Demerather Platt

Mundart auf dem Rückmarsch

Jede lebende Sprache verändert sich ständig. Wörter kommen außer Gebrauch, neue werden erfunden oder aus anderen Sprachen übernommen. Das Hochdeutsche ist zur Zeit einem mächtigen Einfluss des Englischen ausgesetzt, dem Eifeler Platt in seiner eigenständigen Form droht gar der Untergang durch das übermächtige Hochdeutsch. Grund ist, dass kaum noch Kinder den Platt-Grundwortschatz als Muttersprache lernen. Eltern befürchten wohl immer noch, dass Platt sprechende Sprösslinge im Kindergarten und Schule als »Dorftrottel« verspottet werden könnten. Das Land Baden-Württemberg, wo ich seit langem lebe, wirbt dagegen z. B. bundesweit mit dem Slogan: »Wir können alles außer Hochdeutsch«. »Deu mich mal an!« sagte das kleine Mädchen auf der Schaukel zu ihrer Freundin. Das war der Auslöser. »Dunnakneedel, et jet Zeit!« dachte ich mir, und beschloss, meinen in den 60er Jahren eingefrorenen Kenntnissstand des Demerather Platt für die Nachwelt zu Papier zu bringen. Demerath liegt im südlichen Teil der Verbandsgemeinde und des Kreises Daun. Der nachfolgende Text über die Heuernte zeigt, dass Platt gut für die einfachen Dinge des täglichen Lebens zu gebrauchen ist. Wenn es um mehr abstrakte Themen geht, fehlen im Platt dagegen die Worte.

Wer jetzt vom Demerather Platt noch nicht genug hat oder neugierig geworden ist, wer wissen will, was ein »Drepsdrelles« ist, was sich hinter »Schtruutsbesch« für ein Ortsname verbirgt, kann auch im Internet (s. nächste Seite) nachschauen. Dort habe ich eine Sammlung von seltsamen Worten angelegt, die sich doch deutlich vom Hochdeutschen unterscheiden. Übrigens - meine Lieblingswörter in Demerather Platt sind:

Jemelta = Gerümpel, vajöddere = verarbeiten, bewältigen,

valödde sein = keine Zeit haben, sprööche = plaudern.

Leo Michels

Anmerkung zur »Übersetzung«:

1 Behälter für den Schleifstein, am Gürtel getragen und mit Wasser gefüllt, früher aus einem Kuhhorn hergestellt.

2 Reihe von abgemähtem Gras, durch das Mähen zusammengeschoben

3 Gras oder Heu mit der Heugabel auflockern und gleichmäßig verteilen, um das Trocknen zu fördern

4 halb trockenes Heu zu Haufen (Houste) aufschichten, um ein vollkommenes Durchnässen bei Regen zu vermeiden

5 trockenes Heu mit dem Rechen zu Reihen aufschichten, damit es einfacher mit der Heugabel auf den Wagen gebracht werden kann

6 Restheu auf der Wiese zusammenrechen, kein Halm sollte liegen bleiben

7 Wissboom und Heibänner waren Hilfmittel, um das Heu während der Fahrt festzuhalten

Heuernte in Nachbarschaftshilfe in Strohn während der Kriegsjahre. Foto: Otto Hackenberger, Gillenfeld

 

-----------------------------7d301b60078 Content-Disposition: form-data; name="hjb2001.80.htm"; filename="" Content-Type: application/octet-stream