Die Ur- und Frühgeschichte derVulkaneifel

Oliver Nakoinz, Kiel

Einleitung

Neue archäologische und archäobotanische Untersuchungen im Bereich der südlichen Vulkaneifel erbrachten wichtige Kenntnisse zum Siedlungsgeschehen dieser Region in der Vorgeschichte. Bevor aber die aktuellen Ergebnisse vorgestellt werden, soll ein Überblick über die Forschungsgeschichte und die Ur- und Frühgeschichte gegeben werden. Hier sollen die regionalen Besonderheiten in den allgemeinen Kontext eingebunden werden. Die Vulkaneifel spielte für die Erforschung der Eisenzeit im Mittelrheingebiet eine wichtige Rolle.

Geschichte der Forschung

Der eigentliche Beginn der ur- und frühgeschichtlichen Forschung ist im 19. Jahrhundert zu suchen. Immer mehr Menschen begannen sich für Altertümer als Zeugen der Vergangenheit zu interessieren. Dies fand nicht zufällig in der Zeit der Romantik statt. Besonders Pfarrer und Lehrer machten sich als Heimatforscher um die Archäologie verdient. Sie sammelten Funde und Informationen zur Vergangenheit ihrer Region. Oft waren sie nicht nur an Geschichte und Archäologie, sondern auch an Geologie und anderen naturkundlichen Bereichen interessiert. T. Fontäne gibt in seinem Roman »Vor dem Sturm« eine anschauliche Beschreibung einer solchen Sammlung. Viele private Altertümersammlungen entstanden und bildeten nicht selten den Grundstock öffentlicher Museen.

Im Trierer Land war natürlich Trier selbst das Hauptobjekt der Forschung. So gründete sich in Trier 1801 die GfnF (Gesellschaft für nützliche Forschungen). Aber auch in der Vulkaneifel waren Heimatforscher tätig. Der Trierer Baurat Quednow befasste sich beispielsweise mit dem römischen Grab von Strotzbüsch, das von Landrat Avenarius ausgegraben wurde.

Zu dieser Zeit waren Funde wie Keramik und Waffen nur eine Ergänzung zu den schriftlichen Quellen. Die archäologischen Methoden waren noch nicht so weit entwickelt, als dass über die prähistorischen Zeiten viel bekannt sein konnte. Die vorgeschichtlichen Funde häuften sich in den Sammlungen und verlangten danach, entschlüsselt zu werden. Es galt, das Fundmaterial zu unterteilen und die Dinge (Typen, Merkmale usw.) herauszufinden, die für bestimmte Zeiträume charakteristisch sind. Aber wie sollte das gehen? Man hatte ja noch keine Einteilung der Vorgeschichte. Nun kamen einige Gelehrte in

Epoche

Stufe

Mittelalter 450-(1000)

Karolingerzeit

Merowingerzeit

Römerzeit

0-450 n. Chr.

Eisenzeit 700-0 v. Chr.

Spätlatenezeit, Lt D

Mittellatenezeit, Lt C

Jüngere HEK (II), Lt A/B

Ältere HEK (II), Ha D

Laufelder Stufe, Ha C

Bronzezeit 2200-700 v. Chr.

Urnenfelderzeit, Ha A/B

Hügelgräberbz., Bz B-D

Frühbronzezeit, Bz A

Jung-« 5500-2200 g v. Chr.

 

Endneolithikum

Jungneolithikum

Mittelneolithikum

Altneolithikum

Mittel-

Mesolithikum 8000-5000

Alt-

Paläolithikum -8000

 

der ersten Hälfte des 19. Jh. auf folgende Gedanken: a) Gegenstände, die gleich alt sind, werden häufig miteinander gefunden; Gegenstände aus unterschiedlichen Zeiten treten nur zufällig gemeinsam auf. b) Die Entwicklung der Technik ist einem Fortschritt unterzogen. Zunächst werden einfache Herstellungstechniken verwendet und später durch kompliziertere ergänzt oder abgelöst. Zunächst werden Steingeräte hergestellt, die man nur schlagen oder schleifen muss. Dann folgt die Bronze und schließlich das harte Eisen, das auch höhere Temperaturen zur Verarbeitung benötigt. Zusammen führten diese Gedankengänge zum sogenannten Dreiperiodensystem: Steinzeit, Bronzezeit, Eisenzeit. Der bekannteste Entdecker dieser Epocheneinteilung war C. Thomsen, der anhand der Sammlung des Dänischen Nationalmuseums in Kopenhagen das Dreiperiodensystem entwickelte und ihm zum Durchbruch verhalf. Weniger bekannt sind F. Lisch aus Schwerin und J. F. Danneil aus Salzwedel. Auch von P. Schmitt aus Trier wird das angenommen. Pfarrer P. Schmitt war Mitglied der GfnF. Ihm kommt der Verdienst zu, um die Mitte des 19. Jh. eine der ersten archäologischen Landesaufnahmen verfasst zu haben. Etwa zur gleichen Zeit arbeitete sein Freund, Pfarrer J. Ost, in Demerath ebenfalls an einer Landesaufnahme (Ost 1854). Diese war dem Kreis Daun gewidmet. Das Gebiet ist somit eine der ersten archäologisch katalogisierten Regionen. Noch heute ist die Arbeit von Ost eine wichtige Grundlage der archäologischen Forschung.

In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wird die Archäologie mit verfeinerten wissenschaftlichen Methoden ausgestattet. Zu nennen ist hier in erster Linie der Schwede 0. Montelius.

1872 erkannte H. Hildebrand, dass sich die Eisenzeit in zwei Hauptabschnitte unterteilen lässt. Diese bezeichnete er nach zwei Fundorten in Österreich und der Schweiz als Hallstattzeit (Ha) und Latenezeit (Lt). Ein größeres Unternehmen wurde von F. Hettner - dem ersten Direktor des Provinzialmuseums Trier (heute: Rheinisches Landesmuseum Trier) - in den Jahren 1887-1888 unternommen, in denen er eine hohe Anzahl von Grabhügeln ausgrub. Allein von den 91 Hügeln bei Steineberg wurden 19 ausgegraben. Sie bargen vornehmlich Gräber der älteren Eisenzeit (Späthallstattzeit). H. Lehner publizierte die Grabungsergebnisse bereits 1894. Er spricht hierbei von dem Gräberfeld von Mehren. In den Jahren von 1916-1921 benutzt K. Schumacher das Steineberger Gräberfeld, um die ältere Eisenzeit im Mittelrheingebiet zu charakterisieren. Er bezeichnet die Späthallstattkultur in diesem Gebiet als Mehrener- oder Hunsrück-Eifel-Kultur. Ein weiteres Gräberfeld in der Vulkaneifel wurde 1916-28 bei Laufeld ausgegraben. Am-berger wies es einer Frühphase der Mehrener-Kultur zu. W. Dehn publizierte das Gräberfeld 1936. Er benutzte es, um die von Amberger herausgestellte Frühphase genau zu definieren, und nannte sie Laufelder Gruppe. In weiteren Arbeiten untersuchte Dehn die Hunsrück-Eifel-Kultur. Er dehnte den Begriff zeitlich auf die Frühlatenezeit aus. Eine systematische Zerstörung, aber auch Untersuchung von archäologischen Denkmälern brachte der Bau der Autobahn (A48) in den Jahren 1940/1941 mit sich. Hier sei beispielhaft das Gräberfeld von Eckfeld Forst angeführt. Dort kamen Gräber der Laufelder Stufe und der Hunsrück-Eifel-Kultur zutage.

In der darauffolgenden Zeit nahm die Vulkaneifel nicht mehr diese zentrale Rolle in der Forschung ein. Erst ab den 80er Jahren sind wieder intensivere Bemühungen in dieser Region festzu-

Eckfeld, Forst, Funde aus Hügel 2, Grab 1

 

stellen. Hier ist besonders der Heimatforscher H.-J. Stolz zu nennen, der durch Feldbegehungen Informationen zu alten und neuen Fundstellen erschließt und diese der Wissenschaft zugänglich macht. In den 90er Jahren deutet sich ein verstärktes Interesse an der Vulkaneifel an. So wurde 1995 das Gräberfeld von »Mehren« bzw. Steineberg wieder aufgegriffen. R. Cordie-Hackenberg publizierte die alten Funde in moderner Weise neu und ermöglichte damit Analysen mit verbesserten Methoden. Die Landwehr von Eckfeld und das von Stolz entdeckte Situlen-

Steinzeitliche Artefakte (Trierer Zeitschr. 72; 30; 55)

grab von Gillenfeld wurden von H. Nortmann untersucht. H. Löhr widmete sich der Landschaftsentwicklung und der Steinzeit.

Eine neue Ära der archäologischen Forschung in der Eifel wurde durch die Geologie eingeleitet. Seit den späten 80er Jahren wurden in einem DFG-Projekt von J. Negendank und B. Zolitschka Maarseesedimente untersucht (»Postvulkanische Entwicklung von Maaren und Quartärstratigraphie der Eifel abgeleitet aus der Untersuchung von Maarseesedimenten«. Zolitschka 1990). Im Rahmen eines archäologischen DFG-Schwerpunktprogrammes (A. Haffner u. S. v. Schurbein: »Kelten, Germanen, Römer im Mittelgebirgsraum zwischen Luxemburg und Thüringen«) wurden die geologischen Bohrkerne für weitere Untersuchungen durch W. Dörfler, A. Evans u. H. Usinger verwendet. Sie führten eine Pollenanalyse durch, mit der die damalige Pflanzendecke re-

konstruiert werden kann. Da menschliche Aktivitäten sich auch in der Vegetation niederschlagen, lassen sich aus dem Pollenprofil Rückschlüsse auf die Siedlungsgeschichte ziehen (Dörfler 1999; Nakoinz 1998). Auf diese Weise lassen sich die archäologischen Ergebnisse überprüfen und ergänzen. Die Bedingungen für die Sedimente aus dem Holzmaar sind besonders günstig, da sich hier Jahresschichten erhalten haben.

Die Ur- und Frühgeschichte der Vulkaneifel

Nun sollen die archäologischen Quellen der einzelnen Epochen besprochen werden. Hierzu geben wir in Abb. 2 zunächst eine vereinfachte Chronologietabelle an. Gemäß der stratigraphischen Reihenfolge sind die jüngsten Epochen oben und die ältesten unten zu finden. Die Steinzeit gliedert sich in drei Hauptabschnitte - die Alt-, Mittel- und Jungsteinzeit. Aus allen Abschnitten kennen wir weder Siedlungen noch Gräber. Lediglich Einzel- und Streufunde sind überliefert. Wenn diese in höheren Konzentrationen vorliegen, so kann man eine Siedlung vermuten, nachweisen kann man sie so freilich nicht. Bei dieser schlechten Quellenlage können wir auch keine Aussagen zur Siedlungsweise treffen. Es ist jedoch zu vermuten, dass - wie in anderen Regionen - in der Jungsteinzeit eine feste Besiedlung einsetzt. In der Altsteinzeit werden wir nur mit kurzzeitig genutzten Jagdstationen zu rechnen haben. Die ältesten Funde sind aus der Altsteinzeit überliefert. Es handelt sich um einen Bogenschaber und einen Abschlag aus Quarz aus Winkel und Mückeln. Auch aus der Höhle Buchenloch und der Magdalenahöhle bei Gerolstein sind altsteinzeitliche Funde bekannt. Die Mittelsteinzeit liefert schon mehr Funde. Charakteristisch für diese Stufe sind sogenannte Mikrolithen. Das sind kleine Feuersteinartefakte, die in einer Holzschäftung als Werkzeug dienten. Häufig kommen dreieckige Formen vor. Auch trapezoide Pfeilspitzen - die Querschneider - sind hier zu nennen. In der Jungsteinzeit kommen Pfeilspitzen ebenfalls vor. Diese haben aber überwiegend eine rhombische Form. Aber auch Feuersteinklingen und andere Werkzeuge sind anzutreffen. Die markanteste Geräteform der Jungsteinzeit ist sicherlich das Steinbeil. Es kann sowohl aus Feuerstein, aber auch aus Tonschiefer, Grauwacke oder einem anderen Gestein bestehen. Mit einem Holzschaft diente es vorwiegend zur Holzbearbeitung. Da in dieser Zeit der Ackerbau beginnt, können wir uns vorstellen, dass man die Beile zum Roden des Waldes verwendet hat. Aber auch beim Hausbau wird es eine Rolle gespielt haben. Die in anderen Regionen für die Jungsteinzeit so typische Keramik ist in der Vul-kaneifel nicht nachzuweisen. Das liegt sicher an der ungünstigen Quellenlage. An Fundstellen der Mittelsteinzeit ist Oberkail, Buschgarten zu nennen. Für die Jungsteinzeit können wir hier Mückeln anführen. Überwiegend handelt es sich aber um einzelnen Funde von Steinbeilen.

Die Hügelgräberbronzezeit ist schnell abgehandelt. Es fehlen uns die Funde. Erst aus der Urnenfelderzeit sind uns wieder einige Einzelfunde bekannt. Zu nennen ist die Mohnkopfnadel von Laufeld. Die Eisenzeit liefert uns zahlreiche Funde. Aus dieser Zeit kennen wir auch die ältesten Gräber in der Vulkaneifel. In der Laufelder Stufe verbrennt man überwiegend die Toten. Der Leichenbrand wird dann meist in einer Urne niedergelegt und mit einigen Beigaben versehen. Gelegentlich treten Hügel auf. An Funden dieser Stufe sind uns hauptsächlich Keramikgefäße bekannt; vor allem große Urnen treffen wir an. In der älteren Hunsrück-Eifel-Kultur finden wir ebenfalls überwiegend Keramik, aber Metallfunde treten jetzt auch häufiger auf. Neben eisernen Waffen wie Lanzenspitzen treten Schmuckobjekte aus Bronze auf. Zu nennen sind hier zunächst die Schlä-fenwendelringe, die eines der wichtigsten Merkmale der HEKI sind, aber auch andere Hals- und Armringformen. Bemerkenswert ist das Auftreten der ersten Bronzegefäße am Ende der älteren HEK. So ist aus Steineberg ein Eimer, eine sogenannte Rippenziste bekannt. Diese Gefäße sind Importe aus Italien und zeigen deutlich, das es damals im Mittelgebirgsraum eine soziale Elite gab, die sich solche Wertgegenstände leisten konnte. Der Kontakt zum Süden bestand nicht nur im Warenaustausch. Die importierten Funde von Trinkgeschirr weisen auf eine Adaption südlicher Trinksitten hin. Literarisch ist uns die Sitte des Symposiums in Griechenland gut überliefert. Auch Abbildungen auf griechischen Vasen und etruskischen Fresken geben Informationen hierzu. Im keltischen Raum scheinen mediterran beeinflusste Trinksitten ein Privileg der gehobenen sozialen Schicht zu sein. Die Frage, was die Oberschicht ihren mediterranen Handelspartnern als Gegenleistung bieten konnte, ist noch nicht geklärt. Zu denken ist an Textilien oder an Eisen. Eine Eisenschmelze der älteren Hunsrück-Eifel-Kultur ist aus Hillesheim bekannt. Auch in der jüngeren Hunsrück-Eifel-Kultur können wir diese Südkontakte feststellen, sie verstärken sich sogar. Jetzt liegen Importe in der Form von Situlen vor - ebenfalls ein Bronzeeimertyp. Ein solches Gefäß ist aus Gillenfeld bekannt. Daneben tritt in Wallscheid jedoch eine andere Bronzegefäßform auf. Es handelt sich um einen Kessel. Waffen und Keramikgefäße sind, wie in der älteren HEK, bekannt. Die vorherrschende Keramikform ist die Flasche. Daneben begegnen uns häufiger Schalen; Töpfe treten nach wie vor auf. Während der Hunsrück-Eifel-Kultur sind Körperbestattungen in Grabhügeln üblich. Die Gräber bilden die wichtigste Quellengattung der Eisenzeit. Siedlungsstellen sind kaum bekannt. Lediglich die Burgwälle sind erwähnenswert - sie lassen sich obertägig sehen und daher leichter auffinden. In Steineberg nördlich des Gräberfeldes und in Eckfeld sind solche Anlagen zu finden. Aus Steineberg sind keine Funde bekannt; wir können diesen Ringwall aber durch seine typische Form und die Nähe des Gräberfeldes mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit datieren. Eine Besonderheit in ältereisenzeitlichen Gräberfeldern der Eifel sind Dämme. Lediglich im Hunsrück und im Saarland sind noch einige dieser Dammanlagen anzutreffen. Ihre Funktion ist ungeklärt. Es kann sich um lange Grabhügel, um Prozessionsstraßen oder um andere Anlagen handeln. Funde aus der Mittellatenezeit sind nicht bekannt. In der Spätlatenezeit sind wieder Gräber anzutreffen. Es handelt sich hierbei ausnahmslos um Brandgräber ohne Überhügelung. An Funden treten Keramikgefäße und Gewandspangen, die sogenannten Fibeln, auf. Zudem finden wir vereinzelt auch Waffen (Schwert von Mückeln) und Münzen. Die Münzen lassen - jedenfalls wenn sie in großer Anzahl gefunden werden ein Heiligtum vermuten. Ein solches Heiligtum wird in Gillenfeld auf dem Etzerath-Berg vorliegen.

In römischer Zeit ändert sich zunächst nur das Fundmaterial. Es werden andere Keramikgefäßformen und andere Fibelformen verwendet. Die Keramik wird nun auch anders hergestellt. In einheimischer Tradition steht die Belgische Ware, und eine völlige Neuerung stellt die Terra Sigillata dar. An den Bestattungssitten ändert sich im ersten Jahrhundert n. Chr. wenig. Es werden ab der Mitte des ersten Jahrhunderts bis in das dritte Jahrhundert wieder Grabhügel verwendet. Ab dem zweiten Jahrhundert treten Steingebäude auf, die erheblich einfacher zu finden sind als die Überreste von Holzbauten. Wir können jetzt auch Aussagen zur Siedlungsstruktur treffen. Man lebte in Villen. Das sind überwiegend landwirtschaftlich genutzte Gehöfte, die in gleichmäßigem Abstand im Land verteilt waren. Daneben sind auch Burganlagen anzutreffen. Es dürfte sich vorwiegend um Fluchtburgen gehandelt haben, wie sie aus Schutz bekannt ist. Aber auch wirtschaftliche Anlagen wie die Töpferöfen aus? oder kultische Anlagen wie der Tempel aus Schalkenmehren sind bekannt. In spätrömischer Zeit treten Körpergräber ohne Beigaben auf. Auch Steinsärge werden verwendet.

Siedlungsgeschichte der Vulkaneifel

Die kurze Übersicht über die Quellen zeigt, dass wir es in den einzelnen Epochen mit unterschiedlichen Quellengruppen zu tun haben. Wenn wir die Siedlungsentwicklung beschreiben wollen, müssen wir das berücksichtigen. So können wir nicht die Siedlungen der Römerzeit mit denen der Vorgeschichte vergleichen. Die römischen Funde sind auf dem Boden einfacher zu finden und die Mauerreste sind im Gelände einfacher zu erkennen, als das bei der oft dunkleren vorgeschichtlichen Keramik und den Holzbauten dieser Zeit der Fall ist. Aber auch Gräber in Grabhügeln sind einfacher zu finden als Flachgräber.

Es lassen sich moderne Methoden anwenden, um die Probleme der archäologischen Quellen durch naturwissenschaftliche Daten zu kompensieren. Für die Vulkaneifel konnte die Pollenanalyse an Proben aus dem Holzmaar angewendet werden. Wie die archäologischen Funde spiegeln auch die botanischen Überreste das damalige Leben wider - nur aus einer anderen Perspektive. Die siedlungskundliche Beschreibung der Vulkaneifel kann nun auf zwei Quellenarten zurückgreifen, was dieses Gebiet zu einer archäologischen Referenzregion macht. (Dörfler u.a. 1999;Nakoinz 1998) Der Mensch begann in der Altsteinzeit sporadisch die Vulkaneifel aufzusuchen. Es wurden wohl kleine Jagdstationen eingerichtet. In der Jungsteinzeit zeigen erstmals, neben den archäologischen Quellen, archäobotanische Indizien die Anwesenheit des Menschen an. Das deutet auf eine landwirtschaftliche Nutzung hin. Diese ist nicht kontinuierlich, sondern scheint in einigen Phasen intensiver zu sein. In der Bronzezeit scheint die Region nur gelegentlich aufgesucht worden zu sein - wie in der Altsteinzeit. Eine intensive Aufsiedlung der Vulkaneifel hat zu Beginn der Eisenzeit, in der Laufelder Stufe stattgefunden. Das sehr abrupte und starke Einsetzen der menschlichen Aktivität in diesem Gebiet wird durch archäologische und archäobo-tanische Quellen gleichermaßen belegt. Das Maximum der Besiedlungsintensität ist zu Beginn der älteren Huns-rück-Eifel-Kultur erreicht (Abb. 4). Danach nimmt die Besiedlung allmählich ab und ist in der Stufe Lt C archäologisch nicht mehr nachweisbar. Die archäobotanischen Quellen zeigen ebenfalls eine geringere Nutzung der Landschaft an; jedoch keinen absoluten Abbruch. In der Spätlatenezeit steigt die Besiedlungsintensität wieder an, geht wohl bis in das dritte Jahrhundert n. Chr. weiter, um dann wieder abzunehmen. In römischer Zeit liegt neben den Grabfunden auch eine nennenswerte Zahl an Siedlungsfunden vor. Jedoch zeichnen sie ein unterschiedliches Bild der Siedlungsent-

Abendstille

Wicklung. Die Grabfunde erreichen ihr Maximum im zweiten Jahrhundert n. Chr., die Siedlungsfunde im dritten Jahrhundert. Der Unterschied dürfte jedoch darin begründet sein, dass die spätrömischen Gräber, die häufig keine Beigaben enthalten, schwieriger zu finden sind und die römischen Siedlungen erst ab dem zweiten Jahrhundert in Steinbauweise errichtet werden, was ihre Auffindung erleichtert.

Nach der römischen Epoche können wir einen Hiatus konstantieren. Diese Zeit der Siedlungsleere wird im siebten Jahrhundert beendet. Nun findet eine allmähliche Aufsiedlung statt, die erst durch die Pestepedemien im späten Mittelalter aufgehalten wird. Wir können also festhalten, dass die Besiedlung der Vulkaneifel in der älteren Eisenzeit einen Höhepunkt erreicht hatte. Dieses Siedlungsmaximum korrespondiert mit einem eisenzeitlichen Siedlungszentrum, welches durch die Verbreitung der Grabhügel angezeigt wird. In römischer Zeit können wir ein zweites Besiedlungsmaximum feststellen, das in der Völkerwanderungszeit durch einen weitgehenden Siedlungsabbruch abgelöst wird.

Wichtige Literatur:

W. Dehn, Ein Gräberfeld der älteren Eisenzeit von Laufeld. Beih. Trierer Zeitschr. l (Trier 1936) 1-49. W. Dörfler, A. Evans, 0. Nakoinz H. Usinger u. A. Wolf, Wandel der Kulturlandschaft als Ausdruck kulturellen Wandels? - Pollenanalytische und siedlungsarchäologische Untersuchungen zur Romanisie-rung in der Vulkaneifel. In: A. Haffner u. S. v. Schnurbein (Hrsg.) Kelten, Germanen, Römer im Mittelgebirgsraum zwischen Luxemburg und Thüringen. Koll. Vor- u. Frühgesch. 5 [Kongreßber. Trier 1998} (Frankfurt 1999) (im Druck). H. Lehner, Vorgeschichtliche Grabhügel in der Eifel und im Hochwald. Jahresber. Ges. Nützl. Forsch. Trier 1882/1893 (1894), 1-36. 0. Nakoinz, Siedlungsarchäologische Untersuchungen im Umfeld des Holzmaares in der Eifel (unpu-bl. Diplomarbeit Kiel 1998). J. Ost, Die Alterthümer in dem Kr. Daun und den angrenzenden Theilen der Kreise Adenau, Cochem, Wittlich u. Prüm, mit historischen Nachrichten, Zeichnungen u. l Karte, [unpubl. Manuskript] {Trier 1854).

J. Steinhausen, Archäologische Siedlungskunde des Trierer Landes (Trier 1936).

B. Zolitschka, Spätquartäre jahreszeitlich geschichtete Seesedimente ausgewählter Eifelmaare. Doku-menta naturae 60 (München 1990).