Saisonbesuch

Marianne Schönberg, Jünkerath

Wir kommen ganz gewiss nur für ein paar Tage und machen bestimmt keine Mühe, verhalten uns (beinahe) unauffällig und vielleicht macht unser Dasein euch sogar Freude...? Wer versteigt sich in solch ein Besuchsangebot, lädt sich selbst ein?

Dompfaffen und Meisen sinds.

Es ist Spätsommer. Seit Tagen kommen die Vögel in die Hecke ans Haus, dort tragen gelbes und rotes Geißblatt Früchte, tiefrot, traubenförmig angeordnet, ein Signal für die Gefiederten, besonderen Genuss verheißend. Ein Gimpelpärchen kommt täglich mit allen Jungen, dicke Kerlchen, sie sitzen auf der Wiese und betteln um Atzung, als könnten sie selbst die Beeren nicht pflücken und was tun die Alten? Sie stopfen ihnen die Schnäbel, immer wieder... es ist wie im richtigen Leben. Kleine Tannenmeisen sind ganz früh am Morgen in den Geißblattranken und speisen recht gesittet. Da wird ein Beerchen gepflückt, aufgepickt, die winzigen Körnchen sorgfältig sortiert -ein Frühstück nach Knigge.

Ganz anders verhalten sich Amseln. Wenn sie im Sommer die Vogelkirschen holen, geht das schon unanständig zu. Mit hartem Schnabelhieb wird Frucht für Frucht vom Zweig geholt, zu Boden geschleudert, ab und an eine verschluckt, ganz; nein, das sind keine guten Tischmanieren.

Da haben die kleinen Gäste ganz andere Gepflogenheiten und man meint, ihnen sei die Frucht etwas wert. So siehts der Mensch - Tiere handeln nach genetischen Vorgaben, die sind festgelegt. Was ich aus solchen Besuchstagen weitersagen möchte? Es ist schön mit den Gefiederten und eigentlich sollten alle Gärten um die Häuser Vogelhecken haben; Holunder, Geißblatt, Schneeball und Ebereschen -haben Sie keine? Pflanzen Sie doch eine!