In Gottes Namen gehen wir...

Seit 110 Jahren pilgert die Pfarrei Bleckhausen nach Klausen

Friedbert Wißkirchen, Daun

In den Visitationsberichten der Pfarrei Bleckhausen wird erstmals im Jahre 1889 eine Wallfahrt erwähnt und zwar am ersten Oktoberwochenende nach »Eberthardsklausen«, wo in der altehrwürdigen Wallfahrtskirche die Gottesmutter besonders verehrt wird. Seit vielen Jahrhunderten tragen die Christen ihre alltäglichen Sorgen und Nöte per Wallfahrt vor Gott zur Gottesmutter nach Klausen, so neben den Bleckhausenern auch die Gillenfelder, Wallenborner, Strohner und Strotzbüscher Pilger. Besonders in Not- und Kriegszeiten waren die Pilgerzahlen angestiegen; in den 1960er Jahren nahmen sie ab. Es verwundert, dass in einer Überflussgesellschaft seit Mitte der 1970er Jahre die Pilgerwanderungen wieder ansteigen.

Morgens um 7.00 Uhr sammeln sich die Gläubigen in der Pfarrkirche Bleckhausen und nach einem Gebet zieht die Pilgerschar aus den Orten Bleckhausen, Ober- und Niederstadtfeld und Üdersdorf, begleitet von der Musikkapelle Bleckhausen in Richtung Manderscheid. Hier stoßen Pilger aus Manderscheid dazu und auf der Landesstraße geht es singend und betend in Richtung Großlittgen. Auf dem »Konenbüsch« wird nach einer anstrengenden Steigung erste Frühstücksrast eingelegt. Auch hier kommen noch ein paar Pilger dazu und weiter zieht die Prozession an Karl vorbei, durch Großlittgen bis zur Kapelle hinter dem Ort, wo für die Teilnehmer und besondere Anliegen ein Gebet gesprochen wird. Auf dem steilen Anstieg nach Minderlittgen wird das Beten eingestellt und auch die Musikkapelle hat Pause. Durch Minderlittgen führt die Pilgerstrasse nach Hupperath. Nach einem Gebet in der Kirche wird in einem Gasthaus die Mittagsrast eingelegt, die Wanderer haben die Möglichkeit, ihre auf den Straßen doch schon ermüdeten und manchmal mit einer Blase versehenen Füße zu pflegen. Nach einem kräftigen Eintopf und Getränken versammeln sich die Pilger am Waldrand oberhalb von Hupperath. Auf dem schönsten Teilstück der Pilgerstrecke, mitten durch den Wald, führt der Weg nach Bergweiler. Früher wählte man die Strecke von Bergweiler zur »dicken Buche« an der B 49 vor Salmtal und marschierte entlang der Bundesstraße weiter. In den 1970er Jahren wurde das Begehen der verkehrsreichen Straße zu gefährlich. Deshalb wählte man eine Route über Dreis, die bei nasser Witterung ihre Tücken auf glitschigen Wegen hat. Von Bergweiler führt der Weg, an Apfelbäumen vorbei, nach Dreis. Das Teilstück von Dreis nach Salmtal über die Landesstraße scheint nicht enden zu wollen, so dass die Pilgerschar froh ist, wenn die letzte Raststätte am Salmrohrer Stadion erreicht ist. Dort kommen die Musiker wieder

Die Bleckhausener Pilgerschar vor Großlittgen.

Brudermeister Nikolaus Sungen.

dazu und betend und musizierend werden die letzten Kilometer in Angriff genommen. So manchem fällt der lange Anstieg auf die Höhe vor Pohlbach schwer. Dann geht's hinunter ins Dorf, die Kirche von Klausen vor Augen. Kurz vor Erreichen des Ziels - am letzten, steilen Anstieg nach Klausen - geht noch einmal ein Ruck durch die müde Schar der Pilger, deren Schritte schon langsamer geworden sind. Blasen und Blessuren sind vergessen, wenn die Wallfahrtskirche in Sicht kommt. Die Gebete werden lauter und die Musiker stimmen ein letztes Mal ein Marienlied an. Endlich - kurz vor 17.00 Uhr - ist ein 37 km langer Wandertag von der Vulkaneifel bis an die Mosel zu Ende. Früher übernachtete man in Klausen und ging den gleichen Weg zurück. Heute holen Busse und Pkw's die müden Pilger nach dem feierlichen Gottesdienst ab und bringen sie in ihre Heimatorte zurück. Und wie vor hundert Jahren wird den Kindern von den Klausen-Wallfahrt ein Zuckerpfeifchen als Andenken mitgebracht. In unserer Zeit sind sie zwar seltener geworden, aber auch im Atomzeitalter scheuen die Pilger Strapazen und Unbill nicht, wenn es darum geht, ihren oder ihre Heiligen zu verehren. Die Motive, warum heutzutage Menschen auf Pilgertour gehen, wurden in einer Emnid-Umfrage 1985 ermittelt. Jeder dritte Pilger nennt danach die »Verehrung von Orten und Personen« als Beweggrund, 29 Prozent suchen nach einem »religiösen Erlebnis« und meinen sicher auch Erfahrung von Glauben unter Gleichgesinnten. Etwas mehr als ein Fünftel tragen eine »persönliche Notlage« vor Gott, die Gottesmutter oder Heiligen und 18 Prozent nennen ein »touristisches Interesse«. Viele der »Bleckhausener« Pilger gehen schon mehr als 30, 20 Jahre mit, ja es hat sich ein regelrechter Stamm gebildet.

Ein seltenes Wallfahrerjubiläum

Es ist nicht mehr nachzuvollziehen, wer in den 110 Jahren das Amt des Brudermeisters bekleidet hat. Vorgänger des jetzigen Brudermeisters Nikolaus Sungen war Gottfried Heck. Davor war Peter Röhl junior (genannt der alte Palzer) im Amt.

Seit 1949 geht der jetzige Brudermeister Nikolaus Sungen ununterbrochen nach Klausen und feiert nicht nur sein 50. Wallfahrer-, sondern auch sein 50. Brudermeisterjubiläum. Er hat von seinem Vorgänger Gottfried Heck ein Gebetbuch von 1863 übernommen, das auch heute noch Anwendung findet. Als vor Jahren Nikolaus Sungen aus dem Gebetbuch das Rosenkranzgesetz »Der für uns im Garten Blut geschwitzt hat« zitierte, kam sofort die Frage, ob er sich wohl verlesen hätte, bevor die Pilger lachend weiterbeteten. Hoffen wir, dass Nikolaus Sungen noch viele Jahre die Klausen-Wallfahrt anführen kann.