Dr. Peter Blum

Ein Heimatforscher aus der Struth

Alois Mayer, Daun

Geboren wurde er am 3. 7. 1896 in der kleinen Struthgemeinde Beinhausen. Zwölf Kinder hatten die Eltern. Peter war das achte. Da lässt sich leicht vorstellen, wie eng es sich in dem kleinen Bauernhaus lebte. Peter Blum malte später die ärmlichen Verhältnisse mit seinem ihm eigenen hintergründigen Humor besonders krass aus, wegen der großen Zahl der Kinder und der kleinen Betten hätten die Kinder im Bett quer gelegt werden müssen. Sein Vater war Anton Blum, gebürtig aus Nerdlen, Sohn von Johann Adam und Gertrud Maas. Neben der Land-

wirtschaft war er als Schuster tätig, was ihm den Rufnamen »Schoster-Tunn« einbrachte. Am 22. 2. 1884 heiratete er Agnes Weis, die Tochter von Jakob und Christina Johannes aus Neichen. »Pitze Mohn« wurde sie genannt und als stets freundlich, ruhig und genügsam beschrieben. Die Volksschule besuchte Peter in Neichen. Er war hochintelligent. Zum Glück erkannte dies der damalige Hilgerather Pastor, der spätere Abt von Mariawald. Er förderte den Jungen und bereitete ihn auf das Gymnasium vor.

Mit vierzehn Jahren wechselte Peter von der Volksschule in die Untertertia des Prümer Gymnasiums, ein gewiss nicht leichter Schritt für einen Bau-

 

Das Elternhaus »Pitzen oiven«

ernjungen. Musste er sich doch als »Seiteneinsteiger« aus einem Dorf mit seinen eigenen sprachlichen und volkstümlichen Gegebenheiten gegenüber den städtischen Jugendlichen behaupten. Gleichzeitig bestanden aber auch für ihn der innere Zwang und die Verpflichtung, sich als Herausgehobener aus der Dorfgemeinschaft, als Student, der Erwartungshaltung und der Opferbereitschaft der Eltern gerecht zu werden, ohne als überheblich zu gelten. Zeitlebens blieb sich Peter Blum bewusst, woher er kam, und hat das auch nie verleugnet. In Prüm legte er im August 1914 sein Kriegsabitur ab. Der 1. Weltkrieg brach aus. Peter Blum wurde 1915 als Soldat eingezogen. Er war offenbar nicht nur ein umgänglicher, bodenständiger, heimatbewusster und heimatliebender Mensch, sondern auch und vor allem hatten es ihm die Menschen angetan, mit denen er zu tun hatte, er blieb allen zeitlebens freundschaftlich und hilfsbereit verbunden. »Schon damals, organisatorisch und schriftstellerisch begabt, rief er die »Wanderbriefe« für seine ehemaligen Klassenkameraden ins Leben, die von einem Frontabschnitt zum anderen, von einer Front zur ändern in ganz Europa Zusammenhalt und Gemeinschaft schufen -ein einmaliges Kriegsdokument«, schreibt einer seiner Mitabiturienten. Nach dem Kriege begann er in Bonn mit dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, das er mit dem Doktorjuris abschloss. Anfang der 1920er Jahre war er als Redakteur der »Eifelzeitung« in Daun tätig, sodann als juristischer Berater bei den Kreisverwaltungen Daun und Adenau, sowie als stellvertretender Amtsbürgermeister in Gerolstein.

Es war nicht die Art von »Pitze Pitter«, wie er mit seinem Hausnamen gerufen wurde, groß an die Öffentlichkeit zu treten. Er gehörte zu den Stillen im Eifelland. Alle, die ihn kannten, lobten seine Bescheidenheit und Heimatverbundenheit. Nie verleugnete er seine Herkunft aus dem bäuerlichen Stand und aus der Struth, die später durch seine Veröffentlichungen bekannter wurde. In der Folgezeit wurde der Name Peter Blum weit über den engeren Raum seiner Eifel- und Moselheimat als Heimatschriftsteller bekannt. Bereits in dem Heimatbuch »Wir Rheinländer« (herausgegeben von Dr. Karl d'Ester 1922) ist er mit zwei Erzählungen vertreten, die seine Heimat bekannter machten: »Struth und Ströder«, eine Schilderung des harten Arbeitsjahres der Eifelbauern. In »Schoh-Tunn« setzt er seinem Vater ein Denkmal, eine Erzählung, die man, wie der bekannte Walther Ottendorf-Simrock einmal schrieb, nicht ohne innere Bewegung liest. Im Laufe der Zeit wurden Blums Publikationen, die in Zeitungen und Zeitschriften, in der »Dauner Eifelzeitung«, im »Volksfreund« und in unserer Eifelvereinszeitschrift wie im »Eifeljahrbuch« erschienen, zahlreicher. Begünstigend kam hinzu, dass sein Schwager, Dr. Viktor Baur aus Daun, langjähriger Schriftleiter des Eifelvereinsblattes war.

1925 erschien von ihm als Festbuch zur Jahrtausendfeier der deutschen Rheinlande das umfangreiche Buch »Entwicklung des Kreises Daun«, bis heute ein Standardwerk, das jedem heimatkundlich Interessierten eine Fülle an Quellenmaterial liefert. Im Jahre 1927 gab er einen Band mit Beiträgen über den »Kreis Wittlich« heraus. Es folgten wissenschaftlich fundierte Abhandlungen über Städte und Dörfer der Eifel, über Klöster und Bauwerke, so über Adenau, Reil, Springiers-bach, Himmerod, Nürburg und Ulmen.

Im Großen Herder verfasste er damals die Artikel »Eifel«, »Mosel« und »Nahe« und 1954 erschien seine Schrift »Bildungswille der Eifel«. Peter Blum wurde durch seine sachgerechten und fundierten Publikationen weit über den engeren Raum seiner Eifel- und Moselheimat als Heimatschriftsteller bekannt. 1927 heiratete er Katharina Henriette Baur aus Daun. Aus dieser Ehe entstammen drei Kinder, von denen eins mit Familie noch in Springiersbach lebt.

Von 1926 bis 1945 war er Amtsbürgermeister in Bausendorf. Charakterisiert wurde er als ein korrekter, pflichtbewusster und fleißiger Beamter, als ein einfacher und schlichter Mensch, den Nöten und Sorgen seiner Mitbürger gegenüber aufgeschlossen und stets hilfsbereit. Zu Beginn des Dritten Reiches, blieb ihm als politischem Beamten nichts anderes übrig, als dieser Partei beizutreten, wenn er das Amt eines Amtsbürgermeisters weiterhin ausüben und als Familienvater seine Familie nicht leiden und darben lassen wollte. Aussagen seiner ehemaligen Mitarbeiter und

Die Eltern von Dr. Peter Blum

Quellen belegen, dass Peter Blum in seiner Parteimitgliedschaft eine Möglichkeit sah, Schlimmes, zumindest im eigenen Wirkungsbereich, zu verhüten. Jedoch diese Parteizugehörigkeit gereichte ihm zum Unglück. 1945 wurde er von den Franzosen seines Amtes in Bausendorf enthoben. Aufnahme und Zuflucht gewährten ihm und seiner Familie die Mönche des Klosters Springiersbach. Diese waren dem frommen und christlich eingestellten Menschen, Familienvater und Politiker wohlgesonnen. Ihnen war noch allzu gut in Erinnerung, wie engagiert sich Peter Blum nach dem Klosterbrand 1940 zusammen mit dem Denkmalschützer Wildemann um den erfolgreichen Wiederaufbau des Klosters bemüht hatte, auch und besonders gegen die erheblichen Widerstände in der Partei!

Im Kloster fand er in der Betreuung der Klosterbibliothek Arbeit. Obwohl Mönche und viele Bürger des Amtes Bausendorf Peter Blum ein gutes Leumundzeugnis ausstellten, wurde er dennoch 1946 verhaftet, anfänglich in der Haftanstalt Wittlich und dann bis 1947 im Zuchthaus Diez inhaftiert. In beiden Anstalten fand er Beschäftigung in Archiven und Bibliotheken, die er von Grund auf ordnete. Als Beweis für sein pflichtbewusstes und verantwortliches Arbeiten soll die Tatsache erwähnt werden, dass Peter Blum, als er aus Diez entlassen werden sollte, noch freiwillig dort verblieb, um seine begonnene Arbeit zu Ende zu führen.

Nach seiner Pensionierung blieb er mit seiner Familie im Klosterbereich wohnen und widmete sich ganz seinen schriftstellerischen Arbeiten, die - auch wenn noch lange nicht alles veröffentlicht ist -einen großen Umfang haben. Frau Käthchen Blum starb am 13. 5. 1961. Beerdigt wurde sie auf dem Friedhof des Klosters Springiersbach. Ihr folgte Peter Blum elf Jahre später, als er am 13. 2. 1972 in Neuenahr im Alter von fast 76 Jahren verstarb. Riesengroß und mit Trauer erfüllt die Zahl derjenigen, die ihn auf seinem letzten Gang von der Klosterkirche Springiersbach auf den nahen Klosterfriedhof begleiteten, wo er seine Ruhestätte fand. Peter Blum, Künder der Eifel und ihrer Menschen, war nicht vergessen. Er stand bei allen in hohem Ansehen.

Seine tiefe Liebe und Verbundenheit zu seiner Heimat finden Ausdruck in seinem kleinen Gedicht mit der Überschrift »Widmung«:

Widmung

Lasst uns zu Berg der Lieser wandern

Vom Rebenhang zum Heidehaus!

Jedweder Heimstatt dort am Wege

Weih'n Willkomm wir und Blütenstrauß.

Kling' voll, du Sang von Moselsüße

Durch Eifelherbe, Burgentraum!

Klag' droben, wo die Väter schlafen

Um Ginster, Kreuz und Holderbaum.

Eine unvollständige Auswahl seiner Heimatliteratur:

Blum, Peter, Entwicklung des Kreises Daun, Festschrift 1925

- Pfarrkirche Hilgerath, Neuwied 1950

- Geschichte Dauns in ihren Grundzügen, Daun 1920

- Frondienst für ein Gotteshaus (Hilgerath)

- Verschollene kleine Residenz

- Gedicht »Stadt Daun«

- 4 Marienkirchen

- Die Herrschaft an der adeligen Eigenkirche zu Strohn

- Geschichtliche Fäden um Daun

- Daun wieder Stadt

- Steuerzwist im Eifeldorf zur Lehnszeit

- Geschichte Dauns, Daun 1920

- Im Quellgebiet der Lieser

- Vierzehn frohe Wandertage im Eifelstädtchen Daun

- Held bei Beinhausen

- Ein Reiseplan vor 250 Jahren