Hexentreiben in der Walpurgisnacht

Gertrud Knobloch, B e r g / S t a r n b e r g

Wer nicht mehr so recht glaubt, woran er glauben soll, der fällt leicht skurrilen und sektenartigen Zusammenschlüssen anheim, wie es sie heutzutage leider als negative Seite des wieder gepflegten Brauchtums zuhauf gibt. Zwar ist das »Hexentreiben« vor allem in ländlichen Gegenden nie ganz ausgestorben, wie man an bayerischem Perchtentreiben und schwäbischem Mummenschanz zur Fastnacht schon immer sehen konnte, doch heutzutage nimmt die ganze Sache oft ernsthafte und kaum glaubhafte Züge an. Einerseits kann es nicht modisch genug zugehen, andererseits fasst der Aberglaube Fuß wie zu heidnischen Zeiten. Die Walpurgisnacht, in der man den Hexen nachsagte, dass sie zum Tanz mit dem Teufel auf den Blocksberg flögen, ist die Nacht zum ersten Mai. Zu heidnischen Zeiten trafen sich in dieser Nacht die Menschen in ihren heiligen Hainen und Hagen zu Frühlingsfesten und glaubten, dass ihre Götter die Dämonen des Winters nun endgültig austreiben würden. Oft braute eine weise und kräuterkundige alte Frau in dieser Nacht einen heilbringenden Sud in einem großen Kessel, wie es Friedrich Wilhelm Weber in seiner Dichtung »Dreizehnlinden« anschaulich schildert. Vielfach war ihnen auch die Gabe des Wahrsagens eigen und so wurden sie im Christentum schnell zu Hexenwesen degradiert, eine Vorgehensweise, die sicher besser unterblieben wäre.

Schlimmer allerdings war, dass selbst das Christentum dem Glauben an Hexen anhing und dadurch sich in großes Unrecht verstrickte. Das Verbot, an den »gottlosen« Versammlungen in der Walpurgisnacht teilzunehmen, führte allmählich verhängnisvollen mittelalterichen Hexenwahn. So wurde aus dem ursprünglichen heidnischen Frühlingsfest, in welchem es auch in sittlicher Weise großzügig zugegangen sein soll, das Fest der Hexen, das heute in der »Freinacht« zum ersten Mai vielerorts wieder von Jugendlichen gefeiert wird, von denen man nicht recht weiß, machen sie es nur zum Spaß oder glauben sie wirklich an einen tieferen Sinn und dem magischen Zauber ihrer modernen »Hexentänze«?