Das Josefspatronat der Pfarrei Stadtkyll

Hubert Pitzen , Stadtkyll

Im Jahre 2000 feierte die Ortsgemeinde Stadtkyll ein vierfaches Gedenkjahr. Eines dieser »runden« Jubiläumsdaten bezog sich auf 325 Jahre Josefspatronat der Pfarrei Stadtkyll. Eine Quelle von 1909 (Fabricius, Erläuterung zum Geschichtsatlas der Rheinprovinz, S. 169) datiert das Josefspatrozinium seit 1675 in Stadtkyll. Das würde bedeuten, dass Stadtkyll somit das älteste Josefspatronat im ehemaligen Erzbistum Köln beherbergt, zu dem die Pfarrei bis 1803 gehörte. Im über valoris (= Güterverzeichnis des Bistums Koblenz) erscheint Stadtkyll 1310 als Pfarrort. Später hat wahrscheinlich der Weiler Niederkyll die Pfarrrechte besessen, bevor Graf Johann I. 1505 in Stadtkyll eine Kirche erbauen ließ, die 1508 zur Pfarrkirche erhoben wurde (vgl. Pitzen H., Niederkyll - ein Weiler mit langer Geschichte, S. 182). Zu diesem Zeitpunkt gab es zwar schon eine Josefsverehrung, aber praktisch noch keine Josefspatrozinien. Leider existiert bis heute noch keine genaue wissenschaftliche Untersuchung der Patrozinien im rheinischen Teil des alten Erzbistums Köln. Viele Pfarrakten sind kriegsbedingt unwiederbringlich verschwunden - so auch die im Historischen Archiv des Erzbistums Köln vorhandene Ortsakte von Stadtkyll, die, im Kriege ausgelagert, nach 1945 als Verlust anzusehen ist.

Die Entstehung des Josefskultes in der Erzdiözese Köln

Lange Zeit führte der hl. Josef in der Kirchengeschichte ein Schattendasein in Bezug auf seine Verehrung. Er fungierte eher als Randfigur. Seine Verehrung war in den verschiedenen Jahrhunderten unterschiedlich ausgeprägt. Die Matthäus- und Lukasevangelien erwähnen den hl. Josef als Zimmermann und Angetrauten der Mutter Gottes. Die Kirche bezeichnet(e) ihn als den Nährvater Jesu. Die erste Josefsdarstellung, die aus der Erzdiözese Köln überliefert ist, findet man in einer Weihnachtsdarstellung auf einem

Hl Josef als Zimmermann. Gemälde in der Pfarrkirche Selisberg (Schweiz)

 

Elfenbeinkästchen, das aus dem vorkarolingischen Kloster Werden bei Essen stammt. Italienische Elfenbeinschnitzer fertigten das Stück in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts. Als römischer Handwerker, mit kurzem Rock bekleidet, trägt Josef als Attribut eine Säge. Somit ist der hl. Josef der erste Heilige (außer den Aposteln), der mit einem Attribut dargestellt ist.

Während des Mittelalters entstanden in Kölner Kirchen eine Fülle von Josefsdarstellungen, die sich allerdings darauf beschränkten, Josef als »Mann Mariens« dort zu positionieren, wo die Evangelien ihn erwähnen: bei der Geburt Jesu, der Darstellung im Tempel, beim Besuch der Waisen aus dem Morgenland, bei der Flucht nach Ägypten, beim Aufenthalt in Nazareth und beim Wiederfinden des

St. Josef Kichenfenster Stadtkyll

Foto: Marianne Schönberg

12-jährigen Jesus imTempel. Der Festtag des hl. Josef am 19. März taucht schon früh in einem Psalter des Benediktinklosters Werden a.d. Ruhr aus dem 10./ll. Jarhundert auf. Erst 1621 schrieb ein Dekret Papst Gregors XV. den Festtag am 19. März vor. Seit dem 14. und 15. Jahrhundert führten besonders Ordensgemeinschaften die Josefsverehrung weiter. In der Bischofsstadt Köln waren es die Karmeliter und in Bonn die Kapuziner, die eine große Zahl von Josefskirchen und -kapellen gründeten. Eine starke Stütze für den Josefskult stellte die »Bruderschaft der christlichen Lehre« oder »Jesus-Maria-Josef-Bruderschaft« dar. Papst Pius V. hatte diese 1571 mit dem Ziel errichtet, Kinder zur Christenlehre zu versammeln und Erwachsene auf den Empfang der Sterbesakramente vorzubereiten. 1646 befahl der Kölner Erzbischof Ferdinand von Bayern die Einführung der Bruderschaft in der ganzen Erzdiözese Köln. Neu eintretende Mitglieder beteten u.a.: "Ich erwähle den hl. Josef zu meinem besonderen Schutz -und Schirmpatron in allen Gefahren des Leibes und der Seele, vornehmlich in der letzten Stunde des Todes.« In monatlichen Treffen rief man den hl. Josef gegen Sünde, als Stütze bei Versuchungen, Hilfe in der Not und Rettung vor den Qualen des Fegefeuers an. In Stadtkyll existierte schon sehr früh eine Jesus-Maria-Josef-Bruderschaft, die nicht zuletzt dazu beitrug, das Josefspatronat zu etablieren.

 

Kaiser Leopold I. erbat von Papst Clemens die Gunst, das Deutsche Reich unter den besonderen Schutz des hl. Josef zu stellen. 1675 gewährte der Papst diese Bitte, sodass seit 1675/76 dem hl. Josef vermehrt Altäre, Kapellen, Glocken, Bruderschaften und Statuen geweiht wurden. So ist es denkbar, dass die Kirche in Stadtkyll die älteste dem hl. Josef geweihte Pfarrkirche im alten Bistum Köln war, obwohl nicht auszuschließen ist, dass eine Klosterkirche oder Kapelle schon früher dem Heiligen geweiht war.

Literaturnachweis:

Fabricius, Erläuterungen zum Geschichts-atlas der Rheinprovinz, Bonn 1909 Ley K.A., Die kölnische Kirchengeschichte. Köln 1883

Peters F.J., Die Verehrung des hl. Josef in der Erzdiözese Köln. In: Pastoralblatt 1955 Pitzen H., Niederkyll - Ein Weiler mit langer Geschichte. In: Jb. Kreis Daun 2001 Zilliken G., Der Kölner Festkalender. In: Bonner Jahrbücher 1910, H. 119

St. Josefsbrunnen Stadtkyll. Christgeburtsszene im Vordergrund

Foto: Marianne Schönberg