Mein Brot
Zornig bin ich
auf großer Flamme
und mahle Korn
auf kleinster Stufe.
Das Getreide
und die Wut
in Moleküle zerstäuben.
Gewogen und gemischt
entsteht etwas Neues.
Die Masse ist
zu Beginn schwer -
ohne Bindung.
Ich knete - walke
brauche viel Kraft.
Salzige Perlen sammeln sich
auf meiner Stirn
während meine Hände
ihren Rhythmus finden -
von außen nach innen -
gleichmäßig forme ich
den runden Laib.
Hitzegrade nur noch
im Ofen -
wohlige Wärme -
Zufriedenheit in mir -
Teigruhe -
das runde Brot
zeigt Blasen -
wartet auf die Vollendung.
Der Duft des Brotes
durchzieht das ganze Haus -
findet auch
den dunklen Raum
in dem mein Zorn hauste -
er ist fort
als ich das Brot
aus dem Ofen hole.
Ruth Meier, Brühl