Anfänge des Wintersports im Dauner Land

- Auch frühere Winter waren nicht immer schneereich -

Friedbert Wißkirchen, Daun

Endlich noch einmal ein schneereicher Winter. Was den Straßenverwaltungen, Städten und Gemeinden 1998/99 erheblichen organisatorischen, personellen und finanziellen Aufwand, den Autofahrern so manche Rutschpartie verursachte, brachte den Skifreunden unserer Region nach vielen Jahren der Abstinenz endlich noch mal die Möglichkeit, ihre Sportart, den Skilauf auszuüben. Am Mäuseberg - zwischen Daun und Schalkenmehren - tummelten sich groß und klein bis in die späten Abendstunden auf der Piste und nutzten den vom Flutlicht erstrahlten Skihang unterhalb des Mäuseturms aus.

Aber auch die Langlauffans kamen auf ihre Kosten. Die Loipen rund um den Ernstberg und zwischen Waldkönigen und Dockweiler zogen Einheimische und Gäste gleichermaßen an. Ja, sogar der Radweg zwischen Daun und Gillenfeld wurde bei den guten Schneeverhältnissen kurzerhand zur Loipe umfunktioniert - eine multifunktionale Einrichtung. Rund um den Ferienpark Gunderath und auch an der oberen Kyll tummelten sich viele Langläufer in und außerhalb der Loipen.

Eifelverein förderte den Wintersport

Der Eifelverein hatte sich um die Jahrhundertwende besonders die Förderung des Fremdenverkehrs auf die Fahnen geschrieben. Was lag näher, als auch den Wintersport in die Fremdenverkehrsaktivitäten mit einzubinden. In der Nordeifel hatten sich schon früh Wintersportvereine gebildet, die besonders Besucher aus dem Kölner und Bonner Raum verzeichneten. In den Kölner Zeitungen wurden die Schneelage-Meldungen der Eifel zweimal wöchentlich abgedruckt. Auch im kleinen Eifelstädtchen Daun war man bestrebt, neben der »Sommerfrische« auch Gäste in den Wintermonaten anzulocken. Die Hoteliers Otto Hommes und Josef Schramm und weitere 17 Interessenten trafen sich am 23. 11. 1910 im Hotel Schramm und gründeten den »Rodelclub Daun«. Zweck des Vereins war es, den Wintersport in Daun einzuführen. Als erstes wurde eine Kommission benannt, die die Herstellung einer Rodelbahn vorantreiben sollte. Platz gab es in unmittelbarer Nähe des Städtchens genug, die Hänge am »Rosenberg«, »Wehrbüsch« oder »Kreuzberg« boten sich geradezu an. Bei der Versammlung des Wintersportverbandes Eifel am 29. 10. 1911 in Gemünd wird der »Winter-Sport-Verein Daun« als neues Mitglied begrüßt. Am 15. 11. 1923 veranstaltete der »Skiclub Daun« seine Generalversammlung. Der Vorsitzende Dr. Weiß bedauerte, dass durch den schneearmen Winter 1922 die Aktivitäten, nicht wie geplant, durchgeführt werden konnten. Der Skiclub führte Skikurse durch und hoffte bei guter Schneelage zu einen Wettlauf im Lehwald und die Beteiligung an den Wettkämpfen des Skiverbandes Eifel. 1932 hatte der Turn- und Sportverein Daun scheinbar die Wintersportaktivitäten übernommen. Der Vorsitzende Jean Groß berichtete über die Tagung des Skiverbandes Eifel und den geplanten Skikurs in Daun. Im Rundfunk sollte Daun zukünftig auch bei den Schneemeldungen genannt werden. In der im gleichen Jahr stattgefundenen Versammlung des Eifeler Skiverbandes in Prüm wurden die schlechten Schneeverhältnisse des Vorjahres bedauert. Im Eifelvereinsblatt 1934 beschreibt Dr. Stuch die Wintersportmöglichkeiten rund um Daun: »...bietet Daun in unmittelbarer Nähe des Ortes, nahe bei den Hotels und der Jugendherberge, große und gut geeignete Wiesenhänge, die Anfänger und Fortgeschrittene in gleicher Weise befriedigen. Was aber das Dauner Gebiet bei gutem Schnee so besonders anziehend macht, sind die herrlichen Geländeläufe in das Waldgebiet um Daun herum.« Besonders die Höhen um Dockweiler, Waldkönigen und der Lehwald werden vom Verfasser für Schneewanderungen angepriesen. Die Möglichkeit, von Schalkenmehren und Dockweiler mit der Bahn nach Daun zurückzufahren, wird als besonders vorteilhaft angesehen. »Wer die Schussfahrt liebt,« so der Verfasser, »...den wird der Mäuseberg reizen mit seinem offenen Südost-Hang.«

Nach dem II. Weltkrieg wurde der Wintersport als eines der wenigen winterlichen Vergnügungen tagsüber von den Kindern, abends von der etwas älteren Dorfjugend beiderlei Geschlechts gerne angenommen, denn beim Schlittenfahren kam man sich etwas näher. Stadt- und Dorfstraßen wurden bei Bedarf in Rodelbahnen umfunktioniert; der Autoverkehr war fast bedeutungslos. Auf den zugefrorenen Maaren, mit ihren riesigen Eisflächen, war das Schlittschuhlaufen eine besondere Attraktivität. Erst 1970 wurde mit der Gründung des Ski-Club Daun der Wintersport auf Vereinsbasis aktiviert. Ein Jahr später erfolgte mit großem Engagement und hohem finanziellen Aufwand der Mitglieder am

Hinterweiler Anfang der 40er Jahre -die Dorfmänner und Jungen beim Schneeschaufeln. Foto: Marianne Ackermann, Hinterweiler

 

Kinder aus Udersdorf mit ihren selbstgeschreinerten Skiern -1937

»Mäuseberg« der Bau des ersten Skilifts. Mit Unterstützung der Stadt, des Kreises und dem Land Rheinland-Pfalz konnte 1986 eine 430 m lange neue Liftanlage errichtet werden, die eine dreimal höhere Beförderungskapazität (900 Personen/Stunde) als der alte Lift hatte. Mit der Flutlichtanlage und der Skihütte bietet die Anlage heute einen Anziehungspunkt für Einheimische und Gäste, vor allem an Wochenenden. Mit dem Loipennetz rund um den »Ernstberg« zwischen dem Dauner Stadtteil Waldkönigen und Hinterweiler, betreut vom Skilanglaufverein Ernstberg, steht ein umfassendes Wintersportangebot zur Verfügung - wenn es die Schneeverhältnisse zulassen.

Schnee - des einen Freud, des anderen Last

Die schneebedeckte Landschaft der Eifel hat unbestritten ihren Reiz. Tiefverschneite Wälder, zugefrorene Maare, blauer Himmel und Sonnenschein - wer kann sich diesem Anblick entziehen? Was uns heute wenig schreckt, war in früheren Jahrhunderten, als die Menschen zu Fuß durch tiefen Schnee und bei eisigen Temperaturen von Dorf zu Dorf, zur Arbeit mussten, eine Last. Nicht selten schnitten Schneeverwehungen auch die höher gelegenen Eifeldörfer von der Außenwelt ab, denn Schneefräsen und Schneepflüge waren in unseren Breiten unbekannt. In den vergangenen Jahrhunderten, ja bis in die 1950er Jahre, hieß es für alle Dorfbewohner mit anzupacken, wenn durch Frondienste vor allem die auf den Höhen gelegenen Hauptstraßen wieder begeh- und befahrbar gemacht wurden. Häufig liest man in der Eifelliteratur Geschichten, dass der Schnee dem Wanderer zum »weißen Grab« wurde. Bei Bettenfeld wurde ein junger Mann vom Schneesturm überrascht - erst nach 10 Tagen fand man ihn tot - nur 80 m von zu Hause entfernt. In der Schneifel fand ein junger Mann, der am Heiligabend von der Arbeit nach Hause wollte, in dichtem Schneetreiben durch Entkräftung und Unterkühlung den Tod. So manches Kreuz am Wegesrand zeugt von einem solch tragischen Ereignis.