Kirche durch, der in vergleichbaren Eifeldörfern weit und breit an Größe, Stil und Bauzier seinesgleichen sucht. Davon fasziniert fragt man immer wieder nach den Gründen dafür. Kein Wunder, dass der Trierer Bischof Bornewasser gelegentlich seines Firmbesuchs Anfang der 30er Jahre beim Betreten des prächtigen Gotteshauses voller Verwunderung und Respekt spontan diese Dorfkirche als »Eifel-Dom« titulierte. Schon vor 20 Jahren hatten die »Bettinger« Pfarrkinder, vertreten durch ihre verschiedenen Vereine, in einem erfolgreichen Pfarrfest der bischöflichen Weihe ihrer eindrucksvollen Kirche 80 Jahre zuvor gedacht. Damals ging es um die Finanzierung der dringend erneuerungsbedürftigen Kirchenfenster. Selbstverständlich profitierten auch Gemeinschaftsgeist und Zusammengehörigkeitsgefühl davon, ja sogar Geschichtsbewusstsein und Stolz auf die große und vorbildliche Bauleistung der Vorfahren. Die Erinnerung an jenes 80 jähriges Jubiläumsfest blieb nicht nur im Bewusstsein vieler Pfarrangehörigen lebendig, zumal dann, wenn sie es miterlebt oder sogar mitgestaltet hatten, sondern weckte und stärkte auch den Willen, erst recht das 100jährige Jubiläum ihres »Eifel-Doms« mit allem Verfügbaren zu feiern. Im Vorfeld des Pfarrfestes wurde vor allem die Ausstattung des »Jubiläumskindes« neu hergerichtet und herausgeputzt. Ambo, Zelebrationsaltar, Hochaltar, Missionskreuz und Taufstein erstrahlten nach langwieriger Restaurierung wieder in neuem Glanz. Malerarbeiten waren erforderlich, um den mühe- und liebevoll restaurierten alten Kreuzweg (Ölbilder im Nazarenerstil in geschnitzten Holzrahmen) wieder zu errichten. Selbst neue Sitzkissen für die Bänke lagen zum Fest rechtzeitig bereit, und besonders schöner Blumenschmuck zierte die Altäre. Viele ehrenamtliche Helfer waren im Einsatz. Sowohl die Tür des Hauptportals als auch die der Seitenportale erhielten einen neuen Anstrich, wobei ihre schwungvoll und reich ornamentierten Eisenbeschläge besondere Geduldsarbeit erforderten. Buchstäblich in letzter Minute war auch die renovierte Toilettenanlage neben dem Pfarrhaus wieder benutzbar, die übrigens immer während kirchlicher Veranstaltungen geöffnet ist. Was war nicht alles vorzubereiten! Ein abwechslungsreiches Programm war zu erstellen, mit den Vereinsvertretern des Kirchdorfes und der Filialdörfer abzustimmen und zu drucken. Einladungen waren zu versenden, für das Fest öffentlich zu werben durch Spruchband »100 Jahre Eifel-Dom«, Hinweistafeln an den Ortseingängen des Kirchdorfes und und und...; schließlich all die Aufbau- und Organisationsarbeiten für das Fest selbst. Ein herzliches Wort der Anerkennung für den unermüdlichen Einsatz aller Beteiligten, besonders der jungen Generation, der Aktiven der verschiedenen Pfarrgremien sowie der örtlichen Vereine sei ausdrücklich vermerkt. Am Samstag, dem 23. Mai 1998, - draußen war es kühl, aber trocken - eröffnete pünktlich um 18.00 Uhr Pfarrgemeinderatsvorsitzender Gerd Meyer aus Dohm im großen Zelt auf Arens Hof das Fest und hieß alle Gäste herzlich willkommen. Dankbare Aufmerksamkeit fand dabei der Besuch der ehemaligen Niederbettinger Pastöre Ludwig Schneider, Ettringen, und Klaus Dieter Scherer, Mettlach. Bei reichlich fließenden geistigen Getränken kam die Unterhaltung schnell in Fahrt und wurde etwas später auch musikalisch verstärkt.

Den feierlichen Festgottesdienst sonntags zelebrierten »dreispännig« die Hillesheimer Priester Dechant Karl Kappel, Pfarrer Hermann Meyer und Pater Heinz Eich. Dechant Kappel gedachte in seiner Festpredigt der tiefen Glaubenshaltung der Vorfahren, die ein solches prachtvolles Gotteshaus erst möglich gemacht habe und verwies auf den über 45 m hohen, schlanken Kirchturm, der wie ein »Zeigefinger Gottes« die Blicke auf sich ziehe. Einen besonderen musikalischen Beitrag im Festhochamt leistete der von Organist Karl Schwill, Hillesheim, vermittelte Kinderchor »Krinitschka« aus Minsk

Festmesse mit Pater Eich, Dechant Kappel und Pfarrer Mayer

(Weissrussland). Er trat auch zum Abschluss der Messe in der Kirche noch einmal mit dem Kirchenchor Oberbettingen auf. Nach der Messe bot er während des Frühschoppens vor dem Kirchenportal ein die Herzen der Zuhörer rührendes Benefizkonzert. Bald zog den um die Kirche herum versammelten Einheimischen und Besuchern der Duft einer verlockenden Gulaschsuppe und von Gegrilltem in die Nase, so dass die Bonverkäufer in ihrem idyllischen Holzhäuschen, das neben der Kirche aufgestellt war, nicht schnell genug ihre Streifen (Tageswährung) abzählen konnten, und der Musikverein Steffeln setzte seine Instrumente zu einem beschwingenden Blaskonzert an. Petrus bemühte sich derweil mit Erfolg am Himmelstörchen, die im Wetterbericht angekündigten Regenwolken von Niederbettingen fernzuhalten. Viele auswärtige »Bettinger« beehrten erfreulicherweise zum 100jährigen Jubiläum ihrer Pfarrkirche den alten Heimatort mit ihrem Besuch und freuten sich über das Wiedersehen mit Bekannten, Nachbarn und Freunden. Im Erdgeschoss des alten Pfarrhauses war von 13.00 bis 17.00 Uhr eine Ausstellung zu besichtigen. Die darin in zwei Räumen gezeigten alten Fotos, Farbbilder und Zeichnungen einheimischer Künstler und Hobbymaler, Schriften, Chroniken und Bücher zur Heimatgeschichte sowie kirchlichen Gegenstände (besonders alte Messbücher und Priestergewänder) fanden starkes Interesse bei einem kaum abreißen wollenden Strom wissensdurstiger Besucher, darunter auch Verbandsgemeindebürgermeister Alfred Pilzen und Stadtbürgermeister Matthias Stein aus Hillesheim.

In der Turmhalle der Kirche boten in der Zwischenzeit fleißige Frauen Kaffee und Kuchen an, so dass die Gäste, neu gestärkt, den phantasievollen Vorführungen der Kindertanzgruppen die verdiente Aufmerksamkeit und Anerkennung schenken konnten. Während des ganzen Nachmittags führten die Jugendgruppe und der Oberbettinger Brauchtumsverein Kinderbelustigungen durch. Selbst bunte Luftballons mit dem Silberaufdruck »100 Jahre Pfarrkirche Niederbettingen« fehlten nicht. Ab 17.00 Uhr sorgte eine im ganzen Hillesheimer Land beliebte Akkordeonspielerin im Zelt für musikalische Unterhaltung und Begleitung beim Singen bekannter Volkslieder. So nahm das Fest allmählich einen harmonischen Ausklang. Gäste verabschiedeten sich, Gastgeber dankten dem Herrn für den guten Verlauf und tranken darauf noch einen.

Viele Besucher nahmen als Andenken und zur weiteren Information die pünktlich zum Fest erschienene Schrift über die »Katholische Pfarrkirche Herz Jesu in Hillesheim-Niederbettingen und ihre Kapellen« mit. Dieses vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz in Köln herausgegebene und rheinlandweit vertriebene Kunststättenheft enthält - auch für Touristen und Eifelfans - ausführliche Erläuterungen zur Baugeschichte und Ausstattung der fünf Gotteshäuser der Pfarrei Niederbettingen, sowie eine Fülle von Farbbildern. Vielleicht wird das Heft auch dazu anregen, diese sorgsam gepflegten »Dorfheiligtümer« bei nächster Gelegenheit einmal in Augenschein zu nehmen - getreu nach dem Motto: »Man sieht nur, was man weiß!« Hätte Pastor Pfeifer, der Erbauer des Niederbettinger »Eifel-Doms«, bei diesem Jubiläumsfest zuschauen können, hätte er vermutlich seine helle Freude gehabt. Allem kirchlichen und weltlichen Wandel in dem verflossenen Jahrhundert zum Trotz. Ein Hauch seiner großen Vision über die geistige Ausstrahlung seines Bauwerks, des hier so ungewöhnlich eindrucksvollen Gotteshauses, war darüber hinaus spürbar.

Der Reinerlös des Pfarrfestes »100 Jahre Eifel-Dom« ist zur Finanzierung einer kostspieligen Reparatur der »Bettinger« Klais-Orgel bestimmt.