Die Brombeerhüte

Maria Sohlbach, Herzogenrath

Als ich Kind war in der Eifel hatten wir einen weiten Fußweg zur Dorfschule. In den ersten Schuljahren ist man noch verspielt. Ohne Hektik gingen meine Schwester und ich die drei Kilometer durch den Wald, über die Felder zur Schule; sie war ein Jahr älter als ich. So früh am Morgen konnten wir manche Entdeckung machen. Da gabs Käfer und Schnecken zu sehen, ein Hase hüpfte erschrocken über den Weg und wir blieben stehen, sahen ihm nach in welchem Tempo er davon lief- ein flüchtiges Reh erinnerte uns, den Gang zu beschleunigen, denn bei so viel Abwechslung in der Natur hatten wir den Zweck unserer Wanderung fast vergessen. Eine Uhr besaßen wir nicht, konnten die Zeit nicht einschätzen und in der Schule war die Klasse bereits beim Unterricht. Fürs Zuspätkommen gabs Nachsitzen und zuhause wurde unsere Bummelei gemeldet - sehr erschüttert hat uns das nicht und der Rückweg bot noch viele Möglichkeiten, Neues ausfindig zu machen. An einem sonnigen Septembertag trugen wir Strohhüte, eine Geschenk unserer Großmutter. Ermüdet suchten wir einen großen Stein auf dem Heimweg als Sitzgelegenheit aus, wollten unsere Schulbrote essen und entdeckten ganz in der Nähe eine Brombeerhecke mit dicken, reifen Beeren. Die pflücken wir für Mutter! Eine mühsame Arbeit, zerkratzt und blutig wurden die Hände. Zuerst legten wir die ERNTE in ein Taschentuch, doch das quoll schnell über. Weil wir kein Gefäß hatten, erschienen uns die Strohhüte als günstiges Transportmittel für die dunklen Früchte. Hoch erfreut zogen wir heim. Doch bald sahen wir die ersten Tropfen durchs dunkle Geflecht fließen und als wir der Mutter unser Geschenk überreichten, war die Freude arg verblasst. Aber sie tröstete uns, lobte den Fleiß, den guten Gedanken und meinte....« vielleicht schenkt euch die Großmutter noch einmal so schöne Hüte.«