No problem

mit amerikanischen Kindern

Felicitas Schulz, Hillesheim

Pünktlich fuhren die Busse an jenem grauverhangenen Novembertag, Freitag, dem 13. auf dem Platz vor der Markthalle in Hillesheim vor. Schüler der amerikanischen Mittelschule aus Spangdahlem im Kreis Bitburg-Prüm stiegen mit erwartungsvollen Blicken aus und stellten staunend fest, dass ihre Lehrer hier keine Unbekannten sind; denn ausgesprochen herzlich fiel die Begrüßung untereinander aus. Nachdem von der morgendlichen Fahrt durch das Kylltal, dem Wetter und von Erlebnissen des letzten Ausfluges in unserem Raum berichtet worden war, begann die Busexkursion zu Highlights unseres GEO-Pfades. Wir hatten die neuesten Infos über das europäische geowissenschaftliche Programm - Das Eifel-Blume Projekt - zur Erforschung des Erdmantels mit einbezogen; denn Fragen nach den Wurzeln des Vulkanismus und der noch vorhandenen Tätigkeit unserer Eifelvulkane werden bei allen Führungen erfahrungsgemäß gestellt. Mein Touristenenglisch reichte bei weitem nicht an das Fachenglisch meines GEO-Kollegen, einem pensionierten Lehrer heran, und doch hatte ich mich darauf eingestellt, Teile unseres geologischen Lehr- und Wanderpfades den Kids in ihrer Muttersprache zu erklären. Für spezielle Passagen wurde bei der Terminierung von unserem Verkehrsamtsteam eine Dolmetscherin angefordert, die sich auch freundlich bei der Begrüßung damit vorstellte. Nun gab sie mir während der Fahrt zum ersten Aufschlusspunkt in Bitburger Dialekt zu verstehen, dass ihr die geologischen Fachbezeichnungen in englisch nicht geläufig seien. No problem, sagte mein Kollege. Ob ich nun einigen oder allen hier Anwesenden etwas erzähle, das ist einerlei, nur Ruhe muß während den Erklärungen herrschen, teilte er den Lehrern mit: »Oh yes, that's all right«. Unser erstes Ziel war der »Arensberg« GEO-Punkt 24 bei Zilsdorf. Den fast 100 Kindern, Lehrern und begleitenden Müttern sah man beim Durchqueren des Stollens in den Vulkankessel die Erwartung auf ein besonderes Erlebnis an.

Um alle Teilnehmer ansprechen zu können, erklomm der Redner behende einen der vielen Basaltblöcke und demonstrierte gut verständlich die geheimnisvollen Vorgänge des Eifelvulkanismus, Ausbruchsphasen, Entstehung der Basaltsäulen, Mineralisierung und sprach von Systemen, Serien und Stufen, die die Geologie verständlich machen. Die Kids waren ohne Ermahnungen stets still, wenn an diesem Tag von uns beiden etwas erklärt wurde, allzu wissbegierig waren die Sechs- bis Achtklässler. Nach dem Verlassen des in der Tertiärzeit entstandenen Vulkans, der besonders im 20. Jahrhundert lange Zeit als Steinbruch genutzt wurde, blieben alle einzeln oder in Gruppen beim Hinabgehen des Arensberges, andachtsvoll an der Arnulphuskapelle stehen und hörten, wiederum diszipliniert, zu. Sie erfuhren nun von mir allerlei Wissenswertes über die aus dem 12. Jahrhundert stammende Wallfahrtskapelle, den Münzfunden aus dem Besitz des Herzoges Karl dem Kühnen von Burgund, der im 15. Jahrhundert auf seinen Feldzügen am Arensberg gelagert haben soll. Das Kreuz aus Eifeler Buntsandstein an der Kapelle interessierte sie ebenfalls und die Gründe, die dazu führten, sakrale Denkmäler zu errichten. Die Busse brachten uns zu unserem nächsten Ziel, dem GEO-Punkt 28 »Alt-Straßbach«, eine Quelle, die sich schon einige Meter davon entfernt mit gluckernden Geräuschen bemerkbar machte und die Aufmerksamkeit der Kinder verstärkte. In Reih und Glied marschierten die Kinder, derweil ihre Väter, wie ich erfuhr zu Einsätzen in der Golfregion weilten, gruppenweise zur mäßig mineralisierten Mofette. Welch ein Zufall, wiederum lag heute zu Demonstrativzwecken eine Maus in dem eingefassten Quellbereich, die den hohen Kohlendioxyd-Ausstoß in Bodennähe nicht überlebt hatte. Mit einem Feuerzeug wurde den Anwesenden in anschaulicher Weise vorgeführt, wieweit das ausströmende Gas das angezündete Feuerzeug zum Erlöschen bringt. Fragen über Fragen, auf die alle eine Antwort bekamen. Inzwischen war der Nebel fast verschwunden und einige Sonnenstrahlen zeigten sich mutig um die Mittagszeit, was den Reiz der winterlichen Eifellandschaft noch erhöhte. Durch Zilsdorf, Stroheich, an Niederehe und dem Kalhofen vorbei, steuerten die Busfahrer den Parkplatz an der malerisch gelegenen Nohner Mühle an. Unsere amerikanischen Gäste stiegen mit ihren Provianttaschen aus, um an den GEO-Punkt 18 »Wasserfall Dreimühlen« zu wandern. Mein Partner führte die ansehnliche Gruppe an der ehemaligen Kurtrierischen Bannmühle am Ahbach entlang zu diesem Naturdenkmal und erzählte ihnen, wie der Wasserfall 1912 durch das Zusammenlegen von drei karbonathaltigen Quellbächen entstanden ist. Die Laubmoospolster und die Karbonatüberkrustung, die zum ständigem Wachstum der Sinterbank beitragen, fand ihr allerhöchstes Interesse und alle nickten beifällig, als sie vernahmen, dass dieser Wasserfall als einer der interessantesten in der gesamten Eifel gilt. Der Rückweg erfolgte vorbei an Karstquellen und Riffkalksteinen zu einer Schutzhütte. Hier war Picknick angesagt und vor allem die Kinder ließen sich ohne Bedenken an diesem Herbsttag auf dem Boden vor der Hütte nieder, widmeten sich ihres mitgebrachten Proviants von Sandwiches, Joghurt, Süßigkeiten, Corn-flakes, Obst und anderem. Nachdem die Reste und der entstandene Müll verstaut waren, liefen die Kinder fröhlich und lautstark erzählend am Feldrain entlang, um Fossilien, die Versteinerungen von Tieren und Pflanzen, zu suchen. In der Middle-School in Spangdahlem hatten ihre Lehrer sie bereits in Paläontologie, der Wissenschaft von den vorzeitlichen Lebewesen, unterrichtet, sodass sie nun voller Forschungsdrang lebhaft nach Korallen, Muscheln, Schnecken und Seelilien ausschauten. Wir konnten einige Fundstücke, vor allem Stromatoporen und Brachiopoden aus den Kalkstein-Schichten der Mitteldevon-Zeit vor 390 bis 376 Millionen Jahren mit unseren Gästen, ob groß, oder klein, bestimmen. Die Autobusse ließen den Motor laufen, was den allgemeinen Aufbruch anzeigte und nach und nach verließen alle den interessanten Platz am Rande der Hillesheimer Kalkmulde. In diesem über drei Stunden dauernden Beisammensein musste ich mehrfach staunend feststellen, mit welcher Selbstverständlichkeit diese amerikanischen Kinder, die Generation von morgen als multinationale Einheit, miteinander umgingen. Bei der überaus herzlichen Verabschiedung, die wir bereits im Bus von den Kindern erfahren hatten und in Hillesheim unter uns Erwachsenen vor den Bussen folgen ließen, wurde von der Schulleiterin der amerikanischen Schule aus Spangdahlem zum Ausdruck gebracht, dass es wie im letzten Jahr wieder ein sehr schönes und lehrreiches Erlebnis für die Kinder war. Good bye, see you again next year!