Pannejutsch

Gertrud Knobloch, Bonn

Haben Sie, selbst wenn Sie Rheinländer von Geburt sind, diesen Ausdruck jemals schon gehört? Fast könnte man einen Schüttelreim draus machen; der würde sogar einen gewissen Sinn ergeben. Denn unter »Putsch« versteht man hierzulande - es ging schon immer friedlich bei uns zu - keine erzwungene Regierungsablösung, sondern schlicht und einfach ein Apfelkompott. »Janneputsch« könnte also durchaus ein von Kindern oder Nichten der Janne hochgeschätztes Apfeloder sonstiges püriertes Kompott sein. Was aber ist Pannejutsch?

Um ehrlich zu sein, ganz genau weiß ich es selber nicht, insofern, als ich keinem das genaue Rezept verraten könnte. Doch möchte ich wetten, dass sich die eine oder andere ältere Leserin mit der genauen Zutatenliste meldet! Zu Pannjutschzeiten war ich selbst noch zu klein oder uninteressiert, um genau zu erkunden, doch an das Gericht beziehungsweise den Brotaufstrich kann ich mich noch genau erinnern. Er war in vielen rheinischen Familien auf dem Lande in unserer Gegend sozusagen das »englische Frühstück«, wie man zur damaligen Zeit auch durchaus noch den Haferbrei am Morgen servierte, der als »Porridge« in England heute noch gebräuchlich sein soll. Pannejutsch aber war eine Abart von Ei mit Schinken, von »Harn and Egg«, nur in mehrfacher Hinsicht gestreckt. So bestanden die Schinkenwürfel, die zuerst feingeschnitten in der Pfanne angebraten wurden, meistens aus geräuchertem Speck. Dazu wurde dann die »Rühreimasse« gegeben, die aber nicht sehr viel Ei und statt dessen Mehl zum Festwerden der Masse enthielt, vielleicht noch mit etwas Milch verlängert, mit Salz und Pfeffer gewürzt und im übrigen wie Rührei zubereitet. Solange die Vorräte von der Hausschlachtung an Wurst ausreichten - das war aber meistens nicht weit über Ostern hinaus - gab es ja auch wenigsten ein Wurstbrot am Morgen oder zum Mitnehmen in die Schule. Danach aber war »Krock on Käs« (Rübenkraut und Quark) der tägliche gesunde Brotaufstrich. Insofern freuten wir uns durchaus, wenn's ein- oder zweimal in der Woche - wenn es die vorhandenen Eier erlaubten - Pannejutsch zum Frühstück gab. »Jutsch« bezeichnet übrigens etwas Halbfestes, »puddingfestes«, und diese Konsistenz hatte das verlängerte Rührei seligen Angedenkens aus unserer schweren Eisenpfanne!