Heimat und Literatur

Die Kuckucksuhr

In unsrer Küche hängt eine Kuckucksuhr.

Nein, nichts Besonderes, ich erwähne es nur,

denn in letzter Zeit, da fiel mir auf,

etwas müde zu werden schien ihr Lauf,

und heiser des Kuckucks munt'res Geschrei.

Ja, das Leben geht halt an keinem vorbei.

 

Sie hängt nun schon da über dreißig Jahr

und wuchs uns ans Herz ganz sonderbar.

Ja, die Zeit geht schnell, wenn man's bedenkt,

die Uhr ward uns einst von den Eltern geschenkt.

Sie sah unser Glück, und sie sah unser Leid,

erlebte es mit und maß uns die Zeit.

 

Für die Kinder war es der größte Spaß,

wenn der Vogel nickend im Türchen saß.

Sie mussten es immer wieder sehn.

Nun schien er müd und die Uhr blieb stehn.

Verstummt das Ticken, lieb und vertraut

und die plötzliche Stille so seltsam laut.

 

So brachte ich sie zum Uhrmacher hin,

eine neue zu kaufen war nicht mein Sinn.

Denn, war' sie auch noch so gut und fein,

nie würde es unsre Kuckucksuhr sein.

Ich hoff, sie begleitet uns ohne Klagen,

so Gott will, noch in den alten Tagen.

 

Heut' löst' ich den Kuckuck wieder aus

und kecker denn je ruft er durchs Haus

als wollte er sagen: »He, ihr Leut,

es ist noch nicht Feierabendzeit.

Nutzt sinnvoll die Stunden, doch bedenkt,

auch zur Freude und Muße

sind sie euch geschenkt!«

Gedicht: Thekla Heinzen Zeichnung: Margret Heinzen, Feusdorf