Berberaffen in der Eifel

Einblicke in eine unbekannte Welt

Förderzentrum Daun

Berberaffen bei der Futtersuche. Im Sommer ist dort das Nahrungsangebot groß und mannigfaltig. Auf der Speisekarte stehen Krauter, Früchte, Triebe, Sämereien, Wurzeln und gelegentlich auch wirbellose Tiere. Im Winter dagegen, wenn in den Bergen Schnee liegt, müssen die Tiere sich mit schwerverdaulicher und weniger reichhaltiger Kost, mit Blättern, Nadeln, Rinde und Knospen begnügen.

Die Abschlussklasse des Förderzentrums Daun - St. Laurentius - nahm unter Leitung ihres Lehrers Alois Mayer am 30. Internationalen Jugendwettbewerb der europäischen Genossenschaftsbanken teil, der unter dem Motto »Tiere -Augenblick mal« stand. Hier ihr gekürzter Beitrag:

Was haben Berberaffen in der Eifel zu suchen?

1992 wurde festgestellt, dass die Besucherzahlen im Dauner Hirsch- und Saupark zunehmend rückläufig waren.

Scheinbar hatte die einstige Attraktivität nachgelassen. Daher wurden Überlegungen angestellt, durch eine neue und weitere tierische Attraktion mehr Besucher für den Park zu gewinnen. Unter der Voraussetzung, dass keine artfremden Tiere in der Eifel Aufnahme finden sollten, wie zum Beispiel Löwen, Tiger, Känguruhs und ähnliches, kam man nach Jahren zu dem Ergebnis: Im Dauner Hirsch- und Saupark soll ein Affenfreigehege für Berberaffen eingerichtet werden!

Auch wenn Berberaffen keine typischen Eifeltiere sind, so sind sie doch die einzigen europäischen Affen. Funde beweisen, dass sie bereits vor über zwei Millionen Jahren im nördlichen Europa lebten. Etwas gewagt kann man also sagen: Nach Millionen Jahren kehren Berberaffen wieder in die Eifel zurück! In enger Zusammenarbeit mit dem Primatenzentrum in Göttingen wurde das Dauner Gehege mit einer Größe von fast sechs Hektar auf maximal 60 Berberaffen ausgelegt. Das entspricht einer durchschnittlichen Fläche von l 000 m2 (Tierpark Salem = 690 m2 pro Berberaffe.) Aufgenommen werden sollte vorerst aber nur die Hälfte.

Wie kommt man an Berberaffen?

Berberaffen leben immer in Gruppen, die im Freiland bis zu 80 Tiere umfassen können. Ein Problem war es nun, genügend Berberaffen zu finden, die aus einer Großfamilie, aus einem Gruppenverband, stammten. Gerade diese Tiere haben ein ausgeprägtes Territorialverhalten. Bereits im Vorfeld musste verhindert werden, dass nicht gruppenfremde Berberaffen zusammengeführt wurden. Unweigerlich wäre es zum Ausstoßen aus der Gruppe, wahrscheinlich zu Tötungen und mit Sicherheit infolge großer Streitereien zu argen Verletzungen gekommen. Von daher wäre es sinnlos gewesen, sich aus verschiedenen Zoos oder Tiergärten einzelne Tiere aufzukaufen.

Es gibt zwar in Deutschland, in Salem am Bodensee, bereits eine große Berberaffenpopulation. Doch aus diesem Bestand wollte man keine Affen haben, da diese anders gehalten und betreut werden. Dies hätte möglicherweise zu Problemen in Daun führen können, da dort andere Konzepte und Haltungsprinzipien erarbeitet wurden und ausprobiert werden sollten. Blieben also nur mehr die Möglichkeiten, Berberaffen aus ihrer Ursprungsheimat oder von Gibraltar zu beschaffen. Die erstere Möglichkeit zerschlug sich rasch. Da die Berberaffen einem strengen Tier- und Artenschutz unterstehen, wäre zum einen wohl kaum eine Fangerlaubnis erteilt worden. Ursprünglich kamen die Berberaffen in ganz Nordafrika vor. Heute sind sie beschränkt auf einige Gebiete in Algerien und Marokko, wo sie in Zedern-, Tannen- und Eichenwäldern des mittleren Atlasgebirges leben. Der Berberaffe wird als bedrohte Tierart betrachtet. Obwohl es vielleicht noch mehr als 20000 Tiere gibt, sind die Aussichten nicht günstig, weil der Lebensraum der Bergwälder ernsthaft in Gefahr ist. Die zunehmende Beweidung durch Rinder, Schafe und Ziegen verhindert die Erneuerung des Waldes und verstärkt die Erosion, die Abtragung des Erdreichs. Nicht weniger besorgniserregend ist die Vernichtung der Wälder durch Rodung. Und zum zweiten wären die Fang- und Transportkosten ins Unermessliche gestiegen. So blieb also nur mehr die Möglichkeit, Affen von Gibraltar zu besorgen.

Gibraltar - allein der Name hört sich schon exotisch an. Benannt nach dem Berber Tarik Djebel al-Tarik (= Berg des Tarik), ist diese Halbinsel mit ihrem markanten Felsen, von dem aus man den afrikanischen Kontinent erblicken kann, der südlichste Zipfel Spaniens. Allerdings gehört sie nicht den Spaniern. In einem Handstreich nahmen die Briten am 21. 7. 1704 Gibraltar ein und bis heute ist es britisches Hoheitsgebiet - man ist dort in Großbritannien. Aber berühmter als die Stadt und deren Geschichte sind dort wohl die Affen, die seit Menschengedenken auf dem mächtigen Felsgebirge leben. Als die Engländer die Halbinsel in Besitz nahmen, ergänzten sie den ursprünglichen geringen Affenbestand mit Tieren aus Marokko. »Zur Unterhaltung ihrer Garnison« lautete die Begründung. Seit 1915 sind britische Soldaten damit beauftragt, die Affen zu betreuen und beizufüttern. Diese enge Beziehung zum Menschen hat natürlich ihre Nachteile. Nicht nur fallen die Affen den Einwohnern häufig zur Last, weil sie in Gärten und selbst in Häuser eindringen; auch die Gesundheit der Tiere wird gefährdet durch die untauglichen Futtergaben der Touristen. Die zunehmende Urlauberzahl nach der Öffnung der Grenze zwischen Spanien und Gibraltar wird diesen Zustand noch verschlimmern und eine gesonderte Betreuung in einem »Affenpark« notwendig machen. Wie dem auch sei, die Überlieferung sagt bis heute: »Erst wenn das letzte dieser Tiere den Felsen verlassen hat, wird >The Gib< wieder an Spanien zurückfallen!«

Daun rettet Affen das Leben

1998 wurde über Internet Verbindung mit Gibraltar aufgenommen, auch weil zu erfahren war, dass die dortige Population so groß geworden war, dass in regelmäßigen Abständen zahlreiche Tiere - obwohl unter Natur- und Artenschutz stehend, abgeschossen wurden, um den Bestand zu dezimieren.

Das Touristic-Governement in Gibraltar gestattete den Daunern nun, 27 Affen, die ansonsten getötet worden wären, von Gibraltar nach Daun zu bringen. Die Affen wurden also verschenkt. Der Transport der Tiere konnte allerdings nicht über den Landweg erfolgen, da sich dieser durch die Zoll- und Einfuhrbedingungen, durch die Tierschutz- und Tierseuchengesetze sowie die Quarantänebestimmungen in den Durchfahrtsländern (Spanien, Frankreich, Luxemburg) zu lange hingezogen und zum Nachteil der Tiere entwickelt hätte.

Anfangs war der Transport mit einer englischen Militärmaschine vorgesehen. Doch dann zog das englische Verteidigungsministerium seine Erlaubnis wieder zurück, da kein militärischer Auftrag vorlag. Nun musste also ein eigenes Flugzeug gechartert werden, dessen Kosten sich auf 35000 englische Pfund beliefen. Unter Aufsicht von Tierärzten und Pflegepersonal gelangten die Berberaffen nach Frankfurt/Main. Dort kamen die Tiere nicht in die sonst übliche Quarantänestation, sondern wurden in beheizten Käfigen betreut und untersucht.

Am 2. 11. 1998 gelangten die Berberaffen von Frankfurt dann auf dem Landweg per LKW nach Daun. Dort blieben sie ebenfalls noch einen Tag in ihren Käfigen, um sich von der Reise zu erholen, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen, um eine Eingangsuntersuchung über sich ergehen zu lassen. Dabei anwesend waren der biologische Betreuer aus Daun sowie vier Tierärzte aus dem Primatenzentrum Göttingen, das bereits im Vorfeld Richtlinien zur Affenhaltung in Daun erarbeitet hatte.

Antibabypille für die Affen

Da der Dauner Park auf die Höchstpopulation von 60 Tieren ausgerichtet ist, muss zwangsläufig eine Geburtenkontrolle vorgenommen werden. So erhält jeder Affe jährlich ein Implantat unter die Haut gepflanzt, das empfängnisverhütende Mittel freigibt. Der Tierpfleger führt genau Buch, welches Affenweibchen trächtig ist und Nachwuchs geboren hat. Es werden keine bestimmten Affenweibchen bevorzugt, sondern die Regelung sieht vor, dass jedes Weibchen trächtig werden darf, um ihm so die Rangfolge innerhalb der Affengruppe zu gewähren. Dabei wird von einem Affennachwuchs von drei bis vier Tieren pro Jahr ausgegangen, damit so in zehn bis 16 Jahren die Höchstzahl von 60 Berberaffen in Daun erreicht wird. Sehr häufig war zu beobachten, dass die Berberaffen, ohne auf das Geschlecht zu achten, gegenseitig aufsprangen und typisches Sexualverhalten zeigten. Doch dabei sind menschliche Begriffe wie »schwul« und »lesbisch« völlig fehl am Platze. »Bei solchem

Schüler der Abschlussklasse der St. Laurentius-Schule Daun bei der Spurensuche im Dauner Wildpark.

Aufhupfen kommt es nicht zu einem Geschlechtsverkehr. Für die Affen bedeutet dieses Verhalten nichts anderes, als >Guten Tag< sagen. Sie sind nur zu einer bestimmten Jahreszeit fortpflanzungsfdhig und -bereit. Und nur zu dieser Zeit entwickelt sich bei den Männchen - und zwar noch lange nicht bei allen - das Sperma«, erklärt der Tierpfleger Wagner.

Gleiches kann auch von dem sehr oft beobachteten Zeigen des Hinterteils gesagt werden. Keinesfalls stellt es eine Aufforderung zur Kopulation dar, sondern einen Akt der Unterwerfung.

Kann ein »Baby« vom Baum fallen?

Mit drei Jahren wird ein Affenweibchen geschlechtsreif. Eine auffällige Anpassung an das Klima ihrer Heimat ist ein streng saisonales Fortpflanzungssystem mit einer Paarungszeit im Herbst (Oktober/November) und einer Geburtensaison im Frühjahr (März/April). Es gebiert nach einer Tragezeit von rund 5,5 Monaten ein Junges. Seltene Ausnahmen sind Zwillingsgeburten. Die Affenkinder werden ausnahmsweise in Bäumen geboren als Schutz vor Raubtieren. Nach der Geburt tritt bei den Neugeborenen der Klammerreflex in Aktion. Sie klammern sich sofort an die Unterseite der Mutter. Es ist also unmöglich, dass ein Neugeborenes von einem Baum herunterfällt. Die Kleinen unterscheiden sich farblich von den Alttieren. Sie sind nahezu schwarz und haben ein helles, unbehaartes Gesicht. Dies dient zum einen vorzüglich zur Tarnung innerhalb der Bäume, zum anderen ist diese »Warnfarbe« aber auch Signal für alle anderen Affen, besondere Rücksicht auf das Neugeborene zu nehmen. Die Mutter trägt die ersten drei Wochen ihr Kind nur an der Brust, damit es so besser gesäugt werden kann. Muttermilch erhält es mindestens ein Jahr lang. Danach wechseln die Babys zunehmend die Klammerstellung. Immer häufiger reiten sie nun auf dem Rücken der Mutter, werden aber auch von anderen Weibchen und älteren Jungtieren, meist ihren Schwestern, getragen und umsorgt. Häufig reiten sie aber auch auf meist ranghöheren Männchen, die erkennbar froh sind, wenn Affenkinder sich ihres Rückens bedienen. Durch dieses Verhaltensmuster sind Berberaffen berühmt geworden. Da es bei ihnen keine zusammenhängende Kleinfamilie und keine Paarbindung auf Dauer gibt, ist der leibliche Vater ohne Genanalyse nie feststellbar. Und solche nimmt regelmäßig die Uni in Zürich/Schweiz vor. Der Berberaffe unterscheidet sich aber von anderen Affenarten dadurch, dass sich die erwachsenen und halbwüchsigen Männchen sehr eifrig um die kleinen Kinder bemühen. Das fängt schon wenige Tage nach der Geburt des Kindes an. Die Männchen lieben es, Babys hoch zu heben und es freundlich »anzuschmatzen«, an der Brust oder auf dem Rücken herumzutragen, sie beim Sitzen an ihren Bauch zu drücken, zu »lausen« und mit ihnen zu spielen. Oft wird das Kind zur Kontaktaufnahme eingeladen, indem der Mann einen eigentümlichen Gesichtsausdruck zeigt: Er zieht die Lippen zurück sowie die Mundwinkel nach hinten und klappert dann in einem sehr schnellen Rhythmus mit den Zähnen. Während die volle Entblößung der Zähne bei vielen anderen Affen Flucht- und Unterwerfungsbereitschaft ausdrückt, muss ihr bei den Berberaffen vor allem eine freundliche Bedeutung beigemessen werden. Die Babys werden also als »soziale Werkzeuge« benutzt, um freundschaftliche Beziehungen untereinander zu pflegen. Über den »Umweg« der Babys können die Alttiere relativ risikolos Kontakt miteinander aufnehmen und mögliche Spannungen abbauen. Häufig sieht man rangniedere Männchen mit einem »ausgeborgten« Affenkind, das unweigerlich andere und ranghöhere Tiere zur Aggressionsminderung und Fellpflege veranlasst. »Das Männchen ist stolz und schreitet auch erhaben durch das Gehege. Aber dies ist nicht nur reine Liebe, sondern ein Imponiergehabe, eine Bestätigung, so als wollte er jedem anderen seiner Tiergenossen signalisieren: >Schaut mal, was ich für ein hübsches Baby habe. Was bin ich doch für ein toller Papa!<« meint die Ärztin Frau Hellwig. Die Berberaffen sind ausgesprochen kinderlieb. Streift ein Affenbaby an den erwachsenen Tieren vorbei, ist jedweder Streit vergessen oder wird unterbrochen. Die Kleinen sind für die Gruppe ihr ein- und alles. Wenn es um den Nachwuchs geht, dann hält sie zusammen wie Pech und Schwefel und würde ihn gegen die mächtigsten Tiere schützen und verteidigen.

Leg' Dich nicht mit mir an!

Die Verständigung oder Kommunikation der Berberaffen untereinander geschieht kaum über Mund und Ohren und nur selten durch Lautäußerungen wie bei vielen anderen Tieren. Sicher, sie können Brumm- und Grunzlaute, Schrei-, Quietsch- oder Knarztöne von sich geben, aber diese dienen der reinen Orientierung. »Es sind Positionslaute. Damit wollen sie allen mitteilen: Hallo, wenn Du mich suchst, hier bin ich!« Daneben kennen sie noch Warnlaute, einen kurzen Ruf, den sie anwenden, wenn ihnen zum Beispiel im Tierpark Wildschweine begegnen, die sie ja normalerweise in freier Wildbahn nicht kennen. Ansonsten verständigen sie sich visuell durch Grimassen und Gebärden, die nahezu alle als Drohgebärden zu deuten sind. Dabei ist deutlich eine Steigerung erkennbar. Ein gespitzter Mund, der aussieht, als wolle er ein »0« oder »E« formulieren, ist die erste Stufe. Diese stille, recht unauffällige Drohung bedeutet soviel wie: »Achtung, übersieh mich nicht!« Nahezu alle Besucher deuten sie falsch und meinen, der Affe wolle etwas zu fressen haben. Bei der zweiten Stufe zeigt der Affe seine Zähne. Es sieht so aus, als ob er müde sei. Das meinen auch die Betrachter: »Er gähnt!« sagen sie. Doch dabei zeigt der Affe nur sein mächtiges Gebiss, so als wolle er jedem zurufen: »Schau, was ich für große und kräfiige Zähne habe! Leg Dich nicht mit mir an!« Und seine 32 Zähne sind wirklich groß und rasiermesserscharf. »Sie können glatt einen dicken Knochen durchbohren und brechen« klärt Frau Dr. Hellwig auf. Die vorletzte Drohgebärde ist dann schon etwas handgreiflicher. Ganz kurz, man denkt nicht dran, schlägt der Berberaffe mit seiner Hand und schon hat man eine tiefe und empfindlich schmerzende Kratzwunde.

Der Schlusspunkt seiner Warnung ist dann das Beißen, was dann so schlimm sein kann, dass ärztliche Hilfe notwendig wird.

»Schau mal, da lausen sich zwei Affen!«

So rufen viele Besucher lachend. Aber diese allgemein geglaubte Aussage ist falsch. Die Berberaffen sind sehr sauber. Sie haben keine Läuse. Dieses Kratzen, Fellzupfen und Haarepiddeln dienen nur dem Kontakt, ist eine soziale Fellpflege; die Affen haben sie sehr gern. Der Zusammenhang in der Großfamilie wird so bestärkt und enger geknüpft. »Das tut denen genauso gut, wie es Euch zufrieden stimmt, wenn Eure Eltern Euch liebevoll oder anerkennend über die Haare streichen. Der Wissenschaftler nennt dies »grooming«. Dieses Grooming unterliegt schon festen Ritualen. Dabei ist es interessant zu beobachten, wer wen pflegt. Es sagt eine Menge über die Rangordnung innerhalb der Gruppe aus.

Bitte nicht füttern!

Im Gegensatz zu vielen Zoos und auch zum Berberaffengehege in Salem/Bodensee dürfen die Berberaffen in Daun von Besuchern nicht gefüttert werden. Würde nur ein Bruchteil der bis zu 2000 Besucher an einem Wochenende während den Öffnungszeiten des Affenfreigeheges die Affen füttern, würden diese sich buchstäblich zu Tode fressen. Dies stellt eine passive Tierquälerei dar. Ebenfalls muss das leider häufig unverantwortbare Verhalten einiger Besucher unterbunden werden. Mehr als einmal wurde bereits festgestellt, dass man den Tieren - aus welchen Gründen auch immer - Bier und Schnaps, brennende Zigarettenkippen und Medikamente als Futter anbot. Solchen Besuchern wird mit Recht der Aufenthalt im Hirsch- und Saupark untersagt. Das Anbieten von Futter würde auch das gesamte Sozialverhalten und den Bewegungsdrang der Affen stören. Sie würden sich nicht mehr auf Futtersuche begeben, sondern an den Aussichtspunkten nur mehr auf ihre Fütterung warten. Aggressionen und gestörte Rangfolgen wären die Folgen. »Der Berberaffe teilt grundsätzlich nichts an Futter. Wenn er welches findet, stopft er sich den Mund so voll, dass er aussieht wie ein Hamster. Dann sucht er sich einen stillen Ort, wo er in Ruhe und ungestört fressen kann. Der Futterneid ist bei ihm ganz besonders ausgeprägt. Durch das Fütterungsverbot erreichen wir daher auch eine große Friedfertigkeit der Affen dem Menschen gegenüber. Der Berberaffe betrachtet den Menschen als das ranghöhere Wesen. Er würde ihn von daher nie angreifen. Bietet der Mensch ihm aber Futter an, ist dies für den Affen wie eine unterwürfige Demutshaltung. Er würde sich ihm gegenüber also aggressiv verhalten, ihn anspringen, Gegenstände aus Taschen klauen oder Verletzungen zufügen. Der Mensch dürfte sich dann also nicht wundern, wenn ihm Brillen aus dem Gesicht geschlagen oder Ohrringe aus den Ohren gerissen würden«, erzählt der Tierpfleger.

Hat das Dauner Konzept Erfolg?

Noch wäre es viel zu früh, nach so kurzer Zeit der Erfahrung etwas Allgemeingültiges auszusagen. Ob die Überlegungen der Parkbesitzer, die Konzeption des Primatenzentrums Göttingen und deren praktische Umsetzung durch den Tierpfleger letztendlich den Erwartungen und gestellten Zielen genügen und entsprechen, wird die fernere Zukunft und die wissenschaftliche Begleitung erbringen. Die Anzahl der Besucher des

Dauner Hirsch- und Sauparkes ist seit der Einbürgerung der Berberaffen erheblich angewachsen. Bei einem erholsamen Spaziergang können sie deren Gelände und Schlucht auf einem 800 Meter langen Rundweg durchwandern. Ohne störende Hindernisse, wie Zäune oder Gräben hat man direkten Kontakt mit den Tieren und bekommt dabei einen Einblick in ihr faszinierendes Leben. Für die Betreiber des Hirsch- und Sauparks, für die Stadt Daun und die Eifel ist die Affenattraktion nicht nur finanziell ein Gewinn, sondern auch ideell. Durch Busrundfahrten durch den Park, durch Führungen, Erklärungen und Erläuterungen im Affenfreigehege lernen die Besucher Vielfältiges über das Leben der Tiere, was letztlich zu deren Schutz und der Erhöhung eines allgemeinen Tierverständnisses dient. Die Besucher reagieren meist sehr positiv. Viele waren bereits zum wiederholten Male im Affenfreigehege, um sich oder ihren Kindern das Erlebnis des natürlichen Verhaltens der Tiere zu zeigen. Einige sind skeptisch und äußern zweifelnde Fragen, behaupten, Affen gehören weder nach Europa, erst recht nicht in die Eifel. Es gehört viel Aufklärungsarbeit der Tierwärter und des -pflegers dazu, sie vom Gegenteil zu überzeugen und zu beweisen, dass die Affen sich durchaus wohl fühlen.

Das Affenfreigehege im Dauner Hirsch- und Saupark ist in seiner Anlage und Konzeption Vorreiter in Deutschland und dient mittlerweile als Modell und Beobachtungsstation für Wissenschaftler und andere interessierte Tierfreunde.

Ach, wie niedlich!

»Auch wenn der Berberaffe körperlich klein und schmächtig erscheint, er ist superstark. Durch seine langen Muskelfasern hat er eine enorme Hebelwirkung. Auch dem stärksten Menschen würde es nicht gelingen, ihn zum Beispiel beim Armdrücken zu besiegen. So sind sie auch in der Lage, aus dem Stand sehr hoch oder in der Luft bis zu drei Meter weit zu springen.« Berber-Affen sind mittelgroße, stämmige Tiere mit einem Gewicht von 8-12 kg (Weibchen), 13-17 kg (Männchen) und die Schulterhöhe kann bis zu 40 cm betragen. Die Berberaffen tragen im Sommer ein kurzes Fell, das den Winter über wächst und sie wärmt. Sie gehören zu den wenigen Affenarten, die auch mit Kälte und Schnee gut zurechtkommen. Auf den oft weit über 2 000 Metern hohen Gipfeln des Atlasgebirges, ihrer Ursprungsheimat, ist es wesentlich kälter und schneereicher als in der Eifel. Die Wintertemperaturen in Daun halten sie mehr als gut aus.

Da lachen sogar die Affen!

»Bis heute ist noch kein Affe aus dem Gehege entflohen, obwohl er dies trotz Zaun theoretisch könnte. Ein Sprung von den hohen Bäumen darüber, das wäre gar kein Problem für das Tier. Oder vor wenigen Tagen, als ein mächtiger Sturm Bäume auf den Zaun fallen ließ, die diesen meterweit zerstörten, ist nicht ein Affe entwichen. Der Berberaffe ist als Tier mit außerordentlich starker Gruppenbindung auf seine Großfamilie angewiesen. Er würde nicht freiwillig von seinem Zuhause fortgehen. Und das Dauner Gehege ist sein Zuhause, seine Heimat. Da kennt er sich aus, all die Stellen, an denen er Futter finden und mit seinen Artgenossen tollen kann.«

Der Tierpfleger, Herr Wagner, erzählt eine wahre Begebenheit, über die wir sehr lachen mussten:

»Im vergangenen November erhielt ich mitten in der Nacht einen Anruf der Dauner Polizeiinspektion: >Herr Wagner, uns wurde von einem Autofahrer mitgeteilt, dass er soeben ausgangs der Ortschaft Hohenfels einen Affen gesehen habe. Ist aus Ihrem Gehege ein Affe entflohen?< Obwohl ich wusste, dass ein Berberaffe nachts nie durch die Gegend streift, sondern auf Bäumen sie schlafend verbringt und auch nie freiwillig seine Gruppe verlassen würde und allein auf sich gestellt nicht überleben könnte, frage ich weiter: »Haben die Augen geleuchtet?< - >Ja< war die kurze und knappe Antwort. Aber ich wusste, ein Berberaffe hat einen ähnlichen Augenaufbau wie der Mensch. Und da er kein Nachttier ist, können seine Augen nicht leuchten.

Aber ich wollte noch wissen... >Hatte das Tier einen Schwanz?< - Und wieder die Antwort: Ja, so etwa 30 cm!< Und wie wir ja nun alle wissen und sehen können, besitzt der Berberaffe gar keinen Schwanz. Aber die Begegnung des Autofahrers mit jenem >geheimnisvollen< Tier klärte sich rasch; er hatte einen Dachs gesehen!«