Kulturdenkmäler in Rockeskyll

Bruno Ockenfels, Rockeskyll /  Köln

Im Jahrbuch Kreis Daun 1999 wurden die Fußfälle von Rockeskyll vorgestellt. In diesem Aufsatz sollen weitere Kleindenkmäler aus der Gemarkung Rockeskyll behandelt werden.

Flur- und Wegkreuze

Um den Dorfkern von Rockeskyll haben drei Flur oder Wegkreuze die Jahrhunderte überdauert. Das älteste, das Essinger Flurkreuz von 1616, steht weit sichtbar östlich von Rockeskyll, das Flur- und Prozessionskreuz »Am Graben« von 1738 nordwestlich, das Trommeiter Wegkreuz »Am Steeg« von 1775 südwestlich des Dorfes. Ein verlorengegangenes Kreuz, das Hansenkreuz, lebt nur noch in Flurnamen weiter: »Am Hansenkreuz« - »Ober Hillesheimer Weg bei Hansenkreuz«, Flur 3. Für die Flur 13 heißt es für ein weiteres verlorenes Kreuz lapidar »Am Kreuz«. Das Hansenkreuz wurde schon früh in den Festlegungen der Gemarkungs-

\

grenzen von Rockeskyll erwähnt, so 1779 und 1810. Die Flug- und Wegkreuze, wie auch Bildstöcke markieren die Landschaft. Viele Maler sind Stiftungen, wollten an Gegenwärtiges, Vergangenes und Zukünftiges erinnern. Jedes hatte seine Bedeutung und Funktion. Wenn diese alten Bedeutungen heute nicht mehr zutreffen (können), könnten vielleicht neue entstehen. Oft kommen die Maler aber erst dann wieder richtig ins Bewusstsein, wenn sie aus verschiedensten Gründen mutwillig zerstört, gestohlen, unpassend versetzt oder sogar aufgrund falsch verstandener »Denkmalpflege« verändert werden. Dass die Kreuze in der Landschaft lange Bestand haben, hängt auch damit zusammen, dass ihnen ein Tabu anhaftete, an dem sich nicht vergriffen werden durfte, was heute, so scheint es, leider nicht mehr so ganz zutrifft. Dass Kreuze »Bis an das Ent der Welt...« stehen bleiben, ist wohl doch nur ein frommer Wunsch.

Kreuze und Kreuzzeichen in den Landschaftsfluren sind uralt. Das Kreuz in der vorchristlichen Zeit versinnbildlichte im senkrechten Balken die Verbindung von Himmel und Erde, der waagerechte Balken stand für die Erd- und Wasserfläche. Ohne einen Zusammenhang und einer Gemeinsamkeit damit entstand aus dem römisch antiken Folter- und Hinrichtungsinstrument durch die Kreuzigung Jesu das Heilszeichen des Christentums. Form und Funktion beider Kreuzzeichen wurden in späteren Zeiten synkretisch zusammengefasst. Mit dem Symbol des Glaubens verband sich das alte Symbol der Dämonenabwehr, das gleichzeitig einen Segensstatus bekam, der nun wie zuvor die Kraft besaß, »die Staaten gegen alle Schäden, insbesondere gegen Wettergefahren, zu schützen«. Die Gewalt des Teufels und böser Menschen sollte gebannt werden. Diese Bedeutungen hatten die Kreuze in der Eifel ebenfalls. Als Flurkreuze bezeichnet man solche, die die Flur, den Wald, die Äcker und Wiesen schützen sollten; im Blickfeld dieser Kreuze sollte Unheil abgewehrt werden. Zu den Flurkreuzen, die oft in die vier Himmelsrichtungen weisen, zogen sakramentale Prozessionen. Wegkreuze standen, wie der Name schon sagt, an Wegen und Wegkreuzungen, sollten an Heil und Andacht des Kreuzes verweisen. Je nach Standort, Stiftung und Errichtungsanlass gab und gibt es die Weg- und Flurkreuze als Sühnekreuze, Pestkreuze, Hagelkreuze, Marktkreuze, Gerichtskreuze, Grenzkreuze, Votivkreuze oder auch zu Wegkreuzen umgedeutete Grabkreuze. Das Essinger Kreuz steht fest auf einem Mühlsteinsockel mit 140 cm Durchmesser verankert, wie man es bei Kreuzen dieses Alters oft findet. Es handelt sich bei diesem Kreuz aus der Zeit kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg um eine Weiterentwicklung des sogenannten »Schöpflöffels«, wie die Urform der Prozessionsmäler genannt werden. Den Abschluss einer Stele, des aufrechten Schafts, bildet eine ausladende Nische, so dass das gesamte Gebilde einem Löffel gleicht. In dieser Nische wurde bei Flurprozessionen das Altarsakrament ausgestellt, das noch nicht, wie seit dem Hochbarock, in einer Monstranz exponiert wurde. In späteren Zeiten wurde der Nischenstock mit einer Kreuzbekrönung versehen, wie es beim Essinger Kreuz zu sehen ist. Das Prozessions- und Flurkreuz hat die erstaunliche Höhe von 193 cm, das bekrönende Kreuz (38 cm) hat einen proportional längeren Querbalken, die Expositionsnische darunter gehört optisch damit zum Kreuzlängsbalken. Am Rand der 11 cm tiefen Nische (h 34 cm, b 29 cm) sind noch Gitterankerspuren zu sehen, die Nische war also verschließbar; sie ist unten rechtwinklig gearbeitet und wird nach oben durch ein stumpfes Dreieck abgeschlossen. Auch am Kreuz selbst sind noch Klammerspuren für einen (gusseisernen?) Corpus vorhanden, der in einer Vertiefung angebracht war. Am 110 cm hohen Schaft unter der Nische ist die Jahreszahl 1616 eingemeißelt; er hat den Querschnitt von 28,5 x 19 cm und ist an den Kanten abgefast. Gehauen ist das Essinger Kreuz aus Sandstein, der durch die Verwitterung einen sehr dunklen Ton angenommen hat. Es ist gegen den Himmel, nach Norden ausgerichtet, auf einer Anhöhe stehend, weit sichtbar, ein markanter Punkt, nach dem auch die Flurstücke in Flur 8 »Hinter dem Essinger Kreuz« und in Flur 20 »Vor dem Essinger Kreuz« - »Am Essinger Kreuz« benannt wurden. Zwei Jahre nach der ersten Volksmission durch die Jesuiten, nämlich 1738, errichteten die Rockeskyller unweit der Flur »Am Graben« ein weiteres Prozessionskreuz, dessen bildhauerische Verwandtschaft zum Missionskreuz ins Auge fällt, wenn es auch etwas einfacher ausgeführt ist. Nach der Beschädigung aus dem II. Weltkrieg wirkt das Kreuz heute sehr gedrungen, da die Kreuzbekrönung verkürzt, durch Winkeleisen gesichert, wieder aufgebaut wurde. Der Corpus des Kreuzes ist verwittert und zerbrochen. Vom Erdboden erhebt sich das Kreuz nun etwas über zwei Meter. Der starke Pfeiler von 38 x 26 cm steht auf einer Sockelplatte (65 x 58 cm), der nach oben abgeschrägt ist. Eine Hohlkehle verjüngt den Pfeiler nach oben, um die Basis des Kreuzes zu schaffen. Die 50 cm hohe Muschelnische bestimmt den Pfeiler. Ein geflügelter Puttenengelkopf stützt die vorspringende Konsolbank, so dass die 13 cm tiefe Rundnische eine Monstranz aufnehmen konnte. Über der Nische ist die Jahreszahl 1738 angebracht. Heute ist das nach Westen ausgerichtete Flurkreuz durch fünf junge Bäume vor der Umgebung herausgehoben. 122 Jahre nach dem Essinger Flurkreuz errichtet, zeigt dieses Flurkreuz die Entwicklung von der Früh- zur Hochbarockzeit, die sich auch in der Funktion niederschlägt. Wenn das Essinger Kreuz weiterhin seine Aufgabe als Expositionsstelle bei den sakramentalen Flurprozessionen behalten hatte, musste vor dem Kreuz ein Tisch für die Monstranz aufgestellt werden. Bei anderen sehr alten Kreuzen in der Eifel wurde auch schon einmal ein Tisch aus Stein fest installiert. Auch der Anlass, ein Kreuz zu errichten, unterschied sich in den 122 Jahren. War noch das Essinger Kreuz in einer unruhigen Zeit errichtet, in der Kreuze gegen Seuchen, Hexerei und anderes Unbill aus Angst vor dem kläglichen Leben aufgestellt worden, so waren die Kreuze des 18. Jahrhunderts Zeichen der neuen Volksfrömmigkeit in relativ besseren Zeiten nach den verheerenden Kriegen. Dieses oder vielleicht auch schon ein älteres Flurkreuz verlieh in der Flur 5 der Gemarkung Rockeskyll einem Flurstück seinen Namen: »Auf Graben beim Kreuz.« Das Tommelter Kreuz »am Steeg« ist das jüngste der alten Wegkreuze in der Gemarkung von Rockeskyll. Das über 2,50 m hohe Kreuz datiert aus dem Jahr 1775, was aus der Inschrift, die sich knapp 30 cm über Erdboden zu sehen ist. Dieser Schaft ist konisch geschnitten, der Querschnitt nimmt von unten nach oben bis zur Höhe von 162 cm um ein Drittel ab. Der Schaft wird von einem zwei mal abgesetzten Kämpfer abgeschlossen, auf dem das aus einem eigenen Werkstück gearbeitete Kruzifix gesetzt ist, das mit Eisenklammern gesichert ist, die mit Bleidübel befestigt waren. Kreuz und Corpus sind aus einem Stein gefertigt. Unter dem Kämpfer ist eine Arbeit zu sehen, die sich wegen der Verwitterung nicht mehr genau lesen lässt; vielleicht handelt sich hier ebenfalls um einen Puttenkopf. Am Tommelter Kreuz fällt eine schlitzartige 19 cm breite Vertiefung auf (5 cm tief, 4,5 cm hoch) die 61 cm über dem Erdboden in den Unterschaft des Kreuzes eingelassen wurde, deren Funktion nicht mehr erkennbar ist. Vielleicht ist dieser Schlitz eine Vorrichtung zur Befestigung einer Konsole, auf die bei Prozessionen die Monstranz gestellt werden konnte. Auch beim Kreuz unweit der Flur am Graben hat die Expositionsnischenkonsole »nur« die Höhe von knapp 60 cm über dem Erdboden. Das heute leicht nach vorne geneigte und südlich ausgerichtete Kreuz ist auch in eine Flurbezeichnung eingegangen: »Unter der Straße am Tommelter Kreuz« (Flur 10).

Das Antoniushäuschen

ZVR EHREN GOTTES. ZV TROST dER ARMEN SELEN.

ZVM HEYL dER LEBENdl-GEN.

HAT PETER dRIES VNd SEINE HAVS:FRAW MAGdALENA VON ROCKESKLL dIES MACHEN LASEN:

So lautet die Inschrift, eingefasst in einer barocken Kartusche, auf dem untersten Block des vierteiligen Bildstocks, der als Antoniushäuschen den Rockeskyllern und Walsdorfern bekannt ist. Diese Inschrift deutet auf eine Stiftung, auf eine Votivgabe hin. Die Eheleute Dries, deren Initial durchgängig demütig in Kleinbuchstaben gehauen ist, haben den Bildstock einer religiösen Tradition folgend errichten lassen. Der Trost der armen Seelen bedeutete die Fürbitte des Seelenheils der Verstorbenen im Fegefeuer, die dem Genugtuungsleiden, das erleichtert werden sollte, unterworfen waren, wie es seit dem Mittelalter Bestandteil der katholischen Glaubensvorstellung entsprach. Gleichzeitig werden die Lebenden mit einbezogen. Die Stiftung des Bildstocks ist gleichsam eine Vorsorgeleistung, ausgerichtet auf das Jenseits. Das Stifterpaar schließt mit der eigenen Vorsorge alle Lebenden mit ein. So wird die persönliche Stiftung eine Stätte für alle. Peter Drieß wurde am 28. Oktober 1721 als Sohn der Eheleute Leonard Drieß und Anna NN in Rockeskyll geboren. Mit seiner Ehefrau Magdalena Surges hatte er ab 1756 bis 1769 sechs Kinder. Peter Drieß starb 1803. Mit dem sogenannten Antoniushäuschen wurde 1774 der erste eigentliche Bildstock in die Flur gesetzt, der nicht mit den Nischenkreuzen zu verwechseln ist, die nach Abflauen der Flur- und Sakramentsprozession eine Umwidmung in

 

»Bildstöcke« erlebten. Über dem kräftigen Block, der die Inschrift trägt, liegt ein nächster, um zwei Drittel schmalerer Block, auf dem sich, ebenfalls in einer Kartusche, die Jahreszahl befindet. Flankiert wird diese von zwei weiteren Kartuschen, deren Zierleisten nach innen offen sind und nach außen in einem Blattornament enden. Der darüber liegende Sandsteinblock trägt die Konsolplatte des Nischenaufbaus. Unter der profilierten Platte blickt ein geflügelter Puttenengel nach vorne. Der Block ist durch eine Kartusche mit leerem Schild verziert, um den Rahmen sind Rosen stilisiert. Die Nische wird durch eine Art Wellengiebel mit Rundbogen abgeschlossen, in dessen Scheitelpunkt wiederum ein Puttenkopf eingearbeitet ist, über dem eine jetzt zerstörte Kreuzbekrönung mit Corpus aufragt. In der Nische des Bildstocks oder Heiligenhäuschens steht eine nach Herkunft und Arbeit unbekannte Plastik des Hl. Antonius. Durch die ihr beigegebenen Attribute (Kutte, Lilie, Jesus als Kind) weist sich diese Statue als die des Franziskaners, Predigers und Kirchenlehrers Antonius aus, der 1231 in Arcella bei Padua gestorben ist. Da die Flurbezeichnung »Unter dem Heiligen Antonius« in der Flur 2 der Rockeskyller Gemarkung recht alt ist, wird die Antoniusstiftung des Bildstocks die ursprüngliche sein.

Die Grabkreuze

In früheren Zeiten wurden die Verstorbenen des Dorfes nahe der Kirche begraben, Leben und Tod waren sichtbar eng miteinander verbunden. In den Städten wurde dieser Brauch schon früh durch die Verordnungen der französischen Verwaltung, die auch weitere notwendige kommunale und gesetzliche Erneuerungen schuf, aus hygienischen Gründen beseitigt. Die Friedhöfe wurden außerhalb der Stadt angelegt, so zum Beispiel in Köln, als 1810 die Pfarrfriedhöfe aufgegeben und der Zentralfriedhof Melaten im Westen der Stadt eingerichtet wurde. Auf dem Land hielten sich die »Kirchhöfe«, wie die Pfarrfriedhöfe auch genannt wurden, wesentlich länger. Nicht so in Rockeskyll. Schon 1836 legt die Gemeinde einen neuen Friedhof außerhalb des Ortes an, der 1885 erweitert wurde und 1981 eine Trauerhalle erhielt. Vom alten Friedhof an

 

der Kirche haben sich einige Grabkreuze erhalten, die zum Teil in die Außenseite der Begrenzungsmauer am Wassergraben südlich der Kirche zur Brennerei Neuerburg hin mit der Schauseite nach außen eingemauert sind, so dass eine personale Zuordnung heute nicht mehr möglich ist. In der Turmvorhalle der Pfarrkirche befinden sich zwei weitere Grabkreuze; das eine ist nur zerbrochen bruchstückhaft erhalten, das andere 83 cm hohe und im Querbalken 48 cm breite Kreuz kann jedoch als Grabkreuz für Eva Mörels identifiziert werden. Auf der Rückseite des Kreuzes, das auf der Vorderseite eine aufwendige figürliche Darstellung zeigt, sind die Buchstaben EVA MOR(1/E) eingelassen. Eva Mörels wohnte mit ihrem Ehemann, dem Schöffen Peter Mörels und ihren zwei kleinen Kindern zusammen bei dessen Onkel, dem Synodalen Johannes Sprüncker in Berlingen, als sie am 22. Mai 1769 starb und in Rockeskyll begraben wurde. Wie auch die eingemauerten Grabkreuze ist das der Eva Mörels sehr aufwendig bearbeitet.

Eine Frauenfigur, das Gewand leicht tailliert, halb sitzend, nimmt die ganze Fläche des Kreuzes ein, deren sehr breite Balken in den Winkeln durch Wülste verbunden sind, so dass der Kreuzriss eher wie eine Scheibe hinter dem Oberkörper der Hochrelieffigur wirkt. Da dieser Figur keine Attribute zugewiesen sind, ist eine Benennung schlecht möglich.

Das Missionskreuz von 1736

Südlich der St. Bartholomäus Pfarrkirche von Rockeskyll steht in einer kleinen Grünanlage des Kirchvorplatzes das 1736 errichtete barocke Missionskreuz aus Rotsandstein, mit noch erkennbarem leichtem Farbanstrich, das an die erste Volksmission der Jesuiten aus Münstereifel in Rockeskyll in eben diesem Jahr erinnern soll. Das eigentliche Kreuz oder die Kreuzbekrönung, Kreuzbalken und Corpus, ist nicht mehr erhalten. Auf einem viergliedrigen Sandsteinaufbau ist heute ein schmiedeeisernes Kreuz (85x48 cm) montiert, das 1928 noch nicht vorhanden war, als Ernst Wackenroder und seine Mitarbeiter die Kunstdenkmäler des Kreises Daun auch für Rockeskyll inventarisierten. Vielleicht wurde die Gesamtanlage im Zusammenhang mit den französischen Revolutionstruppen in der Eifel nach 1794 mutiliert oder später zerstört.

Mit dem schmiedeeisernen Aufbau erreicht das Missionskreuz die Höhe von 300 cm. Eine starke profilierte Bodenplatte, ca. 75 cm im Quadrat, trägt einen kräftigen Sockelblock (74x71 cm, h 66 cm), der durch die oben an den vorderen Seitenecken angebrachten Schneckenornamente eine Volutenform erhält und als Konsole dient. In der Mitte unter der den Block nach oben abschließenden Platte sieht ein Puttenkopf mit Flügeln geradeaus. Diese Putte wird im nächsten Teil des Sandsteinaufbaus wieder als Anschluss verwendet. Akantusartige Verzierungen lockern diesen Teil auf, der schließlich den heutigen Hauptteil des Missionskreuzes trägt. Über eine Rundnische mit Rocailleabschluss befindet sich die für die Missionskreuze wichtige Inschrift: CRUX SANCTAE MISSIONIS 1736, also die Kennzeichnung des Denkmals als Missionskreuz und die Jahreszahl. Das Inschriftenbild ist von einer aufwendig gearbeiteten Kartusche eingefasst. Das Rockeskyller Missionskreuz erinnert durch die Expositionsnische an Stations- oder Wegkreuze. Ob das Ensemble des Missionskreuzes die ursprüngliche Fassung ist, kann nicht beurteilt werden. Der reich verzierte schlank aufgehende Kreuzschaft, der auch Unterbau einer Kreuzbekrönung sein kann, passt nicht so recht zum verhältnismäßig schweren Sockelblock. Das Missionskreuz in Rockeskyll ist sehr aufwendig gearbeitet, was einerseits für die Beachtung der Bevölkerung für die jesuitische Volksmission und deren Bedeutung im 18. Jahrhundert allgemein spricht, andererseits aber auch das Bedürfnis der Dorfbevölkerung nach Repräsentation widerspiegelt, wollte man doch eben das schönste und ein bedeutungsvolles Kreuz im Vergleich mit den anderen Dörfern vorweisen können.

Die Missionskreuze wurden am Ende der viertägigen, später acht- bis sogar vierzehntätigen Volksmissionen aufgestellt und eingesegnet.

Die dienten anschließend als Andachts- und Gebetsstätte. Nach der ersten Volksmission von 1736 hielten die Patres der Gesellschaft Jesu im 18. Jahrhundert noch weitere fünf Missionen in Rockeskyll ab (1746, 1750, 1751, 1755, 1762). Die Jesuitenniederlassung in Münstereifel konnte seit Beginn des 18. Jahrhunderts ihre Missionsreisen unabhängig durchführen, da sie durch eine geistliche Stiftung finanziell abgesichert waren. Insofern waren sie auch nicht auf Almosen oder Spenden der Bevölkerung angewiesen und konnte daher ungebunden ihre Methode der Katechese, die des Franz Xaver, durchführen; denn in früheren Zeiten konnten Büß- und Bettelprediger recht unangenehm werden. Unabhängig blieben die Missionsprediger

 

 

des Jesuitenordens auch von den katechetischen Ansichten, Methoden und Fähigkeiten der Pfarrherren, die nicht alle das Missionswesen der Societas Jesu befürworteten. Das Generalvikariat in Köln wies daher auf besondere Anweisung des Kölner Erzbischofs die Ortspfarrer ausdrücklich an, die Volksmissionare geistlich zu unterstützen. So quartierten sich die, meistens zwei, Missionsprediger nicht im Pfarrhaus ein, sondern kamen bei den Dorfbewohnern unter. Der Sinn der Missionen bestand darin, die Bevölkerung nach der Reformationszeit und besonders nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg zu den Inhalten und der Glaubenslehre der katholischen Kirche im Sinne der Gegenreformation zu führen. Andachten, Predigten - oft stundenlang -, Beichtehören, Hinführen zur Erstkommunion gehörten zum inhaltlichen Bestand der Missionen. Dabei übernahmen die Jesuitenpatres von 1732 an die sogenannte Segneri-Methode aus Italien, die besonders die Gefühle der Dorfbevölkerung ansprach. Geistliche Darbietungen auf einem Theater, auch das öffentliche Geißeln, lange und beschwerliche Bußprozessionen zu anderen Dörfern hin und von anderen her, versetzten die Menschen in eine fast ekstatische Frömmigkeit und Bußfertigkeit. Nicht selten wurden daraufhin Generalbeichten abgelegt. Mit dem Aufkommen der Geisteshaltung der Aufklärungszeit allerdings, die die vernunftbetonte Orientierung des Denkens möglich machte und bis heute nachhaltig wirkt, sollten die Volksmissionen im Rheinland wieder in einem eher relativ vernünftigen Maß abgehalten werden. Rockeskyll besuchten die Münstereifeler Volksmissionare 1736 als erste Pfarrei in ihrem weiteren Umkreis. 1741 folgte in Sarresdorf bei Gerolstein die Mission, 1746 in Hillesheim und Rockeskyll, 1750 wieder in Sarresdorf und Rockeskyll, 1761 in Gerolstein, 1768 mit Unterstützung der Augustiner in Hillesheim und zuletzt 1772 in Sarresdorf und Gerolstein. Mit der Auflösung des Jesuitenordens, den Ignatius von Loyaloa 1534 gegründet hatte und der durch Papst Pius III 1540 bestätigt worden war, im Jahre 1773 wiederum durch einen Papst, Klemens XIV, endete denn auch die Mission dieser Prediger in der Eifel.

Quellen:

HAStK: Jesuiten A648/3; A469; A650; A650; A650 BATr: Kirchenbücher: Rockeskyll l und 2 KD Kreis Daun Müller-Veitin, Kurt, Mittelrheinische Steinkreuze aus Basaltlava Hg RVDL, Neuss 1980

Nick, Rudolf u. a. (Redaktion), Das Eifeldorf Rockeskyll, Ein Heimatbuch, Hg. Ortsgemeinde Rockeskyll, Trier 1993. Andreas Schüller, Die Eifelmissionen der Jesuiten 1704-1773, In: AHVNRh 1932, 120. Heft

Schug, P., Geschichte der zum ehemaligen kölnischen Eifeldekanat gehörenden Pfarreien der Dekanate Adenau, Daun, Gerolstein, Hillesheim und Kelberg, Trier 1956