Der Orgelbauer Hubert Fasen in Oberbettingen

Ein Blick in seine Werkstatt

Brigitte Bettscheider, Kelberg-Zermüllen

Als im Dezember 1998 in der Pronsfelder St. Remigius-Kirche die neue Orgel eingeweiht wurde, war das nicht nur für die Pfarrgemeinde ein Festtag. Auch für den Orgelbauer haben solche Tage eine ganz besondere Bedeutung. Meistens sind Jahre vergangen, von der Planung und dem Angebot über die Auftragserteilung bis zur Fertigstellung. So verhält es sich auch mit der Pronsfelder Orgel. Sie entstand in der Werkstatt von Hubert Fasen in Oberbettingen.

Von ihm hatte die Kirchengemeinde Pronsfeld 1995 ein Angebot angefordert und hatte nach der Auftragsvergabe gemeinsam mit Domorganist Josef Still, der auch Orgelsachverständiger des Bistums Trier ist, den Bauplan bis ins Detail besprochen. Schließlich wurde im vorderen Bereich der schmucken Werkstatt in der Prümer Straße an der Windlade gearbeitet - mit einer Unmenge an Schleifen und Pfeifenstöcken und mit Hunderten von Bohrungen in verschiedenen Größen. Nebenan war eines der beiden Gehäuse aus Eichenholz aufgebaut: vier Meter hoch, drei Meter breit, ein Meter 50 tief; rund fünf Tonnen wiegt die fertige Orgel anläge. In der Werkstatt gelangt man über eine Treppe zur Galerie mit den Schränken, in denen das Material zur Belederung aufbewahrt wird: Schafleder für Ventile und Bälge, Spaltleder für Membrane und Keilbälgchen.

Gleich daneben eine weitere Werkstatt. Hier war der Spieltisch in Arbeit. In den Schubladen und hinter den Türen einer Reihe von Schränken befinden sich Tausende von kleinen und kleinsten Mechanikteilchen. Hierher werden von einem Orgelpfeifenbauer die Metallpfeifen geliefert und bearbeitet. Allein die Pronsfelder Orgel nennt 1434 Pfeifen ihr eigen, zehn Millimeter die kleinste, zwei Meter 60 die größte. Hier steht auch die Intonierlade. »Daran bekommt jede Pfeife ihre Tonhöhe und ihren Klangcharakter«, erklärt der Orgelbauer. Die Hauptintonation finde allerdings - wegen der akustischen Besonderheiten - in der

Kirche statt, ergänzt er. Hinter dem Werk Stallgebäude liegt der Holzlagerschuppen. Wie überall herrscht auch hier Ordnung und Übersichtlichkeit. Hubert Fasen lagert hauptsächlich Eichenholz für die Gehäuse, Fichte und Kiefer für die Holzpfeifen, Weißbuche für die Mechanikleile, Ebenholz, Ahorn, Birne und Buchsbaum für die Tasten. Fünf Mitarbeiter beschäftigt der 42jährige Orgelbauer: seinen Vater Peter Fasen, in dessen früherer Dorfschmiede sich jetzt die Werkstau befindet und der für die Metallteile der Register- und Spielmechanik zuständig ist. außerdem dreht und drechselt, montiert und - ganz wichtig -sich als Hausmeister betätigt; die Orgelbauerin Elke Thome, die jetzt Gesellin ist und Fasens erste Auszubildende war; den Schreiner und Restaurator Fulko Harings, den Orgelbauer Walter Friehs und den Auszubildenden im dritten Lehrjahr, Christian George. »Die fünf sind ein sehr gutes Team«, lobt der Meister, der darüber hinaus bei den Büroarbeiten von seiner Frau Beate unterstützt wird. Er selbst war als 14 jähriger über den Orgel Unterricht an das Instrument gekommen, das er heule baut, restauriert oder wartet. Nach dem Abitur am Gerolsteiner St. Matthias-Gymnasium entschied er sich mit der Orgelbauerlehre für eine Verbindung von Musik und Handwerk. »Die Ausbildung zum Orgelbauer ist sehr vielfältig«, erläutert Hubert Fasen und zählt auf: «Holz- und Metallbearbeitung, Pneumatik, Elektronik, Klanggestaltung, Stil künde, Statik und Kaufmännisches." Die Ausbildung und eine anschließende anderthalbjährige Gesellenzeit verbrachte er bei einem Orgelbauer in Trier. Danach wechselte er in einen

Betrieb nach Hellenthal, Kreis Euskirchen, und legte 1993 vor der Handwerkskammer Düsseldorf seine Meisterprüfung ab,

»Ich wollte meine eigenen Ideen verwirklichen«, erklärt Hubert Fasen seinen Weg in die Selbständigkeit. 1994 eröffnete er sein eigenes unternehmen in Oberbetlingen. An seinen ersten Auftrag erinnert er sich natürlich noch lebhaft: den Bau einer Orgel unter Verwendung einer gebrauchten für die Kirche in Ernzen bei Irrel. Wartungsvertrage mit Kirchengemeinden in den Bistümern Trier, Köln und Aachen halten ihn und sein Team auf Trab. Der erste komplette Orgelneubau aus Hubert Fasens Werkstatt steht seit 1997 in der Oberstadtfelder Pfarrkirche. Besonders stolz ist Fasen auf die Restaurierung der ältesten Orgel in Rheinland-Pfalz, eine Balthasar-König-Orgel aus dem Jahr 1715, die in der Klosterkirche in Niederehe steht. Obwohl Angebote von traditionsreichen Häusern vorlagen, hatte der .Jungunternehmer aus Oberbettingen den Auftrag bekommen und ihn - so der Orgelsachverstänriige des Bistums Trier - zur vollsten Zufriedenheit ausgeführt. Die Feierlichkeiten zum Abschluss der Orgelrestaurierung fanden vom 25. bis 27. September 1998 statt. Die Restaurierung der Niedereher Kostbarkeit führte dazu, dass sich bei Hubert Fasen die Anfragen aus den Nachbarbistümem Köln und Aachen und neuerdings sogar aus Belgien und Luxemburg häufen.