Unbehagen
Dereinst wird Deutsch wie heut Latein vergangene Geschichte sein.
Denn mehr und mehr
drängen herein
viel fremde Wörter, was nicht fein.
Sie dringen ein
und mehren sich,
verderben Deutsch ganz fürchterlich.
Selbst wer es gar nicht will -
nicht lang
und er gewöhnt sich an den Klang.
War nicht auch »Baby«
einst verpönt?
Heut hat man sich daran gewöhnt.
So wird es sein
mit dem Wort »Kids«.
Wenn mir auch scheint, es ist ein Witz,
dass mit Gewalt und Hei und Ha man annimmt von Amerika
was dort im Alltag
gern gesprochen.
So wird die deutsche Sprach zerbrochen.
Doch was reg ich
mich auf dabei?
Ich bin allein ja doch nicht frei,
die deutsche Sprache
hoch zu halten.
Sie wird als Tote bald erkalten.
Mir aber bleibt ein Unbehagen zurück in meinem deutschen Magen.
Ingeborg Freisinger, Bad Reichenhall