Rothenbach und Meisenthal sind älter

Erich Mertes, Kolverath

Vorbemerkung:

Wer Rothenbach oder Meisenthal im Gemeinden-Adressbuch sucht, der wird es nicht finden. Im Telefonbuch für den Bereich Trier finden wir einen Hinweis auf die Gemeinde Kelberg. In der Tat, beide Orte (eine Gemeinde) sind mit den weiteren Dörfern Hünerbach, Köttelbach und Zermüllen seit dem 1. 1. 1970 nach Kelberg eingemeindet. Zur Geschichte: Bisher ging man in der gängigen Literatur davon aus, Rothenbach werde erst nach 1500 erwähnt und der Ortsteil Meisenthal 1459. So berichtete ich es (irrtümlich) in den Landeskundlichen Vierteljahrsblättern Trier 1986', so brachten es Alois Mayer und ich (irrtümlich) in unseren beiden »blauen« Büchern über die Verbandsgemeinde Kelberg 1986 und 1993 zum Ausdruck', und ebenso Hermann Molitor hat in seinem Kelberger Buch 1983 keine früheren Daten genannt3. Doch die Wissenschaft schreitet auch in der Heimatforschung weiter voran, und es ist überhaupt keine Abwertung, wenn man alte Irrtümer ob besserer Erkenntnis einsieht und verbessert. Eigentlich ist das ein normaler Vorgang. Nur bornierte Menschen beharren auf ihren alten Standpunkten. Ewige Wahrheiten gibt es aber nicht. So können also die Rothenbacher und Meisenthaler stolz darauf sein, ihre beiden Orte wurden schon über hundert Jahre früher genannt als es bisher allgemein bekannt war, nämlich 1377 und gar 1341. In ihrer Geschichte der Grafen von Are (Dissertation) bringt Ute Bader4 etliche Urkunden aus dem Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf (HSTAD), die unter anderem Rothenbach und Meisenthal betreffen: »1377 war Theodor Mondelin Inhaber eines Burglehens de quo habet curiam in Meisendahl cum suis attinentiis«. Bereits Hermann Mondelin hatte 1341 außer einem Hof in Niederhoven Zinsen in Uersfeld und Meisendahl als Nürburger Burglehen besessen (... cum quibusdam censibus in villis Mysendahl et Vrßfelt... et curte in Niederhoven cum suis attinentiis). Bestandteile des Cruseler Burglehens waren 1447 »ey-me hoefgyn zu Seelbach« sowie »eyme hoefgyn (Höfchen, kleiner Hof) zu gefelle ind eyme hoeve zu woedesheym« (hier wird also auch Gefell im Amt Daun schon 1447 genannt).

Johannes von Rodenbusch hatte 1377 »duos mansos cum hominibus feudalibus et aliis suis attinentiis in Rodenbach (Rothenbach) in iurisdictione dune« inne (in Dauner Gerichtsbarkeit). Ehemaliger Bestandteil des Nürburger Allodialbesitzes (Eigengut, im Gegensatz zum Lehen) war auch Kelberg, das bei der Teilung von 1166 in die Hände des Grafen Theoderichs I. von Hochstaden gelangt war; dieser trug dem ErzbischofJohann von Trier sein Allod (Eigengut) in Kelberg auf (MRUB II, Nr. 298, S. 333). Nach 1246 war der Kölner Erzbischof als Rechtsnachfolger der Are im Besitz des Krumberger Hofes in Kelberg, der vom Hause Altenahr aus verwaltet wurde...« (Grimm, Weisthümer II, Weisthum des Krumberger Hofs bei Kelberg, S. 608) Das Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf hat in seinen Beständen eine Fülle von Urkunden, die auch viele Orte aus unserer Vulkaneifel betreffen, welche früher unter kurkölnischer Hoheit standen, zum Beispiel das Amt Nürburg, aber auch aus dem ehemaligen Eifeldekanat und gar dem Mayengau, ja bis weit in den Hunsrück hinein. Auch über Rothenbach gibt es dort weitere Urkunden, zum Beispiel »Vogteileute zu Rothenbach«''.

Was den Ort Meisenthal betrifft, so sind es mit diesem Heimatjahrbuch 2001 genau 660 Jahre, dass die Erwähnung von Meisenthal 1341 Eingang in die engere Heimatliteratur findet. Rothenbach und Meisenthal gehörten schon um 1300 kirchlich zur Erzdiözese Köln, weltlich aber zum kurtrierischen Amt Daun, bis 1794. Die Französische Revolution

 

Ausschnitt aus der Wanderkarte Nr. i 3 des Elfelvereins.

warf die feudalen Verhältnisse um, und die beiden Orte kamen zur Mairie (Bürgermeisterei) Kelberg im Kanton Ulmen, Arrondissement Bonn, Departement Rhein-Mosel6. In der Bürgermeisterei Kelberg verblieben sie auch seit der Preußenzeit (1815) bis heute, zuerst im Kreis Adenau (bis 1932), danach im Kreis Mayen (bis 1970) und seitdem im Kreis Daun.

Es scheint mir noch erwähnenswert, dass sich die jetzt bekannte frühere Nennung von Rothenbach und Meisenthal mit den Bodenfunden meiner archäologischen Landesaufnahme in der Verbandsgemeinde Kelberg deckt, die ich in den Jahren 1977 bis 1980 für das Rheinische Landesmuseum Trier machte7.

Hier bestätigt sich wieder einmal, wie wichtig es ist, Bodenfunde den Museumsbehörden zu melden, damit sie der Wissenschaft zugänglich gemacht werden. Eine Wegnahme von Funden findet heute nicht mehr statt.

 

Die Bücher über Kelberg und die Orte der Verbandsgemeinde sind nach diesen neuen früheren Daten an den entsprechenden Stellen zu verbessern.

Abschließend darf ich noch zum Ausdruck bringen, ich hoffe nicht, dass ich mit dem Hinweis auf das Hauptstaatsarchiv Düsseldorf eine Lawine losgetreten habe und jetzt ein Sturm von Heimatforschern auf das HSTAD losbricht. Fünf Bände über seine Bestände besitze ich in meiner kleinen Privatbibliothek, und ich bin bei Auskünften daraus gerne behilflich.

Anmerkungen:

1. Landeskundliche Vierteljahrsblätter Trier, Heft 3/1986, 75 ff, e. m.

2. a. Sagen Geschichte Brauchtum aus der Verbandsgemeinde Kelberg, Alois Mayer/Erich Mertes, Daun 1986, 119.

b. Geschichte, Kultur und Literatur der Verbandsgemeinde Kelberg, Alois Mayer/Erich Mertes, Adenau 1993, 97.

3. Das Kelberger Land, Aus alten Zeiten und jungen Tagen, Hermann Molitor, Kelberg 1983, 89.

4. Geschichte der Grafen von Are bis zur Hochstadenschen Schenkung (1246), Ute Bader, Bonn 1979, 100.

5. Das HSTAD und seine Bestände, 2 Kurköln, Friedrich Wilhelm Oediger, Siegburg 1970, 29.

6. Siehe Anm. 2. b., Seite 218 f.

7. Trierer Zeitschrift, 43./44. Jahrgang 1980/81, Archäologische Fundstellen in der Verbandsgemeinde Kelberg, Kreis Daun, von Erich Mertes, S. 405-438.