Wer in dieses Büchlein schreibt,

Annette Thewes, Birresborn

Zu meiner Schulzeit wurden sie herumgereicht wie Wanderpokale. Sie wurden ausgetauscht - manchmal heimlich - immer sofort weitergegeben, mit selbstgemalten Werken oder mit Klebebildchen versehen, manche Seiten wurden auch geknickt und ihre Wiedergabe mit Spannung erwartet! Die Rede ist vom guten alten Poesie-Album. Nur, ob das alles heute immer noch so ist? Vielleicht ist es ja »out« - das weiß ich nicht. Aber vieles, was einmal out war, ist inzwischen wieder modern. Man denke nur an den alten Schlager oder die Mode. Poesiealbensprüche sind Erinnerungen an Menschen, die uns begegnet sind und von denen uns manche etwas bedeutet haben. Ganze Lebensabschnitte haben wir mit einigen verbracht. Das Vorwort des Besitzers eines Poesiealbums hieß meist: »Wer in dieses Büchlein schreibt, den bitte ich um Sauberkeit. Reißt mir keine Blätter raus, sonst ist un'sre Freundschaft aus.« Beliebte Sprüche: Mit Gott fang an, mit Gott hör auf - das ist der schönste Lebenslauf.

Bleibe sauber, bleibe rein, dann wirst du immer glücklich sein.

Wenn du einst nach vielen Jahren dieses Büchlein nimmst zur Hand, denk daran wie froh wir waren auf der kleinen Schülerbank. Bleib immer ein Engel, dann hab ich dich lieb und denk an den Bengel, der dieses dir schrieb.

Genieße was Gott beschieden entbehre gern was du nicht hast. Ein jeder Stand hat seinen Frieden, ein jeder Stand hat seine Last. Banales und Tiefsinniges wechselte in der Gunst der Schreiber, bunte Poesie-Bildchen waren der Renner. Heute wirkt diese kindliche Einfalt fast rührend auf den Betrachter und... Poesie-Alben sind auch ein Stück Zeitgeschichte.