»Sposibo, sposibo«

den Männern aus der Eifel

Große Freude über jedes kleine Geschenk

Erwin Schöning, Gerolstein

Die Männer von »Eifellicht« atmen auf, als sie die Autobahnabfahrt in Jarzewo erreicht haben. Hinter ihnen liegen 2 350 Kilometer, die sie mit ihren drei Lastzügen zurücklegten. Mitgebracht haben sie 28 Tonnen Lebensmittel, 28 Tonnen Bekleidung, 718 Weihnachtspakete und Werkzeuge für Kinder- und Seniorenheime. Da der Transport angekündigt war, wurden sie bereits von einigen Kindern aus dem Kinderheim Jarzewo an der Autobahnabfahrt erwartet und freudig mit »Dobroe Djen!« begrüßt. Auch die Männer freuen sich über das Wiedersehen, denn unter den Kindern erkannten sie einige, die bereits in Lissingen und in Büdesheim zu Besuch waren. Am Kinderheim angekommen, wurde sofort mit der Löschung der Ladung begonnen. 17 Tonnen auf Paletten, die in Lissingen mit einem Gabelstapler verladen worden waren, müssen hier von Hand abgeladen werden. In zwei einhalb Stunden war es geschafft, wobei die Kinder tatkräftig mithalfen. Das russische Fernsehen ist vor Ort und macht Aufnahmen. Endlich ist es soweit! Die Kinder warten schon sehnsüchtig

Die deutschen Besucher mit Kindern aus dem Heim in Smolensk.

 

auf die Weihnachtspakete aus Deutschland. Mit glänzenden Augen nehmen sie die Pakete entgegen. Auch die Männer des Transportes sind ein wenig stolz, als sie die Freude der Kinder sehen. Am nächsten Tag geht die Fahrt in das Heim mit Kindern im Alter von ein bis drei Jahren. Die Männer staunen. Bei 16 Grad minus spielen die Kinder draußen im Schnee. Ein paar ältere Männer und Frauen helfen beim Abladen. Ein Zollbeamter zählt jedes Kilogramm und jede Kiste, die abgeladen wird. Die Kinder tragen ärmliche aber saubere Kleidung. Sie wissen nicht wer die Männer sind, die die Süßigkeiten verteilen. »Sposibo, sposibo! Danke, danke! sagen sie immer wieder. Die Freude ist echt. In diesem Heim ist auch eine Gruppe körper- und geistig behinderter Kinder. »Sie sind von ihren Eltern ausgesetzt worden, die sie einfach nicht mehr haben wollten«, erzählt eine Erzieherin.

Das nächste Ziel ist ein Seniorenheim, wo rund 15 Tonnen Lebensmittel und Bekleidung mit Hand abzuladen sind. Einige Heimbewohner helfen. Ein Zollbeamter steht im Abladeraum und führt Strichliste über jedes Paket. Dabei schneit es und wird immer kälter. Als es geschafft ist, werden Weihnachtspäckchen an die Kinder verteilt, die mit den alten Leuten im Heim untergebracht sind. Plötzlich entsteht Unruhe unter den Senioren. Es hat sich herumgesprochen, dass von den Deutschen im

Kinderheim Smolensk, so ein Paket ist ein Schatz fürs Kind.

Speisesaal Weihnachtspäckchen mit Süßigkeiten verteilt werden. Die alten Menschen verbeugen sich und sagen immer wieder Danke. Einige küssen den Helfern den Handrücken. Aber es gibt auch ein paar alte Veteranen, die mit eisigem Gesicht »Njet« sagen. Noch am Abend erreichen die Helfer Smolensk und stellen ihre Fahrzeuge bei der Feuerwehr, die in Russland zum Militär gehört, unter, die sie die Nacht über bewachen. Für die Deutschen sind es alte Bekannte. Hier treffen sie auch Oxana und Natascha, die beiden Dolmetscherinnen, die für die Helfer ein Stück Sicherheit bedeuten. Die Feuerwehr fährt sie dann zum zwei Kilometer entfernten Hotel. Am nächsten Morgen werden die Helfer von einem Militärauto der Feuerwehr abgeholt, um die Zollformalitäten zu erledigen. Nach zwei Stunden Warten im Zollamt Smolensk erreicht die Mannschaft das Seniorenheim in Drjuzk. Aus Zeitdruck muss sich die Mannschaft teilen, denn es müssen noch 18 Tonnen abgeladen werden. Die eine Mannschaft fährt mit Oxana zum Kinderheim in Smolensk. Das Seniorenheim in Drjuzk ist ein besonderes Sorgenkind der Helfer. Der Eingang des Heimes sieht »stallmäßig« aus. Eine Eisentreppe führt nach oben in einen Raum, in dem 30 Menschen untergebracht sind. Bereits auf der Treppe kommt den Männern ein ekelerregender Geruch entgegen. Die Bewohner dieses Raumes sind spärlich bekleidet und stehen unter dem Einfluss von Medikamenten. Sie freuen sich über den Besuch.

Gegen Abend ist die Crew vollständig im Kinderheim in Smolensk, um noch die Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren zu bescheren. Hier sind die Männer keine Unbekannten mehr. Die Freude über das Wiedersehen ist groß und alle freuen sich mit den Kindern beim Auspacken der Weihnachtspäckchen. Die Kleinen zeigen stolz ihr neues Kleidchen oder die Zahnpasta, überhaupt freuen sie sich über jede Kleinigkeit. Am letzten Tag vor der Abreise steht noch ein Pflichtbesuch bei der Universität in Smolensk an. Dr. Nikolai Mashar, der Direktor und ein alter Bekannter, begrüßt die Männer und bietet Kaffee an. Er stellt seine Uni vor und hofft auf Sponsoren für fehlendes Lernmaterial. Einige von Nataschas Studenten waren bereits in der Eifel. Auch andere haben den Wunsch, das Land zu besuchen, dessen Sprache sie täglich lernen. Abends hat Alexander, der Chef der Feuerwehr, zu Kaffee, Tee und Wodka geladen. Es heißt Abschied nehmen. Es werden Tischreden gehalten und zugeprostet. Die Crew bedankt sich bei ihm für die Unterstützung und die Bewachung der Fahrzeuge. Am nächsten Morgen geht der Konvoi auf die 2 300 Kilometer lange Fahrstrecke zurück in die Heimat.