PAX OPTIMA RERUM

Umwidmung des Kaiserbrunnens vor 50 Jahren

Franz-Josef Ferber, Daun

Einst wurde er errichtet als Dank und Huldigung an Kaiser Wilhelm U. Dieser hatte den Daunern zu einer Wasserleitung verhelfen. Am 20. Oktober 1911 fand im Beisein seiner Kaiserlichen Majestät die feierliche Einweihung statt. Die Rede ist von dem sogenannten Kaiserbrunnen neben dem alten Landratsamt in der Dauner Leopoldstraße. Jahre hindurch war er ein Zeugnis der Dauner Wasserleitungsgeschichte.

Im Jahre 1918, nach dem für Deutschland verlorenen Weltkrieg, war der Kaiser nicht mehr gefragt. Es wurde ihm erlaubt, sich mit Sack und Pack, sein Vermögen in einem riesigen Eisenbahnzug verstaut, nach Holland aus dem Staub zu machen, um für die Untaten deutscher Kriegstreiber nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden. Dagegen hatten Millionen deutscher Soldaten, vom Kaiser und seinen Generälen missbraucht,

Kaiser Wilhelm II. zu Besuch in Daun

weitaus weniger Glück. Falls sie der Hölle entkommen konnten, in die ihr Kaiser sie geschickt hatte und nicht auf den Schlachtfeldern sinnlos verblutet waren, kehrten sie geschunden an Leib und Seele in die Heimat zurück. Den damaligen Kriegsgegnern ging es nicht besser. Nun war auch das Kaiserbild samt der Beschriftung auf dem Dauner Brunnen nicht mehr zeitgemäß. Es verschwand, wahrscheinlich dorthin, wo es hingehörte, auf den Schrottplatz. So stand der Brunnen über dreißig Jahre. In all den Jahren kam niemand auf die Idee, ihn zu einem Denkmal für die Kriegstoten umzufunktionieren. Erst 1949 dachte man daran, ihm eine andere Bedeutung zu geben. Den Anstoß hierzu gab am 20. April 1949 ein Pressebericht. An diesem Tag schrieb die Rheinzeitung (Ausgabe Trier) unter anderem: »Manche Eifelwanderer, die von früher her die Geschichte des Kaiserbrunnens kennen, könnten geneigt sein, eine bedenkliche Ideenarmut der Dauner Kreisbehörden zu erkennen, dass es in dreißig Jahren nicht möglich gewesen ist, dem Kaiserbrunnen eine andere Zweckbestimmung zu geben. Wir machen daher den Vorschlag, den Brunnen dem »Eifelvater« Geh.-Rat Kaufmann zu weihen - sind aber gerne bereit, vor einem besseren Vorschlag zurückzutreten.« Der Eigentümer des Denkmals, der Landkreis Daun, reagierte sofort. Bereits am 25. 4. 1949 befasste sich der Kreisausschuss mit der Sache. Auch vier Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg dachte man zunächst nicht daran, in dieser Form den ungefähr sechzig Millionen Kriegstoten zu gedenken. Der Ausschuss bestimmte: Zunächst solle das Bürgermeisteramt Daun »um eine Stellungnahme angegangen werden«. Später, am 22. 8. 1949, schrieb Landrat Feldges an Amtsbürgermeister Druckes, dass daran gedacht sei, das Denkmal mit einem Bildnis des Eifelmalers Professor Fritz von Wille zu versehen. Die derzeitige Bewohnerin der Burg Kerpen, Frau Groneuer, eine Bildhauerin und Kunstmalerin, habe angeboten, hierfür ein Relief aus Kerpener Marmor zu liefern. - Der Gemeinderat von Daun habe es einstimmig gutgeheißen, die Gemeinde könne sich an etwaigen Kosten nicht beteiligen. Das antwortete der Amtsbürgermeister am 17. 10. 1949 dem Landrat. Jedoch, es kam anders. Der Kreisausschuss, das politische Kreisgremium, hatte danach noch öfter beraten. Er gelangte zu dem Entschluss, den ehemaligen Kaiserbrunnen in eine Gedenkstätte für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges umzuwidmen. So geschah es. Nach dem Entwurf des Kreisbauamtes lieferte die Firma Anetsberger ft Herb -Werkstätte für Metallkunst - München, über die Firma Matthias Kranz, Daun, eine Bronzeplatte, auf der zu lesen ist: »DEN GEFALLENEN DES WELTKRIEGES 1939-1945 ZUM GEDENKEN. FAX OPTI-MA RERUM«.

Am 4. Dezember 1950 war es soweit. Es war der Tag, an dem das Denkmal eine andere Bedeutung bekam, es wurde in Anwesenheit der Kreistagsmitglieder in feierlicher Form umgewidmet. Das Festprogramm sah vor: 1) Musikstück (Musikverein Daun),

2) Ansprache des Landrats,

3) Lied »Über den Sternen« (Männergesangverein Daun),

4) Gedicht von einem Schulkind, 5) Einweihung der Tafel durch Dechant Thomas,

6) Kranzniederlegung,

7) Gedicht, 8) Lied »Brüder reicht die Hand zum Bunde« von W. A. Mozart (MGV Daun), 9) Musikstück (MV Daun). Frühmorgens hatte der Dauner Dechant ein Levitenamt für die Kriegstoten des Kreises Daun gelesen. Nebenbei bemerkt: Bei der Enthüllung des Denkmals bin ich dabei gewesen. Unser Handelsschullehrer hat unsere Klasse dort hingeführt. Die Festansprache von Herrn Landrat Feldges war die erste öffentliche Rede, die ich in meinem Leben gehört hatte. Das FAX OPTIMA RERUM (Der Friede ist das Höchste) stellte der Redner in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen, er wiederholte es mehrmals. Es ist mir im Gedächtnis geblieben.

Landrat Johann Feldges

Foto: Ruth Saxler-Feldges, Daun