Laudatio an (m)einen Lehrer

Aus der Festschrift zum Klassentreffen

Mia Hermes, Düsseldorf

Zum Fest was zu sagen, das ist schwer, doch ich fand, ein paar Worte müssen her. Als Lehrer Specht mich anrief... »Mia, ich zähl auf Dich, lass Dir was einfallen, enttäusch mich nicht...« sah ich mich im Geiste fünfzig Jahre zurückversetzt, als ich in Nohn mit meinen Klassenkameradinnen und Kameraden die Schulbank drückte. Mia, sagte ich mir, seinem Lehrer widerspricht man nicht, setzte mich hin, schrieb gleich dies Gedicht: DANKE, Herr Specht für die Einladung zum Fest, das heute begann mit einer Messe. Die hl. Messe war sehr feierlich und schön, einige hat man weinen geseh'n. Tränen der Trauer, Tränen der Freude, denn einige der Lieben die fehlen uns heute. Der liebe Gott hat sie zu sich genommen, aber ihre Partner sind dennoch gekommen. Nun möchte ich danken: Frau Hens und Herrn Specht, ich denke, es ist Euch allen recht?! DANK dafür, dass Sie uns den Weg gezeigt, es war für Sie sicher nicht immer leicht. DANK auch für die viele Müh' und Plag' die Sie mit uns hatten, Tag für Tag. In zwei Räumen acht Klassen Sie mussten unterrichten, hier und da einen Streit schlichten und immer fein darauf bedacht, dass alle auch schön mitgemacht. Sie lehrten uns das ABC, manchmal lasen Sie uns Märchen von Feen. Sie waren streng, aber doch gerecht, uns Schülern war das gar nicht recht! Das Herz klopfte schon als zur Schule wir kamen und die Aufgaben nicht vollständig waren. Auch wenn wir haben ein wenig geschmollt, alles wurde nachgeholt. Aber beim Diktat, ich muss es gesteh'n, haben Sie doch nicht alles geseh'n. Wenn Sie gingen in der Klasse auf und ab, hat es mit dem Abschreiben oft geklappt! Sobald Sie uns dann wieder zugewandt, der Pfuschzettel unter der Bank verschwand. Sicher haben Sie manchmal ein Äug' zugedrückt und absichtlich zur anderen Seite geblickt. Die hilflosen Gesichter taten Ihnen leid, zum Überlegen bliebt auch nicht viel Zeit. Aber ich denke, es ist und bleibt so im Leben, immer wird es Pfuschzettel geben. Am schlimmsten war es am Montag dann, wenn Pastor Ludes in die Schule kam. Waren wir sonntags in der Christenlehre nicht, ging er streng mit uns ins Gericht. Wenn er uns aufrief, mit Namen tat nennen, mussten wir alle »Farbe bekennen«. Das Evangelium vom Sonntag zu können war Pflicht, alle war'n still, wir rührten uns nicht. Nach der Schule zu spielen kam nicht in die Tüte, reihum mussten wir Kühe hüten. Nur sonntags kamen sie in die »Perrich«, mein Gott, war das für uns herrlich! Ab »Mechelsdaach« war die schönste Zeit, man durfte überall fahren, weit und breit! Mit mehreren Kindern wurde sich zusammengetan, als erstes machten wir Feuer an. Dann wurde Pudding gekocht und Krebse gefangen, im Nu ist uns die Zeit vergangen. Das schönste am Sommer war das Badevergnügen, zum Schmeckejannes wir gingen, um Schwimmen zu üben. Nur im Heumond hatten wir wenig Zeit, mittags nach der Schule war es soweit: Erst ging es zum »Wenne« ein- bis zweimal, was war das bei der Hitze für eine Qual! »Wenne on Hoppe on Hoppe on Wenne«, von einer »Wiss« in die andere renne. War das Heu dann in der Scheuer, die Frucht wurde gemäht, nicht selten das Feld war mit Disteln übersät.

Mit dem »Bännele« machen wollte es nicht recht klappen, doch Eile war geboten; die Mähmaschine im Nacken!

 

Da standen sie nun, die »Kaaste«, stolz und schön, heute gibt es so was nicht mehr zu seh'n.

Schon bald kam der Winter, mit dem Schlitten ging's ungeniert,

nur von Post- und Milchauto wurden wir gestört.

So hatte man »„Müll opp«, die Bahn war frei vom »Moure Karl« bis in die Ley.

Und hat dabei sich mal einer verletzt; kein Arzt, nein, es wurde zu Lina gewetzt!

Sie war gleich zur Stell' und wusste Rat, irgendein Mittel hat sie immer parat.

Da fällt mir grad' ein, es stand doch immer der große Ofen im Klassenzimmer,

»Jäntesteise Steng« hat morgens vor acht im Winter ihn schon angemacht.

Trotzdem die Fenster gefroren, es ist kein Scherz, manchmal sogar bis Anfang März!

Die Zeit vor Weihnachten wurd' nicht vertan, ein Krippenspiel stand auf dem Plan.

Herr Specht hat's gewagt, es ist auch gelungen, das Stück einstudiert, gesprochen, gesungen.

Bei »Kräämesch« im Saal fand die Aufführung statt,

vor Rührung manch' Zuschauer Tränen gewischt hat.

Mit Frau Hens wir zogen auf »Räächert« Wald, wo »Hansel und Gretel« wurd aufgeführt bald.

Es war wie im Märchen; Haus, Backofen und Stall und Knuspern und Flüstern überall.

Der Ofen heiß, wie konnt's anders sein, ab mit der Hex' in den Ofen hinein.

Nun hatte ein Ende die große Not, die Hex', die Hex', die Hex' ist tot.

Nach der Schulzeit ist es Herrn Specht gelungen, dass einige im Kirchenchor mitgesungen.

Einmal in der Woche wurde geprobt, mit Erfolg, denn was er einstudiert, wurde gelobt.

Dann so allmählich, es sollt' wohl so sein, der ein oder andere ging fort von daheim.

Ob Schützen- oder Brunnenfest, unser Lehrer sich meistens auch blicken lässt.

So haben wir ihn nie aus den Augen verloren - naja, seine Frau ist in Nohn geboren.

Sie zieht es genau wie uns noch heim, daheim ist daheim, es wird immer so sein!

Oft warn wir zusammen, s'wurd' erzählt und gelacht und voller Freud an die Schulzeit gedacht.

Nun sah man den Lehrer auch anders an, als wir in der Schule es haben getan. Er ist uns jetzt, wie

soll ich's sagen - nicht, dass keinen Respekt wir haben mehr Kumpel, Vater, Freund.

Ja, Herr Lehrer, so ist's mir gemeint!

Man erinnert sich gerne und denkt voller Glück an die arme, aber schöne Kindheit zurück.

Jedoch die Entwicklung in Nohn blieb nicht stehn, geht man heute durch's Dorf kann mans sehn.

Das Plumpsklo verschwunden, da Blumen jetzt blüh'n, alle machen es sich möglichst schön.

Und Sommer wie Winter - nicht elektrisch wie heute -

der »Koster oder Nieß« die Glocken von Hand mussten läuten.

Auch der »Fernante Franz« fuhr mit Schelle und Rad und verkündete, was Neues es gab.

Wollte die Jugend zum Sportfest oder Nürburgring. »Nellesse Mann« per Lastauto brachte sie hin.

Ein paar Bänke wurden aufs Auto gestellt, ab ging die Reise in die weite Welt.

Hatte der Kochtopf ein Loch, kein »Plätte die Kuh«, menge Bapp, »Vruene Peter« behob das im Nu.

Für die Schuhreparatur waren am Ort de »Pürrek« on da »Stämmech«, die halfen sofort.

Dämm »Stämmech« als Lohn, es war schon gemein.

streuten wir Kinder Salz und Nägel ins Bett hinein.

»Pürlings Jupp« drosch die Frucht, es war so Brauch, des sonntags in der Kirch die Orgel dann auch!

»Da lenge Anzuch« er tauschte behend für den Gottesdienst gegen ein Sonntagshemd.

Sein Lieblingslied der Messe oder Andachtsbeginn war: »Maria zu lieben ist allzeit mein Sinn«

Er kannte kein Pardon, zog alle Register, in die Sakristei sieht man flitzen den Küster.

Und noch eine Strophe setzte er drauf, obschon der Küster die Kerzen bläst aus...

Ich setze nichts mehr drauf, denn der Franz denkt sich schon, Mia, mach dich vom Acker, ich

brauchs Mikrophon. So grüß ich Euch alle und warte schon, so Gott will, aufs nächste Treffen in

Nohn mit einem Dank an Frau Hens und Herrn Specht..

wenn alle dann kommen, das wäre uns recht;

besonders Ihrer Schülerin Vruena Mia.