Franziska Bram,

eine fast vergessene Dichterin

Alois Faber, Hillesheim

Wer ist Franziska Bram? Ihr vollständiger Name lautet: Franziska Barbara Josephina Bram. Sie ist die bekannteste katholische Dichterin/Schriftstellerin des Rheinlandes um die Jahrhundertwende zum 20. Jh.

Geboren ist Franziska Bram am 16. Oktober 1860 in Hillesheim als Tochter des Friedensrichters Franz Gottfried Bram aus Trier und seiner Ehefrau Josephina Anna Veling aus Hillesheim. Er heiratete die genannte Josephine aus dem angesehenen Apothekerhause Veling am 15. August 1858. Franz Gottfried Bram war von 1852 - 1861 Friedensrichter in Hillesheim. Franziska Bram ist am 16. Oktober 1860 in Hillesheim geboren und am 12. Juni 1932 in Lehmen an der Mosel gestorben.

Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie im großelterlichen Haus in Hillesheim. Besonders ihre Tante bemühte sich um Franziskas Erziehung. Im Vordergrund standen die Vermittlung religiöser Werte und die Gewöhnung in die gutbürgerliche Lebensart. Die Tante führte sie auch in die Kunst des Erzählens ein und schulte ihre Phantasie. Es waren schöne Jahre in Hillesheim! Franziska Bram schrieb über diese Zeit: »Die stärksten Eindrücke meines Lebens habe ich den Jahren in der Eifel gehabt; nicht nur von der Natur her, sondern auch durch die Menschen«. Die Dichterin ist zeitlebens ein Kind der Eifel geblieben, ganz gleich, wo sie wohnte. War die Tante wichtig für die Erziehung, so hatte doch ihre Schwester Luise, bekannt als Schriftstellerin unter dem Namen Luise Schulze-Brück, den größten Einfluss auf Franziska. Die Freundschaft der beiden Schwestern dauerte lebenslang. Beide lebten zusammen in Hillesheim, in Koblenz, in Berlin und zuletzt in Lehmen an der Mosel. Sie unternahmen gemeinsam viele Reisen, ergänzten sich in ihrem schriftstellerischen Schaffen und in den letzten Jahren in Lehmen betreute und pflegte Luise ihre kranke Schwester. Am 12. Juni 1932 starb dort Franziska Bram in Lehmen und wurde auch dort begraben.

Im Nachruf für die Dichterin schrieb Anton Wolf am 16. Juni 1932 in der Kölnischen Volkszeitung: »Still und bescheiden, wie sie im Leben war, schied die rheinische Dichterin aus ihrem Leben«. Franziska Brams Stärke in ihrem dichterischen Schaffen lag auf dem Gebiet des Romans. Einige Romane schrieb sie unter dem Pseudonym »Luise von Endeers«.

Grundlagen ihres Schaffens sind, wie man es am besten aus ihren Romanen ersehen kann, ihr katholischer Glaube, ihre Liebe zu ihrer Eifelheimat und ihr starker Einsatz für die Gleichberechtigung der Frau. Ihre bekanntesten Romane heißen: »Vohwinkels Erbe« (1903), »Am Ende der Welt« (1910), »Der Zorn Gottes« (1913), »Der Ruf des Lebens« (1917) und »Der Meister« (1918).

Der wohl eindrucksvollste Roman von Franziska Bram ist »Der Zorn Gottes«, er spielt in der Eifel in Dreiborn. Er handelt von Schuld und Sühne, von Achtung und Verachtung im dörflichen Bereich und vom Umbruch des bäuerlichen Lebens in der Eifel, bei der die »Stellung der Frau in der von Männern geprägten dörflichen Gemeinschaft« einen neuen Stellenwert erhält.

Heldin des Romans ist Justine, jüngste Tochter des Herrenbauern Niklas Röseler aus Dreiborn. Das schwere Leid, das die Familie Röseler betroffen hat, überwindet sie als erste und führt ihre Familie wieder zu Ansehen und Wohlstand. Justine ist eine Frau, die selbstbewusst ihr Leben meistert und zur Stütze für die anderen wird. Sie bricht auch mit der Tradition der Bauernehen, in dem sie

 

den Dorfschullehrer heiratet. Der Roman ist ein Spiegelbild des gesellschaftlichen Umbruchs in der Eifel um 1900, ein Prozess, der auch heute noch andauert. In ihm ändern sich auch die alten Formen des Frauenlebens von der Abhängigkeit zum selbständigen Handeln.

Damit zeigt der Roman, ein starker Kulturroman, moderne Züge. Er wurde auch Vorbild für die Novellen, die die Dichterin geschrieben hat.

Die bekanntesten sind in der Sammlung »Die Zelle der Gerechtigkeit« zusammengefasst. Der Verfasserin erweist sich in den Novellen als geniale Darstellerin, die dauernd fesselt. Die Personen sind psychologisch fein gezeichnet, ihre Handlungen scharf motiviert und sprachlich meisterhaft beschrieben.

Franziska Bram ist auch Meisterin der Erzählung. Beispiel dafür ist die Geschichte »Der Eulenspiegel von Rauhenstein«. Der Rauhenstein ist ein Pseudonym für die Stadt Hillesheim (die Altstadt von Hillesheim liegt auf dem Felsen »Rauhenstein«). Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Kirchenraub. Hauptperson ist der Uhrmacher Kaspar Jäger, ein junger, tatendurstiger Mann aus Hillesheim. Er sieht keine Zukunft für sich in der Eifel; deshalb will er auswandern. Das nötige Geld beschafft er sich durch einen Kirchenraub.

Die wertvolle Monstranz ist aus der Hillesheimer Kirche gestohlen worden. Der Raub bleibt ungeklärt; auf Kaspar Jäger fällt kein Verdacht. Viele Jahre vergehen; der Raub scheint vergessen zu sein. Da erhält der Pastor von Hillesheim Besuch aus Amerika. Es ist ein Enkel des genannten Kaspar Jäger. Kaspar ist in Amerika reich und glücklich geworden, kann jedoch seine Schuld nicht vergessen. Deshalb hat er seinen Enkel nach Hillesheim geschickt, seine Schuld zu begleichen. Das tut der Enkel auch und zeigt dem Hillesheimer Pastor den Brief des Großvaters.

Darin steht das Schuldbekenntnis von Kaspar Jäger. Besonders wichtig ist der Satz: »Denn ich habe mich nicht nur an Gott, sondern auch an ihnen (gemeint sind die Mitbürger aus Rauhenstein) versündigt.« Eine große Schuld und eine Wiedergutmachung sind der Inhalt dieser fesselnden Geschichte. Fassen wir das Lebenswerk der Dichterin Franziska Bram zusammen, so ist das Ziel ihrer Aussage, die christliche Nächstenliebe dem Menschen näher zu bringen; in jedem Menschen ein gleichberechtigtes Geschöpf Gottes zu sehen mit gleichen Rechten und Pflichten; die Heimat zu erkennen als wichtige Grundlage des menschlichen Lebens. Dabei hat jeder Dichter, jeder Schriftsteller und Publizist eine besondere Verantwortung. Franziska schreibt dazu: »Das Amt des Schriftstellers muß getragen sein von der Wahrheit und von großer Verantwortung den Mitmenschen gegenüber.«

Mit dem Tode von Franziska Bram hat das Rheinland eine profilierte Dichterin verloren.

Sie hat es verdient, dem Bewusstsein der Menschen wieder näher gebracht zu werden. Dazu sollen auch diese Ausführungen beitragen.

Quellenangaben:

1. Anton Wolf: Franziska Bramt (Nachruf in der »Kölnischen Volkszeitung« vom 16. Juni 1932)

2. Nekrolog zu Kürschers Literatur-Kalender (1901 - 1935)

3. Das kath. Deutschland Lexikon von Wilh.Kosch (1933)

4. Deutsches Literaturlexikon von Wilh.Kosch (l949)

5. Die Eifel in der Literatur

Ein Lexikon der Autoren und Werke von Josef Zierden - Edition Eifel - Literatur-Festival Geschichtsverein Prümer Land e.V.

6. »Der Eulenspiegel von Rauhenstein« bearbeitet von Herbert Wagner, Hillesheim, in der Zeitschrift »Die Eifel 1982«, S. 145- 147

7. Aussagen der Dichterin Franziska Bram in verschiedenen WerkenG