Das letzte Maiglöckchen vom Steffelberg erzählt...

Maria-Agnes Pinn, Staffeln

Heimweh hab ich nach meiner alten Heimat am Steffelberg. Ja, so hieß er früher, der schönste und stolzeste mit Buchen und Eichen bewachsene Berg, zu dessen Füßen das schmucke Dörfchen Steffeln liegt. Heute nennt man den Berg wie im Katasteramt vermerkt »Steffelnkopf«; man köpfte ihn wegen des schnöden Mammons. Vielleicht ist er jedoch so, Wie Siegfrieds Drache, dass er viele Köpfe hat(?).

In jener schweren Zeit, als die Bagger und Raupen meinem schönen Steffelberg trotz Denkmalschutz an den Kragen gingen, erlebte ich folgendes: Viele meiner Verwandten, tausende Maiglöckchen rund um das Markuskreuz und die Kuppel erzitterten schon vor dem Schröpfen und Köpfen, als sie dem Tod ins Auge sahen. Da fasste eine Bäuerin, deren Seele tieferschüttert war, sich ein Herz, hob mich oberhalb der »Sieben Käirvffiern« seitlich des »Kälberstall« behutsam aus dem bemoosten schwarzen Lavaboden. Sie nahm mich mit und pflanzte mich in ihrem Bauerngarten ein. Dort erlebte ich viel Schönes. Das Aufwachsen der lustigen Kinder, einen Großteil der Steffelner Geschichte.

Nun, ich gedieh gut und vermehrte mich im Garten, aber es war einfach nicht die Heimaterde wie oben auf dem Berg. Heute ist dort ein schöner Vulkangarten eingerichtet und darum hege ich wieder Hoffnung, dass meine Nachkommen zur Heimat und Herkunft zurückkehren dürfen. Das Allerschönste für mich wäre, wenn ich diese Heimkehr noch erleben könnte!