Naherholungsgebiet »Bolsdorfer Tälchen«

Forstlehrpfad und Geopfad - ein Erlebnis für alle Eifelfreunde

Felicitas Schulz, Hillesheim

Die Eifel bildet als Bindeglied zwischen dem Rheinischen Schiefergebirge im Osten und den Ardennen im Westen eine faszinierende Landschaft, die in ihrer Vielfalt im europäischen

Raum einmalig ist. Die Zahl der geologischen Formationen vom Erdaltertum bis zur Erdneuzeit ließen mit ihren unterschiedlichen Bodenarten einen vielfältigen Wechsel des Bodenkleides zu, welches durch die verschiedene Oberflächengestalt und die bioklimatischen Aspekte das Gebiet so interessant macht. Diese Erkenntnisse trugen wesentlich zu den landespflegerischen Maßnahmen zur Anlage des 1999 eingeweihten »Bolsdorfer Tälchen« bei. Das Naherholungsgebiet zwischen Hillesheim und Bolsdorf bietet neben einem wichtigen Erholwert für den Menschen die Entfaltung eines Kleinlebensraumes für Tiere und Pflanzen. Im Wander- und Spazierwegenetz von annähernd acht km Gesamtlänge werden vielfältige Vorkommen über geologische und forstkundliche Gegebenheiten aufgezeigt, die bereits an der Biotopanlage am Rande der europäischen Beispielstadt Hillesheim in einem Informationspavillon, dem Ausgangspunkt des GEO-Pfades, mit acht Tafeln dargestellt sind.

Drei weitere Tafeln mit ausführlichen Erläuterungen, bunten Abbildungen zur Tier- und Pflanzenwelt sowie von der naturnahen Waldwirtschaft sind entlang des neu angelegten Rundwanderweges aufgestellt worden; Ruhebänke und Sitzgruppen laden zum Betrachten der geologischen und naturkundlichen Merkmale hier im »Bolsdorfer Tälchen« ein.

In der Verbandsgemeinde Hillesheim besteht der geologische Untergrund zum großen Teil aus Kalk- und Dolomitsteinschichten. Der Bereich, in dem sie auftreten, wird als Hillesheimer Kalkmulde bezeichnet, sie ist eine von insgesamt zehn Eifelkalkmulden. Bei den Kalksteinen handelt es sich meist um Riffkalksteine, die aus Riffschutt-Ablagerungen des devonischen Meeres entstanden sind. Dieses Meer erstreckte sich von Irland über die Ardennen und das Rheinische Schiefergebirge bis nach Polen. Das Wachstum und die Ausbreitung von devonischen Flachmeer-Riffen setzten im Bereich der Eifel zu Beginn der Mitteldevon-Zeit vor 390 Millionen Jahren ein und hatten einen Höhepunkt gegen deren Ende vor 370 Millionen Jahren.

Riffkalksteine bestehen fast ausschließlich aus den Resten von Karbonatgerüsten abgestorbener Rifforganismen (Fossilien). Sie waren und sind wegen ihres hohen Reinheitsgrades von bis zu 99% Calciumkarbonat ein wichtiger Rohstoff für die Kalkindustrie.

Das »Bolsdorfer Tälchen« liegt am Westausläufer der Hillesheimer Kalkmulde und besteht aus dolomitisierendem Kalkstein, dem Dolomit, welcher seine Härte durch Magnesium erreichte. Der nach dem international bekannten Geologen Dr. Struve als »Bolsdorfer Schichten« bekannte Eifeldolomit war für die vorzunehmende Maßnahme von Bedeutung; denn der kalkige, fossilreiche Untergrund liefert einen nährstoffreichen Boden, der teilweise eine seltene Kalkflora hervorbringt. Im unteren Teil des sich verengenden Tales war ein starker Bewuchs vorhanden. Nach dem Entfernen der nicht standortgerechten Nadelhölzer wurden die kahlen Gebiete in kurzer Zeit von einer abwechslungsreichen Flora übersät. Die an etlichen Stellen vorkommenden Riffkalksteine konnten durch das gezielte Abholzen besser eingesehen werden. Der teilweise vorkommende ältere Kalkbuchenwald (100-150 Jahre) bietet verschiedenen Bodenpflanzen einen idealen Lebensraum, aufgeteilt nach Vorfrühling, Hauptfrühling und Frühsommer. Es gehören dazu Märzenbecher, Seidelbast und Lungenkraut sowie Bingelkraut, Perlgras, Waldmeister und Aronstab. Stumpfblättriger Ampfer, verschiedene Farne, Disteln, Hundsrose, Hartriegel, wolliger Schneeball, Nesselblättrige Glockenblume und Pestwurz sind ebenfalls als Bewuchs in diesem Gebiet anzutreffen.

Den erhabenen, feierlichen Eindruck, den ein Buchenwald mit seinen schlanken und glatten, silbergrauen, bis weit hinauf astlosen Stämmen vermittelt, ruft eine religiöse Ehrfurcht wach. Schon unsere Ahnen müssen die stillen, mit gedämpften Licht durchfluteten Buchenwälder als Vorbild der mittelalterlichen Kathedralen empfunden haben. Den Hallenbuchenwald nannte man im Volksmund »Heilige Hallen«. Bei den Rekultivierungsmaßnahmen im »Bolsdorfer Tälchen« wurde streng darauf geachtet, dass alle Arbeitsmaßnahmen im Einklang mit der Natur blieben. Zu beobachten ist, dass neue Pflanzengesellschaften sich ansiedelten und auch Kleinstlebewesen hier einen erweiterten Lebensraum fanden. An dem naturbelassenen Bachlauf wurde mit der Anpflanzung vornehmlich der Gemeinen Esche und der Erle das Bachufer verfestigt und ihm zur Stabilität verhelfen. Der munter dahinfließende Bach mit seinem teilweise üppigen Uferbewuchs ist ein erweitertes Kleinbiotop und damit Heimat- und Lebensgrundlage von Tier- und Pflanzenarten. Für Fische und Amphibien ist es Aufenthaltsort, den Wasservögeln bietet es Brut- und Rastplatz und ist sogleich Tränk- und Badegelegenheit für Säugetiere, Vögel und Bienen. Sie stellen einen Großteil der Nahrungsreserven für unsere insektenfressenden Tiere wie Fledermäuse, Lurche und Vögel dar. Im »Bolsdorfer Tälchen« sind neben bekannten vorkommenden Tierarten Neuntöter, Schlingennatter, Feuersalamander, Waldkauz, Fransenfledermaus, Tagpfauenauge und verschiedene Bläulinge anzutreffen. Im oberen Bereich der verbreiterten Bachaue findet man an den freigewordenen östlichen Dolomitfelswänden verschiedene Moose und Farne, sowie die wilde Stachel- und Johannisbeere. Der bereits seit vielen Jahren von Mitgliedern und Helfern des Hillesheimer Eifelvereins gepflegte Kalkmagerrasen unweit der Vereinshütte am Eingang bachabwärts in das »Bolsdorfer Tälchen« ist ein bevorzugter Standort von Orchideenarten, die allesamt in einer Zweckgemeinschaft, der sogenannten Symbiose leben und nur auf dem Kalkmagerrasen gedeihen können. Die regelmäßig stattfindenden pflegerischen Maßnahmen dienen dem Lebensraum der geschützten Pflanzen und gewährleisten ihr Fortbestehen. Neben dem Bodenprofil ist Trockentoleranz und Wärmebedürfnis für den Bewuchs der Orchideen von großer Wichtigkeit. Auf diesem Rundwanderwegenetz kann man Wildblumen und Heilpflanzen am Wegesrand sehen. Sie verschönern mit ihren teils leuchtenden Farben die Wiesen, die Hänge und lassen uns wissen, dass unsere Vorfahren die Pflanzen wegen ihrer duftenden, desinfizierenden und heilenden Eigenschaften nutzbringend bei Mensch und Tier anwendeten. Der geologische Aufschlusspunkt 2 mit einem verlassenen Stollenmundloch zur Gewinnung von manganhaltigem Brauneisenstein liegt ebenso an der Wanderstrecke wie beeindruckende Ausblicke auf den jüngeren Vulkanismus. Das Naherholungsgebiet »Bolsdorfer Tälchen« auf Wetter unabhängigen gut ausgebauten Wegen ist nicht nur für Urlauber er-forschenswert, sondern auch für alle, die die natürlichen Lebensräume ihrer Heimat schützen und bewahren möchten.

Für die freundliche und beratende Unterstützung von Förster i. R. Horst Bürgel bedanke ich mich.