Viele Köche verderben den Brei, zu viele Worte guter Rede Sinn

Marianne Schönberg, Jünkerath

Da streiten sich die Leuf herum - nein, nicht um den Wert des Glücks, wie es im Lied heißt, sondern um die Art und Weise, Wichtiges immer wieder zu unterstreichen, zu wiederholen, noch einmal und noch einmal - das Ergebnis ist fatal, MENSCH (in diesem Fall der Hörer) stellt die Ohren auf Durchzug, will nicht mehr und Wertvolles, das vermittelt werden sollte, geht verloren. Das gilt für Texte bei Ansprachen, für Liedstrophen, die im Grunde keine sind, weil sie oft nur aus einer Handvoll Worten bestehen und über ein langes Melodienband laufen, das tonal auch nichts als Wiederholung bringt. So etwas ist keine Unterhaltung, es ist eine Zumutung. Im Grunde freundliche Zeitgenossen reagieren bei solchem WORTWUST plötzlich derb, ihnen platzt buchstäblich der Kragen und die Folge? Der Redner (oder Sänger) ist verärgert, in Erinnerung bleibt eine Disharmonie, der Sinn des guten Anliegens ging unter - schade. Auch wortgewaltige Menschen am Pult oder auf der Kanzel sind gegen diese Selbstüberschätzung nicht gefeit. Zwar haben sie ihr Konzept und das mag gut sein, doch nach einiger Zeit (zehn bis zwanzig Minuten höchstens) ist der Kern des Themas aufgebraucht und wer dann AMEN sagen kann hat gewonnen, seine Botschaft kam an. Als Kind hatte ich mir bei einem Schulaufsatz viel Mühe gemacht, eine rechte Fleißarbeit abgeliefert; was schrieb mein Lehrer drunter? In der Kürze liegt die Würze! Das traf mich, kränkte, machte aber auch nachdenklich, denn ich mochte diesen Menschen, er war mir Vorbild. Später, als ich erste Arbeiten für eine Tageszeitung schrieb sprach mein lieber alter Chef ein wenig kritisch über Mitarbeiter, die IN QUADRATMETER schreiben, ZEILENSCHINDER nannte er sie, ich sah da einen Wink, eine feine Geste an mich und habs begriffen; auch befolgt. Fazit aller Lehrstunden: Wer wirklich etwas zu sagen hat, kann das kurz und konkret bringen - wenn er es nicht kann, sollte er sich fragen, ob der Wust der Worte nicht das Gegenteil bewirkt. Wie MENSCH auf ÜBERFÜLLE reagiert, kann man in Fernsehaufzeichnungen vom Landtag, vom Bundestag am Bildschirm sehen. Einige Abgeordnete lesen Zeitung, telefonieren per Handy, andere haben die Augen zu und schlummern leise vor sich hin. Die Schläfrigen, Desinteressierten sind Volksvertreter, von uns gewählt und nun dies?

Zu viele Worte und Wiederholungen verderben den Sinn guter Rede, dies ist eine Tatsache, aber wie macht mans besser? Manchmal lohnt sichs, in alten Büchern zu lesen.

Es gibt einen Satz für den einfachen Umgang mit aktuellen, wichtigen Tagesthemen und der heißt... deine Rede sei ja ja oder nein nein, alles andere ist vom Übel! Absage an Geschwätzigkeit? Es lohnt, darüber nachzudenken.