Versuch des gemeinsamen Weges

Marianne Schönberg, Jünkerath

Gastfreundschaft ist eine der christlichen Tugenden und mit Konfession sollte die nichts zu tun haben. Nun kamen sie zum dritten Mal in die Eifel, Sängerinnen und Sänger des Gospelchores UNITED VOICES OF FRAISE aus North Carolina, viele wurden von Freunden begrüßt. Da haben sich bei den Besuchen vor Jahren liebevolle Kontakte ergeben, spontane und herzliche Gespräche und niemand fragte nach, in welcher Glaubensgemeinschaft der Gast nun zuhause sei. Der Chor setzt sich aus Musikern dreier Gemeinden zusammen, der FISHER MEMORIAL UNITED HOLY CHURCH, der UNITED CHURCH und der MOUNT SINAI BAPTIST CHURCH. Musikalischer Leiter ist Charles Bradshaw, begeisterter Vertreter der Gospelmusik, denn die, so der Musikdirektor, komme aus dem Herzen und wenn das nicht stimmt, ist alles nichts wert. Genau so haben wir das beim Konzert in der Erlöserkirche erlebt und diese Tiefe des Ausdrucks können im Grunde nur Farbige vermitteln. Das liegt in ihrer Mentalität, nicht an der Musikalität, es ist das Spirituelle, die ganze Hingabe an den Text. Von einem Jungen sangen sie, der auf Kokain steht und durch Fürbitte kann er sich ändern. Wunderschön die Bitte... »ordne meine Schritte nach deinem Wort«... oder ... »ich habe ihn auf die Probe gestellt, er ist mein Freund, nie könnte es einen anderen geben, der mir so teuer ist wie Jesus«. Ein wunderschöner a-capella Chorsatz ließ aufhorchen... THANK YOU LORD... o so ein schöner Morgen... am Schluss die Worte »ich danke dir Herr, dass du mich so segnest«. Das ist wie ein Gebet und für uns kühle Europäer ein Geschenk. Im historischen Gotteshaus in der Brunnenstadt war an diesem Abend alles ungewohnt, die Gemeinde stand auf, klatschte im Rhythmus der Melodien, es gab Ovationen...; nur, das sollte auch angesprochen sein, auf die Orgelbank muss man vor lauter Begeisterung nicht steigen und Pfiffe gehören in ein Stadion, in die Disco, nicht in den Kirchenraum. Gefühle sind wunderbar, aber eine Differenzierung im Ausdruck unterstreicht das Empfinden für den Ort, an dem man sich befindet; ein wenig Achtung ist durchaus angebracht. Wir waren eins. Wochen vor dem Chorbesuch wurden Gastfamilien gesucht. Es ist gar nicht so einfach, dreißig Sänger und ihren Anhang, sprich Familienmitglieder, unterzubringen. Doch dann sagte es einer dem ändern, es fehlen noch Gasteltern, könntet ihr...? Auch katholische Familien sagten spontan ja, man freute sich aufs Miteinander, auf einen GANZ ANDEREN Besucherkreis. Der Tag darauf war Gerolstein gewidmet, mit einem Angebot für geologische Wanderungen und dem Besuch beim Gerolsteiner Brunnen. Zurück zum Gospelkonzert. Für die älteren Besucher war die Phonstärke zu hoch. Wenn in der Pause einige Leute gingen, war das keine Absage an diese Form der Musik, denn die Innigkeit von Gebet, Lobpreis und Dank kam an und wer bis zum Schluss blieb, hatte ein Erlebnis, was solche Konzerte auszeichnet; die Gemeinsamkeit des letzten Liedes. WE ARE ONE IN THE SPIRIT, HALLELUJA. Chorsängerinnen und Sänger gehen an die Stuhlreihen, in die Gemeinde, sie fassen den Nächsten an der Hand, da ist ein Schwingen nach Melodie und schlichtem Text, der farbige Bischof aus North Carolina spricht Worte des Dankes für den guten, gemeinsam erlebten Tag und irgendwie erinnert das an Gregorianik, dies UNISONOGEBET, das seine Wurzeln allerdings in einer ganz anderen musikalischen Tiefe hat.

Da sind wir nicht eins und das muss auch nicht sein. Letztlich ist der Weg wichtig. Wenn dort menschliche Wärme und der Wille, aufeinander zuzugehen sichtbar sind -das ist was, das ist viel.