Mädchen und Mathe?

Nein danke!

Folgt auf Extra-Klassen das »Pudding-Abitur«? In der Graf-Salentin-Schule Jünkerath machten sich die Schülerinnen der Klasse 10 ihre Gedanken mit einem Artikel der Tageszeitung.

Nadine Weitkamp / Katharina Bauer

Booh eh, jetzt haben wir es also schriftlich: Mathe ist nichts für Mädchen! Jedenfalls scheint das die Ansicht einiger Vertreter des Kultusministeriums NRW und der GEW zu sein (Artikel im W vom 24. Februar, »GEW lobt NRW-Vorstoß«).

Damit überhaupt noch was aus uns Mädchen werden kann, brauchen wir »Reservate«, das heißt nach Geschlechtern getrennte Klassen. Denn schließlich müssen wir als Frauen nachzählen können, ob noch alle Tassen im Schrank und alle Kinder daheim sind!

Die speziell weiblichen Mathe-Bücher helfen uns, Kochrezepte umzurechnen und sparsam mit dem uns vom Mann zugeteilten Wirtschaftsgeld umzugehen. Am Ende der Schulzeit steht dann etwa der »Nusskuchen-Hauptschulabschluss« oder das »Pudding-Abitur«. Hatten wir das nicht alles schon mal? Wurden nicht gemischte Klassen als großer Fortschritt gefeiert? Macht man nicht Reklame für Mädchen in Männerberufen und beklagt, dass zu wenig Frauen in Führungspositionen sind?

Dann redet uns nur lange genug ein, dass wir mathematisch (und auch überhaupt intelligenz mäßig) nicht so fit sind. Wir werden es irgendwann schon glauben und schließlich in Tests unter Beweis stellen. Stärkt unser Selbstvertrauen weiterhin so! Über die folgende Statistik unserer Schule kann man locker hinwegsehen: Sie zeigt den Prozentsatz aller Mädchen und Jungen, einer Jahrgangsstufe, die in einem A-Kurs (= leistungsstärkerer Kurs) sind: Klassenstufe 6: 53 Prozent Mädchen/45 Prozent Jungen; Klassenstufe 7: 60 Prozent Mädchen/42 Prozent Jungen; Klassenstufe 8: 43 Prozent Mädchen/42 Prozent Jungen und Klassenstufe 9: je 42 Prozent. Und noch etwas: Jungs haben angeblich ein schlechteres Sozialverhalten und sollen zum Aufpolieren ihres Images ebenfalls in Extra-Klassen. Wir dachten immer, Herren benehmen sich in Gegenwart von Damen besser?