Heimat und Literatur

Das Sägewerk Hermes -Familienbetrieb mit langer Tradition

Hubert Ritzen, Stadtkyll

Vorstellung der Firma Hermes Holz GmbH

Beim Entlangfahren der B 421 von Stadtkyll nach Jünkerath zieht das Sägewerk Hermes unweigerlich auf der Höhe des Weilers Niederkyll die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich. Weit ausgedehnte Holzlagerplätze, mehrere Werkshallen und eine Bandsägelinie fallen sofort ins Auge. Bereits 1920 wurde der Betrieb im Bereich der Stadtkyller Schwammerstraße gegründet. Im Jahre seines 50-jährigen Bestehens siedelte das Unternehmen 1970 in das bei Stadtkyll gelegene Industriegebiet im Ortsteil Niederkyll um.

Die Firma Hermes Holz wird in der vierten Generation von der Familie geführt. Auf einer Fläche von über 70.000 Quadratmeter (davon 15.000 Quadratmeter überdacht) werden die Nadelhölzer Fichte und Tanne der höheren Eifellagen verarbeitet. Bei der Firma Hermes handelt es sich also um ein Nadelholz-Sägewerk. Die Mitarbeiterzahl beläuft sich auf 40, davon sind vier im kaufmännischen Bereich tätig. Flexibel und individuell, je nach Auftragslage, kann das Holz eingeschnitten werden. 1999 be-

 

Hightech-Arbeitsplatz. Die Visualisierungssoftware und 13 Kamerabildergeben dem Bediener der etwa 115 m langen Anlage alle Informationen für den optimierten Holzeinschnitt.

trug die Einschnittmenge 150.000 Festmeter Rundholz; im Jahre 2000 peilt man die 200.000 Festmeter an. Vor 35 Jahren lag die Schnittmenge noch bei 3.000 Festmeter. Das gefertigte Holz gelangt zu 40 °/o mit zwei eigenen LKW, zu 50 °/o per Spedition und zu 10 °/o durch Abholer zu den Kunden in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen und Hessen. Der Standort des Werkes besitzt durch die A l eine gute Anbindung an die Hauptkundschaft des Raumes Rhein/Ruhrgebiet. Die Kundenstruktur besteht aus einer Kombination aus Holzhandels- und Industriekunden. An Holzhandlungen werden ungefähr 55 °/o des Gesamteinschnittes geliefert. Die restliche Menge unterteilt sich gleichermaßen in die Kundengruppen Gerüstdielenhersteller, Verpackungsindustrie sowie Holz- und Leimindustrie.

Die Produktionspalette

Die Verkaufssortimente gliedern sich in Massenware und Bauholz. Das Bauholz zeichnet sich durch individuelle, nicht standardisierte Längen der massiven Kanthölzer und Balken zwischen drei und 12 Metern aus. Beim Listenbauholz werden die benötigten Abmessungen für spezielle Dachstühle nach einer Liste des Zimmerers produziert. Hierbei ist die große Variation der Stücke typisch. An Massenware fertigt die Firma Hermes folgende Produkte: Bretter, Latten, Dielen, Bohlen, Kantholz, Balken, Rahmen und Kreuzholz in allen Querschnitten und Längen bis 12 Meter.

Entrindete Rundhölzer mit einem Querschnitt von neun bis 70 Zentimeter werden in einer Bandsägelinie bearbeitet. Außer der Produktion der oben beschriebenen Produktpalette bietet das Werk die Möglichkeit, Holz zu hobeln oder durch Tauchimprägnierung zu veredeln. Bei der Produktion von Schnittholz fallen natürlich Resthölzer an. Diese Nebenprodukte wie Hackspäne und Sägemehl bilden eine weitere Erlöskomponente des Sägewerkes. Hackspäne gelangen in die Papierindustrie, Sägemehl zur Spanplattenindustrie, Rinde zum Restholzhandel, der Rindenmulch herstellt.

Produktionsablauf

Das aus dem Wald angefahrene Stammholz wird auf einer Rundholzsortieranlage abgeladen. Dann erfolgt die Erdstammreduzierung und Entrindung der Bäume. Anschließend durchlaufen die Stämme ein Splittersuchgerät, in dem noch vorhandene Granatsplitter aus dem Zweiten Weltkrieg geortet und später ausgekappt werden. Hiernach wird das Stammholz nach vorliegenden Aufträgen computergesteuert gekappt und eingeteilt. Erst jetzt kommen die Rundhölzer zum Einschnitt. Dieser erfolgt auf einer Spaner-Bandsägenlinie, die 1991 in der neuen Sägehalle installiert worden war; sie ermöglicht eine Leistungssteigerung von 35 °/o.

Ein optimierter Produktionsablauf ist heute sehr wichtig geworden. Moderne Technik heißt Kosten sparen. So hielt auch im Sägewerk Hermes das Hightech Einzug, als 1997 eine weitere computergesteuerte Bandsägelinie hinzukam. An zwei Rundholzaufgaben wird Schwach- und Starkholz getrennt. Im Längstransport gelangt das Holz vor die Be-

Mit diesen Vorschubwalzen werden die Stämme in den Spaner eingeschoben. Im Hintergrund zwei Schahschränke direkt neben dem Einschnitt-Aggregat.

dienkabine. Am Steuerpult sieht der Techniker auf einem Bildschirm alle Produktionsabläufe, 13 Kameras helfen bei der Überwachung der 115 Meter langen Anlage. Zunächst wird das Holz an der ersten Spaner-Bandsägeneinheit vorgeschnitten. Seitenbretter fallen auf ein Förderband. Dann wird der Stamm um 90° gedreht und in einer zweiten Maschineneinheit durch vier Bandsägen nachgeschnitten. An der dritten Bandsäge wird der Einschnitt mit exaktem Trennschnitt beendet. Die maximale Vorschubgeschwindigkeit beträgt etwa 90 Meter pro Minute. Der Abstand zwischen den Stämmen liegt bei 80 Zentimeter. Eine Achtstundenschicht verarbeitet etwa bis 750 Festmeter Rundholz bei einer Schnittfuge von 3,2 Millimeter.

Kundenbelieferung

In der Firma Hermes erstellt man die Paketgrößen nach Kundenwünschen. Heute gehört eine zuverlässige Lieferfähigkeit zu den Grundvoraussetzungen. Bei den »Just in time« Produktionen ist die termingerechte Lieferfähigkeit entscheidend. Die Lieferzeit für Bauhölzer beträgt ein bis drei Wochen (Listenbauholz 14 Tage). Oftmals ist aber auch Bauholz für einen Dachstuhl in zwei Tagen lieferbar. Bei Massenware werden Lieferzeiten von zwei oder mehr Wochen kaum noch akzeptiert. Auf Grund eines großen Rundholzvorrates können »Just in time« Aufträge sofort in Produktion gehen. Mit der neuen Bandsägentechnologie werden reaktionsschnell LKW-Ladungen mit Paketen eingeschnitten und geliefert. Dadurch beträgt die Lieferzeit nur wenige Tage.