Wochentage und ihre Magie

Alois Mayer, D a u n

Es gibt wohl niemand, der die sieben Tage einer Woche nicht kennt. Aber gerade, weil dies so einleuchtend und gewöhnlich ist, verspürt man kaum den Drang, deren Namensbedeutung zu hinterfragen und Einfluss zu erkennen, den sie unseren Vorfahren und uns heute vermitteln. Die heutigen deutschen Wochennamen wurden nahezu alle dem dereinstigen germanischen Götterkult entnommen. Dem aufkommenden Christentum war es nicht so sehr daran gelegen, die (heidnischen) Namen zu ändern, bedeutsamer hingegen, sie mit christlichem Inhalt zu füllen. Obwohl die Eifel jahrhunderte lang unter römischem Besatzungsrecht stand, was unsere Sprache noch deutlich verrät, hat sie aber erstaunlicherweise - im Gegensatz zu Monatsnamen - deren Tagesbezeichnungen nicht übernommen.

Deutsch

Bedeutung

Englisch

Französisch

Römisch/ Lateinisch

Sonn-Tag:

geweiht der germanischen Göttin der Sonne »Sunna«

Sun-day

Dimanche (= Tag des Herrn)

Dies soli (=Tag der Sonne) Kirchenlatein: dies dominicus (=Tag d.Herm)

Mon-Tag

geweiht dem germanischen Gott »Mano« (= Mond, dem Bruder der Sonne)

Mon-day

Lundi (Tag des Mondes)

Dies luna (= Tag des Mondes)

Diens-Tag

geweiht »Zius« oder »Tyr«, dem germanischen Kriegs- und Gerichtsgott. Dieser Kampfgott führte auch den Beinamen »Er« (Strahl, Pfeil). Bei den Germanen/ Deutschen meist auch der Gerichtstag = Thingtag

Tues-day

Mardi (= Tag des Mars)

dies Martii (= Tag des Mars, Kriegsgott)

Mittfe der) woch (e)

geweiht dem höchsten germanischen Gott »Wod(t)an«

Wednes-day

Mercredi (= Tag des Merkur)

dies Mercurii (= Tag des Merkur)

Donners-Tag

geweiht dem germanischen Gewittergott »Thonar, Donar, Thor«

Thurs-day

Jeudi (=Tag des Jupiters)

Dies Jovis (= Tag des Jupiters)

Frei-Tag

geweiht der germanischen Liebesgöttin »Freya«

Fri-day

Vendredi (= Tag der Venus)

Dies Veneris (= Tag der Venus)

Sams-Tag

dieser Name entstammt sowohl dem jüdischen (»Sabbatstag) als auch dem römischen Kulturkreis (»dies Saturni« = Tag des Saturns)

Satur-day

Samedi (= Tag des Saturns)

Dies Saturni (= Tag des Saturns)

Mit den einzelnen Wochentagen verbinden sich Bräuche und vor allem Aberglauben, wonach es Tage gibt, die das Menschenleben und dessen Schicksal beeinflussen, das sind:

Sonntag

Glückstag; Sonntagskinder sind Glückskinder, finden Reichtum, sehen Dinge, die andere nicht erkennen können; am Sonntag soll man keine Arbeit verrichten oder Kinder baden; in Kleidern, die am Sonntag gefertigt wurden, wird man krank oder vom Blitz getroffen, in sonntags gefertigten Hemden stirbt man nur sehr schwer; der Tag bestens geeignet für Heilprozesse, auch beim Vieh: "Man gehe an einem Sonntag an einen Holunderbusch, nehme ein Blatt und reibe damit über das Überbein, um es zu beseitigen." "Gebe einem Pferd an drei Sonntagen hintereinander vor Sonnenaufgang drei Hände voll Salz und 72 Wachholderbeeren zum Futter, reibe ihm anschließend mit warmem Essig die Hinterschenkel, und es wird nie steif werden." Die christliche Kirche setzte ihn an den Anfang der Woche, weil an einem Sonntag die Auferstehung Christi und die Ausgießung des Heiligen Geistes stattgefunden hatten.

Montag

So wie dieser Tag beginnt, gleich ob gut oder schlecht, so geht es die ganze Woche; gilt eher als ein Unglückstag; (der Tag des Mondes, der Dunkelheit) ist für Diebe ein günstiger Tag; am Montag geschlossene Ehen haben keinen Bestand; Wechsel von Dienstboten, Knechten oder Mägden soll nicht an einem Montag stattfinden; keine neue Wohnung beziehen; man soll weder Wäsche waschen, eine Reise oder die Erntearbeit beginnen: "Montagsanfang hat keinen guten Fortgang"; im Garten oder Feld säen oder pflanzen ist gut, besonders wenn zunehmender Mond ist.

Dienstag

Günstiger Tag für Handel und Beruf, Gerichtsverhandlungen oder Eheschließungen; beginnt man an diesem Tag mit einer Arbeit, hat man Glück mit Arbeitgeber und der Arbeit; Dienstag = Wurmtag, darum keine Mohren, Rettiche oder Erbsen säen; Dienstagskinder haben eine Neigung zum Stehlen; wenn man mit einer an einem Dienstag geschnittenen Haselrute auf die Kleider eines abwesenden Menschen schlägt, dann spürt dieser die Schläge.

Mittwoch

Glückstag; Wechsel von Dienstboten, Knechten oder Mägden ist sinnvoll; ungünstiger Tag für den ersten Schultag; geeigneter Tag, um Nägel zu schneiden, dann "reißen sie nyt"; Monate, die mit einem Mittwoch beginnen, erbringen durchweg nur schlechtes Wetter; ist mittwochs ein Grab offen, stirbt bald einer; Mittwochskinder sind meist dumm und schwer erziehbar; wer mittwochs Handel treibt, wird meist betrogen; Mittwoch ist der Hexentag, an dem sie auf Besen reiten. Der Mittwoch, im Volksglauben eine Art Zwittertag, gilt als eben kein richtiger Tag. Das rührt offenbar daher, dass er der Tag des Wodan war, den die christlichen Priester ächteten, dessen Gedächtnis sie mit allen Mitteln herabsetzten. Der Mittwoch ist außerdem mit dem Makel behaftet, der Todestag des Verräters Judas Ischarioth zu sein. In der Schweiz treibt kein Hirt die Herde an diesem Wochentag zu Berge.

 

 

Donnerstag

Der Tag des Donar war bei den Germanen ein Feiertag, daher rührt die Meinung, dass er ein Glückstag für Eheschließungen ist: "Donnerstagsehe = Glücksehe"; besonders bei Schmieden und Schlossern, die wie Donar den Hammer schwingen, erfreute er sich besonderer Gunst. Gewitter an diesem Tag sind ungefährlich; an diesem Tag sollte man nicht schwer arbeiten, nicht spinnen oder holzhacken; Feiern gelingen bestens; Gäste sind einzuladen; donnerstags sollte man am besten Erbsen mit Sauerkraut essen; wer an diesem Tag erkrankt, wird selten wieder gesund.

Freitag

Unglückstag (an dem Jesus gekreuzigt wurde); doppelt schlimm in Verbindung mit der Zahl 13; man sollte an diesem Tag keine Reisen antreten; Kinder sollten nicht gebadet werden, damit sie nicht "siech" würden; ungeeigneter Tag, um Nägel zu schneiden; am Freitag geborene Kinder haben nur Unglück, aber an diesem Tag getaufte sind Glückskinder; an diesem Tag begonnene Ernten fallen reich aus; an diesem Tag geschnittene Haare und Nägel wachsen schön; (in Süddeutschland: geschlossene Ehen sind unglücklich und ohne Kinder; in Norddeutschland: Als Tag der Freia, der Hüterin der Ehe und Beschützerin der Kleinen, steht er als Hochzeitstag in hohem Ansehen.) wie an diesem Tag um 12 Uhr das Wetter ist, so wird es auch am Sonntag sein: "Wie der Freitag sich neigt, so der Sonntag sich zeigt." Katzengeheul in der Nacht weist aufkommenden Streit hin; wer Wäsche wäscht, wird eine Überschwemmung, und wer Brot backt, Hunger erleben.

Samstag

End-Tag der Woche: eine neue Arbeit durfte nicht begonnen, nicht gesät und nicht gedüngt werden; das Spinnrad musste leer gesponnen sein, sonst würden die Hexen es tun und der Teufel haspeln: "sie spinnt sich den Galgenstrick"; am Samstag geborene Kinder neigen zur Heuchelei und Lüsternheit; sie besitzen das zweite Gesicht; fällt der Neujahrstag auf einen Samstag, gibt es einen sehr kalten Winter.