Die Zerstörung der Stadt Daun im Juli 1353

- doch die Burg blieb unversehrt

Alois Mayer, Daun

Wessen Herz schlägt nicht höher angesichts noch bestehender Städte mit dem Glanz mittelalterlicher Vergangenheit. Burgtürme und Wehrgänge, Gräben und Wälle, enge Gassen und romantische Winkel, Fachwerk- und Burgmannenhäuser dicht gedrängt an Stadtmauern und -toren. Diesen mittelalterlichen Eindruck vermittelte auch dereinst die Stadt Daun. Doch dies ist lange her, über 600 Jahre. Da wurde sie zerstört und dem Erdboden gleichgemacht.

Wir schreiben das Jahr 1353. Es ist Juli. Ein trockener Sommer. In der kleinen Stadt Daun, sie hatte Stadtrechte, herrschte das übliche Leben. Die Bauern gingen ihrer Feldarbeit nach. An den Stadttoren standen Wachen, die die Ankommenden kontrollierten und notwendigen Zoll forderten. Ritter, die die Besatzung der stolzen Burg bildeten, übten sich in ihrer Arbeit und holten sich Anweisungen von dem Burgherren, Ritter Ägidius, der nahezu überall Gilles genannt wurde. Und der konnte von seiner Feste auf dem steilen Lavafelsen hinab ins Liesertal auf die kleinen, strohgedeckten Fachwerkhäuser seiner Untertanen schauen. Seine mittelalterliche Stadt lag zwischen dem Burgfelsen und der Lieser, in dem Bereich, den heute die Dauner die »Schweiz« nennen. Sorgenvolle Gedanken beschäftigten Ritter Ägidius, denn er ahnte, ja er wusste, dass zwei Erzbischöfe und Kurfürsten, und zwar die von Trier und Köln, sich gegen ihn verschworen hatten. Sie wollten ihn, den bisher freien und unabhängigen Ritter, unter ihre Befehlsgewalt und in ihre politische Abhängigkeit zwingen. Und dies nicht zum ersten Male, nein 1352, im letzten Jahr, hatte es der Trierer Kurfürst Balduin bereits schon einmal versucht. Was Ritter Ägidius aber damals noch nicht wusste, war, dass sich die spätere Geschichtsschreibung mit diesen Ereignissen sehr schwer tun und die Ereignisse falsch darstellen würde.

Hätte er damals genauer Chronik geführt, dann wäre es nicht zu diesem heutigen Irrtum gekommen. Denn noch immer ist, selbst in den neuesten städtischen Karten, Broschüren und Berichten zu lesen, dass die Erzbischöfe Balduin von Trier und Wilhelm von Köln im Frühjahr 1352 mit Heeresmacht gegen Daun gezogen seien und am 3. Juni den Dauner Ritter Gilles zur Übergabe gezwungen und die Burg unter sich geteilt hätten. Ja, es ist sogar in Daun vielerorts zu hören und zu lesen, die Burg sei damals gänzlich erobert und zerstört worden. Halten wir uns an die wenigen Quellen, und die geschichtlichen Ereignisse stellen sich ganz anders dar. Gegen Stadt und Burg Daun wurden zwei aggressive Unternehmen geführt, die erste im Jahre 1352 und die zweite 1353. Beide unterscheiden sich wesentlich voneinander. Der Erzbischof und Kurfürst Balduin von Luxemburg gilt als der Gründer des Kurstaates Trier. In seinem Bestreben, diesen zu vergrößern, zu festigen und zu sichern, ergriff er jede Gelegenheit, noch freie und selbständige Ritter und Ämter in die Lehnsabhängigkeit Triers einzugliedern, wobei die Wahl seiner Methoden nicht immer mit heutigem Rechtsempfinden in Einklang zu bringen ist. Und das noch unabhängige Amt Daun passte vorzüglich in die Arrondierungsbemühungen Balduins, stellte es doch wichtige Puffer dar im Norden gegenüber dem Kurstaat Köln und im Nordwesten ge-

 

Belagerung einer Stadt im 15. Jahrhundert (Holzschnitt 1502)

 

gen Luxemburg. Daneben war Balduin auch sehr bedacht, die innere Sicherheit in seinem Staat zu gewährleisten. Das bedeutete, dass er sich vehement gegen das seit Jahrzehnten herrschende Raubritterunwesen zu Wehr setzen musste. Bereits 1333 hatte er mit der Errichtung eines »Landfriedensbundes« begonnen. Ziel dieses weitgespannten Bündnissystemes war es, »Kaufleute, Pilger und jedermann auf den Straßen zu Wasser und zu Lande zu schirmen, zu behüten und zu freien vor Kraft, Gewalt und Plünderung gegen jedermann zu befreien«. Diesem Bund, auch »Eifelbund« genannt, der in der verantwortlichen Leitung des Eifeler Ritters Johann zu der Schleiden stand, hatten sich nach und nach der Erzbischof von Mainz und Köln, der Pfalzgraf, Luxemburg, Jülich, Berg, Nassau, mehrere freie Städte und kleinere Herrschaften zusammengeschlossen. Ägidius von Daun aber nicht, wohl aber Verwandte von ihm, wie Dietrich von Daun und Marschall Heinrich von Daun. So musste es unweigerlich zu großen Spannungen zwischen dem Landfriedensbund und Ritter Ägidius kommen, in dessen Amt es ebenfalls Raubritter gab. Auch wenn heute mancher behauptet, Ägidius, der »tolle Gilles« sei ein Raubritter gewesen, so ist dies urkundlich nicht zu belegen. Zu beweisen ist wohl, dass einige seiner Burgmannen und entfernten Verwandten es waren, und dass der Burgherr deren Verhalten duldete. Aus Urkunden ist erkennbar, dass viele Herren in dem Raubrittertum nichts Unehrenhaftes, sondern es häufiger sogar als rechtmäßige Folgen mitverstandener Lehnsrechte sahen. Ebenso ist beweisbar, dass Ägidius selbst durch Raubritter des öfteren Schaden erlitt, wie zum Beispiel 1333 durch Johann, Herr von Kerpen, und Johann von Eltz. Wenn durch Ägidius oder seine Mannen aber irgendwem Schaden zugefügt worden war, so versprach er, »diesen Schaden zu ersetzen und wenn er dieses nicht tue, dürften die Geschädigten sich an allen seinen Gütern schadlos halten«.

Ägidius war durch Jahre eng mit dem Trierer Balduin verbunden, anfänglich waren sie sogar beste Freunde. Während all dieser Zeit versprach er ihm und dem deutschen König die Treue und die Lehnspflicht (2. 7. 1336, 17. 9.1337), schloss Waffenbrüderschaft mit ihm (4. 9. 1337).

Ägidius kann kein schlimmer Raubritter gewesen sein, sonst hätte ihm König Johann von Böhmen am 20. 5. 1340 nicht die Stadt Daun, gelegen unterhalb des Schlosses, zu Lehen, oder ihm am 11. 11. 1343 »für wohl geleistete Dienste« eine Rente von 50 Pfund Turnosen gegeben. Sein Ansehen im Ritterstand war nicht gering, sonst hätte dieser ihn nicht am 10. 7. 1348 zum unparteiischen Schiedsrichter in einer Fehde zwischen Erzbischof Balduin und dem Graf Ruprecht von Virneburg bestellt.

Möglicherweise waren Neid und Missgunst die Triebfeder vieler kleinerer Ritter, dass sie sich intrigenhaft gegen den Dauner Ägidius verbündeten und bereits langfristig einen Waffengang gegen ihn planten. So verbündeten sich am 24. 7. 1348 Arnold von Blankenheim mit Gerhard von Landskron, bei »etwaiger Fehde gegen Ägidius« sich gegenseitig zu helfen. Sogar die Frau Mettel van der Marken, verspricht am gleichen Tage dem Arnold von Blankenheim, ihm bei »etwaiger Fehde« mit ihrer ganzen Macht zur Hilfe zu eilen. Es kam wohl zu einer Auseinandersetzung, die Ägidius gewann, denn von September bis Dezember 1348 söhnen sich alle wieder mit ihm aus, schließen Frieden und versprechen, Ägidius in Ruhe zu lassen. Doch die Klagen gegen Raubritter im Amte Daun und in anderen noch freien Ämtern im Westerwald und im Raum der Lahn häuften sich. Die Intrigen gegen den Dauner ebenfalls.

Balduin wollte sie nun energisch bekämpfen und sie in seinen Landfriedensbund zwingen. 1352 zog er daher mit einem starken Heer in die Eifel, war am 22. Mai in Schönecken, ließ sich von diesen bescheinigen, dass sie sich nicht gegen das Bündnis und dessen Unternehmungen stellen und sich neutral verhalten, war am 29. Mai in Gerolstein und schloss dort mit Arnold von Blankenheim einen bis Martinstag befristeten Friedens- und Stillhaltevertrag.

 

Ähnlich wie diese Landsknechte können auch die Soldaten des Trierer Kurfürsten Balduins ausgesehen haben. (Holzschnitt von H. S. Bekam, 1540)

Am 3. 6. 1352 stand Balduin vor Daun. Drei Wochen später, am 25. 6., kam es zu einer Einigung zwischen dem Trierer Kurfürsten und dem Dauner Ägidius. Dieser versprach dem Erzbischof, es nicht zu hindern, dass die befestigten Häuser der Brüder von Zolver »binnen ind byssen dem thale« abgerissen und geschleift würden. Ferner gestand er ihm zu, die Tore der Stadt für ihn zu öffnen und zu verhindern, dass ihm oder den Mannen des Landfriedensbundes Schaden innerhalb der Stadt Daun geschehe (»... daz unser herre von Triere die porten zu Dune haben sal zu sime und sines stiftes willen...«). Und als letztes versprach er noch, der Zolver-Familie Feind zu sein. Warum Ägidius klein beigab, ob er in den drei Wochen belagert oder bekämpft worden war, ist unbekannt Es fehlen Dokumente. Auf jeden Fall muss es seitens des Kurfürsten zu massiven Drohungen und Erpressungen gekommen sein. Denn Ägidius wähnte sich im Recht. Der Trierer hatte nämlich gänzlich alleine gehandelt. Der Landfriedensbund hatte Balduin nicht beauftragt und der Kaiser das Schutzbündnis noch nicht per Gesetz bestätigt. Aus hoheitlicher Sicht bedeutete der Akt Balduins nichts anderes, als ein grundloser kriegerischer Überfall auf ein freies Amt.

Der Landfriedensbund trat dann am Tage darauf, am 26. 6. in Aktion. Johann von Schleiden beorderte Balduin mit seinen Soldaten zu anderen Stellen der Eifel und zum Einsatz im Westerwald. Balduin zog von Daun ab, nicht ohne zuvor Ägidius zu zwingen, zum einen trierische Besatzungssoldaten in der Dauner Burg, und zwar in dem Gebäude mit dem Namen »Nannstein« zu dulden und zum anderen, für den gesamten Schaden aufzukommen, der angeblich dem Erzstift durch die Übergriffe seiner Untertanen entstanden war. Die Behauptung einiger, bei dieser Auseinandersetzung sei die Burg zerstört worden und der Kölner Kurfürst zugegen gewesen, ist unrichtig. Es kam zu keinerlei Beschädigungen an der Burg und mit seinem Amtsbruder, dem Erzbischof und Kurfürst Wilhelm von Köln, lag Balduin zu dieser Zeit selbst noch in großem Streit, der erst im Herbst 1352 beigelegt wurde. Als nun Balduin fort war, spielten sich die Vertreter des Landfriedensbundes als diktatorische Herren auf. Über den Vertrag von Balduin hinausgehend, verlangten sie nun von dem Dauner und seinen Burgmannen, dass sie »alle Häuser in Daun, aus denen Unrecht geschehen, und alle Tabernen, in denen feil geboten worden sei, auf eigene Kosten bis auf den Grund abbrechen und ohne Genehmigung des Erzbischofs von Trier nicht wieder aufbauen und nicht gestatten, dass sie von anderen wieder aufgebaut würden.« Die Truppen des Landfriedensbundes zogen weiter. Am 20. Juli waren sie in Ulmen. Dort zerstörten sie einige Häuser der Raubritter sofort, zwangen die Eigentümer der Ober- und Niederburg, alle übrigen Häuser und Wirtschaften bis zum 15. August abzureißen. Dann zogen sie über den Rhein und nahmen Elkershausen, Hohenselbach und Westerburg teilweise in Besitz. Der Trierer Kurfürst konnte zufrieden sein. Sein Erzbistum wuchs und wuchs, aber leider auch auf Kosten anderer.

Nach kriegerischen Auseinandersetzungen tut Friede not. Und Balduin von Trier wollte nun auch in Frieden mit dem von ihm überfallenen Dauner Ägidius leben. Also forderte er ihn auf, nach Trier zu kommen, damit dort vor einem Manngericht sowohl über die Friedensbedingungen als auch über die Höhe des Schadensersatzes verhandelt werden könne. Ägidius erschien nicht in Trier. Viermal wurde er durch Namhafte, Edle und Ritter in den Palast zu Trier geladen. Aber Gilles erschien nicht. Schließlich setzte man am 12. 12. 1352 in seiner Abwesenheit die Schadenersatzsumme auf 10.000 Pfund Silber fest.

Die Antwort auf die Frage nach seinem Nichterscheinen ist relativ einfach. Ägidius fühlte sich zu Unrecht behandelt, erpresst und verfolgt. Er spürte, dass dem mächtigen Kurfürsten im Grunde weniger das Wohl der angeblich durch die Raubritter Überfallenen am Herzen lag, als vielmehr der Drang, sich das Amt Daun untertänig und die freien Dauner Herren lehnsabhängig zu machen. Ägidius wusste, dass man ihn belogen hatte, denn die Aussage des Landfriedensbundes, er handele im Namen des Königs, war schlichtweg falsch. König Karl IV, wenn auch eng verwandt mit dem Trierer Balduin, genehmigte den Bund erst am 29. 9. 1352. Und der Dauner fühlte sich auch nicht dem Landfriedensbund verpflichtet, denn er war ja kein Mitglied in ihm. Also blieb Ägidius in Daun. Er riss auch nicht die Wirtschaften und die Häuser der Brüder von Zolver ab. Wenn überhaupt, dann sollte dies der Trierer tun, aber nicht er als Amtsvorgesetzter. Zudem hatte Balduin auch keine Lust, Schadensersatz für Dinge zu leisten, die er nicht verursacht hatte, und den der Kurfürst auch nicht von ihm verlangt hatte; wohl die Vertreter des Landfriedensbundes, aber deren Beschlüsse waren für Balduin noch weniger bindend. Ägidius fühlte sich mit Recht ohne Schuld. Warum und für was also sollte er sich vor einem Manngericht in Trier rechtfertigen? Und dabei blieb es mehrere Monate, dann kam das Frühjahr 1353. Und mit diesem ein Zwischenfall, der für das Amt Daun die Unfreiheit und letztlich sein Ende einleitete. Frankreich führte mit England Krieg. Der deutsche König Karl IV. sandte dem französischen König zur Verstärkung eine Abteilung böhmischer Ritter. Diese befanden sich bereits auf luxemburgischen Gebiet in der Nähe von Bitburg. Und dort wurden sie überfallen und in der Burg Ließem gefangen gehalten. Irgendeiner würde sicherlich Lösegelder zahlen. An dem Überfall dieser Raubritter beteiligt war Arnold von Blankenheim, der seinen Sitz auf der Burg Gerolstein hatte. Der

Als Daun 1352 belagert wurde, wird auch ein solches Lagerleben am Fuße der Dauner Burg geherrscht haben (Holzschnitt H. S. Beham, um 1540).

 

deutsche König Karl bat seinen Neffen Balduin von Trier um Unterstützung. Der zog mit seinen Mannen nach Ließem, eroberte die Burg, befreite die Gefangenen, zog weiter nach Gerolstein und belagerte die dortige Burg, in dem der Anführer Arnold von Blankenheim wohnte. Die Belagerung dauerte Wochen, für Balduin zu lange. Darum verhandelte er mit seinem einstigen Rivalen und kirchlichen Amtsbruder, dem Kölner Erzbischof und Kurfürsten Wilhelm, und bat diesen, die Burg Gerolstein solange zu belagern, bis Arnold sich ergebe. Schließlich sei er ja Untertan des Kölners und nicht des Trierers. Er, Balduin wolle sich um Wichtigeres kümmern. Er wolle, da er ja nun so nahe bei Daun sei, deren Burg erneut belagern und dem Ägidius zeigen, wer Herr im Lande sei. Dem Kölner gefiel das. Er bat sich aber aus, auch Daun mitbelagern zu dürfen. Schließlich habe der Landfriedensbund ihn dazu aufgefordert.

Im Juli 1353 brach Balduin die Belagerung Gerolsteins ab. Urkunden melden, dass am 23. Juli die beiden Erzbischöfe noch »im besesse«, das heißt bei der Belagerung von Daun sind. Und an diesem Tage wird auch jener denkwürdige und unheilvolle Vertrag über die Teilung der Burg und der Herrschaft Daun geschlossen. »Balduin von Trier soll das Haus Nannstein mit dem Turm und dem Mauerbering ringsum erhalten, Wilhelm von Köln das Haus Rodemacher mit Bering. Der hohe Turm »Valche« und alle übrigen Häuser bleiben gemeinsam. Jeder soll in seinem Haus tun können und bauen, was er will. In dem gemeinsamen Besitz sollen Pförtner gemeinschaftlich eingesetzt und beköstigt werden. Alles zur Herrschaft Daun gehörige Gut soll gemeinschaftlich sein.«

Und um kein schlechtes Gewissen über diese Annexion zu haben, begründen die beiden geistlichen Kurfürsten ihr Handeln: Von Daun aus seien viele Gewalttaten und Überfälle verübt worden; mehrfaches Ermahnen sei fruchtlos geblieben. Es sei ihnen beiden nichts anderes übrig geblieben, als dieser Unsicherheit mit Gewalt ein Ende zu machen.

Im Teilungsvertrag ist zu lesen: »Balduin und Wilhelm haben Daun-Burg, Stadt und Tal in ihre Hand gebracht und die Stadt Daun gründlich abgebrochen, zumal geschleift und gänzlich zerstört«. Dieser einfache Satz gewährt Deutungen. Zum einen, die Burg wurde nicht zerstört oder beschädigt, sondern Daun-Burg, das waren die (Burgmannen-)Häuser am Fuße der Burg im Bereich der heutigen Burgfried- und Leopoldstraße. (Die Burg ging aber auf Grund der Unterwerfungsverträge, die Ägidius am 25. Juli, seine Mitgemeiner am 31. Juli besiegelten, in den Besitz der Erzbischöfe über, wurde aber bald wieder zurückgegeben.) Zum anderen; wer sich die bilder aus dem Kosovo und Serbien in Erinnerung ruft, weiß, was die Worte bedeuten »Stadt und Tal gründlich abgebrochen, zumal geschleift und gänzlich zerstört«. Mit Sicherheit kam es auch damals zu Kollateralschäden, sprich menschlischen Opfern und Tragödien. Balduin von Trier hatte sein - nicht christliches - Ziel erreicht. Nunmehr hatte er bereits mehr als einen Fuß in der Dauner Burg und Herrschaft. Ägidius hielt sich an sein Versprechen, entstandene Schäden zu ersetzen. Und um diesem Schadensersatz nachzukommen, musste er sich hoch verschulden. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als große Teile seines Amtes und auch das Haus Nannstein auf der Dauner Burg für 5000 Gulden zu verkaufen. An wen? Natürlich an den Trierer Balduin. Noch wenige Generationen, und Trier besaß die gesamte ehemals freie Herrschaft Daun.

Johann, der Enkel und letzte Erbe des Gilles, schloss am 11.4. 1398 mit dem Erzstift einen Vertrag, »die alde Stadt und Dahl under der Burg zu Dune wieder zu buwen mit Tornen und Muren, Graben und Porten«, aber dieser Aufbau ist nie zustande gekommen. Einige Bewohner hatten sich an dem ehemaligen Stadtrand angesiedelt, andere »im Dorf« westlich der Burg oder »jenseits der Bach«, gemeint ist der Dreesbach. Daraus ist das neue Daun entstanden. Die alte Stadt aber blieb wüst liegen - zumindest bis in das letzte Jahrhundert. Erst ab da begann wieder die langsame Bebauung der heutigen »Schweiz«.