Theater, das bewegt

Marianne Schönberg, Jünkerath

Seit zwei Jahren wohnt und arbeitet er in Esch, einem Ort im äußersten Zipfel des Kreises Daun, im WELLEMSHOF -Mehmet Fistik, Pantomime, geboren in der Türkei, Jahrgang 1944, ein Kind der Ära Atatürks und die stand für Weltoffenheit. Der Junge interessierte sich für Architektur, studierte, kam nach Deutschland und in seiner Freizeit entdeckte er die ganz individuelle Begabung der Darstellung dynamischen Geschehens durch Gesamtkörperbewegung.

Gesprochen wird da kein Wort. Das kleinste Detail muss aus der Gestik kommen, muss überzeugen und genau das kann dieser Mann, der barfuss mit Hut auf die Bühne kommt, ganz allein, mit einem Köfferchen, einem Cello, mit einfachem ZUBEHÖR und er weiß, daraus den I-Punkt zu machen, den Hörer in seinen Bann zu ziehen. Die Philosophie der tanzenden Derwische hat er studiert, Menschen beobachtet, mit Kindern kleine Szenen gespielt, ganz spontan; das ist seine Begabung. Er wuchert mit den Pfunden, nutzt sein Können ohne Hochmut - das mag so bleiben. Viele Jahre hatte er in Köln ein kleines Theater. Aber er wollte aufs Land und in Esch bot sich der WELLEMSHOF zum Verkauf an. Er hat ihn mit Sachverstand hergerichtet, saniert, nicht modernisiert. Unschwer ist im kleinen Theaterraum die Scheune von einst zu erkennen, in den kalten Monaten sorgt eine Heizung von Flachelementen für brauchbare Temperaturen, doch die alten Belüftungsschlitze des ehemaligen Lagerraumes in den dicken Wänden, die gibts noch, abgedichtet, aber eingebunden in die Bühne und dort ist für Oktober 1999 eine Uraufführung angesagt - IKARUS heißt das neue Stück, in monatelanger Arbeit vorbereitet, auf der griechischen Sage vom Jüngling, der fliehen musste, basierend. Er hatte sich einen Flugkörper gebaut, die Schwingen aus Wachs und weil er damit der Sonne zu nahe kam, schmolzen die - er stürzte ab. Wie Fistik dies alte Thema aktuell auf die Bühne bringt ist sein Geheimnis. Bis zur Premiere wird kein Wort verraten. Wie sieht nun der Tag, das Jahr für einen Fremdling in der Eifel aus, wie fühlt er sich? Gut. Von den Nachbarn angenommen und toleriert. Das ist viel, ein Lob fürs Umfeld, ein Startzeichen zur multikulturellen Gesellschaft, die man positiv annehmen sollte. Das heißt nicht, eigene Werte zu opfern oder in den Hintergrund zu stellen; alles zu seiner Zeit und an seinem Platz. Fürs kommende Jahr hat der Mime in Esch Tourneen geplant, quer durch Deutschland mit Schwerpunkten Köln- Berlin - München, im Gepäck der MEDIENMENSCH und IKARUS. Aber die Mimen Clown - Schule im WELLEMSHOF kommt keineswegs zu kurz. Angebote für zehn Wochenenden stehen und wenn Sie die besuchen wollen, dies Theater, das bewegt - nicht sich, vielleicht Sie -es hat eine ganz normale Telefonnummer und die steht im örtlichen Fernsprechbuch. Ob sie mal anrufen?

Da gibts Informationen, Karten für Vorstellungen, Programmansagen, ein gutes Wort.