Ein Gruß vom Nikolaus

Marianne Schönberg, J ü n k e r a t h

Als ich Kind war, gab's ein Lied, dessen Text mir nicht rundum gefiel. Da hieß es... »lieber guter Nikolaus, bring den kleinen Kindern was, die Großen lass nur laufen, die können sich was kaufen.« Mit den Großen verband ich Eltern, liebe Tanten, Nachbarn und sie sollten keinen Lebkuchen bekommen, keinen rotbackigen Apfel? Das ist nun lange her. In diesem Jahr fiel der Namenstag des Nikolaus auf einen Sonntag im Advent. Abends vorher wurde den Kindern beschert, man sah erleuchtete Fenster und Nikoläuse auf dem Weg zu den Kleinen...; die Großen mochten sich was kaufen oder es bleiben lassen. Und dann dies. Sonntagmorgen, der Hund will in den Garten, wir öffnen die Haustür und das Tier stockt - da steht was. Eine bunte Tüte, ein Zettelchen dran, VOM NIKOLAUS steht drauf.

Nein, die Schrift kennen wir nicht. Aber es gibt Spuren im Schnee, große, die führen durch den Garten zu den oberen Häusern und dort wohnen sechs Familien. Wer ist Wer? Bald meinen wir, die freundlichen Spender der süßen Kleinigkeiten zu kennen. Eine junge Familie aus Kasachstan zog vor Jahren ein, wir sprechen ab und an miteinander, grüßen uns und winken von Haus zu Haus, wenn die Türen offen stehen - wir mögen uns, das ist alles. Nun dieser Gruß. Das ist weit mehr als ein paar Schokoladenplätzchen in buntem Papier. Was uns die Tüte brachte? Freude - und die lässt sich mit Geld nicht aufwiegen. Nachdenklichkeit. Da kommen Menschen aus einer armen Region in unser reiches Land, bringen wieder, was wir beinahe vergessen haben, die kleine, freundliche Gabe. Danke, lieber Nikolaus!