Krimi und Streuobst?

Kultur und Kulturlandschaft in der Vulkaneifel

Susanne Venz, Birgel

Warum nicht, dachte sich der Naturschutzbund Obere Kyll/ Hillesheim. Eifelkrimis und Streuobst sind in aller Munde, warum nicht auch einmal aus beiden zusammen eine Aktion starten...

Was liegt näher, wenn man in der Eifel, genauer gesagt in Berndorf eine Streuobstwiese anlegt und es gleichzeitig einen Eifelkrimiautor namens Berndorf gibt. Hauptanliegen der Modell-Streuobstanlage »Berndorf« ist es, alte Sorten vorzuführen und die Menschen vor Ort für den Lebensraum Streuobst zu begeistern.

Patenschaft

Der NABU fragte also Jacques Berndorf, der in seinen Krimis immer wieder präzise Naturbeobachtungen einflicht und der sagte spontan zu. Vor allem die Rheinische Schafnase, eine alte robuste Apfelsorte, hatte es ihm angetan. Krimiautor Michael Freute, besser bekannt als Jacques Berndorf, übernahm am 20. Mai 2000 in Berndorf die Patenschaft über 60 Obstbäume, 13.000 Quadratmeter Wiese und Millionen von Steinen. Auf der Modellanlage des NABU Obere Kyll/Hillesheim wurde er zum »Hüter von Blutströpfchen, Neuntöter, schwarzer Teufelskralle und Rheinischer Schafsnase«; etwa 100 Interessierte waren Zeugen dieser Tat.

Zusammen mit Ortsbürgermeister Klaes und Landtagsabgeordneter Astrid Schmitt begrüßte er die Initiative und nach einer Führung über die Wiese gab es bei einem Schluck naturtrüben Streuobst-Apfelsaftes schon einmal einen Vorgeschmack auf seinen neuen Eifel-Krimi.

Wissen in Theorie und Praxis

Am Ortsrand von Berndorf kann sich jetzt jeder Interessierte jederzeit über den Lebensraum »Streuobstwiese«, hochstämmige und robuste Obstsorten für die Eifel und die richtige Pflege der Bäume informieren. Die im Auftrag des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht entworfene Informationstafel nennt ebenfalls Ansprechpartner vor Ort. Zusätzlich gibt es ein Info-Blatt, das bei der Autorin und der NABU-Geschäftsstelle in Lissendorf erhältlich ist. Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit fanden bereits zwei Schnittkurse statt, bei denen auch auf die richtige Pflanzung hingewiesen wird. Des Weiteren wurde ein Teil der Pflanzarbeiten zusammen mit Schülern der Hauptschule Hillesheim, einer lokalen Arbeitslosen-Initiative und natürlich mit dem Paten durchgeführt. Zusätzlich zu den neu gepflanzten Hochstamm-Obstbäumen bietet die Modellanlage eine hohe Strukturvielfalt für viele Tiere- und Pflanzenarten; arten- und blütenreiches Extensiv-Grünland mit Altgrasbeständen und Säumen, Hangkanten, Gebüschkomplexe, Lesesteinhaufen, Sitzkrücken und Nistpfahl.

Mitglieder des NABU kümmern sich um die weitere Pflege der Obstbäume, während ein örtlicher Schäfer die Wiese mit seinen Schafen abweidet.

»Saftladen«

Streuobstwiesen sind Teil unserer Kulturlandschaft. Seit Jahrhunderten prägen sie das Bild unserer Dörfer und Dorfränder. Leider sind viele alte Obstbestände in den vergangenen Jahrzehnten ein Opfer der Säge geworden. Der Naturschutzbund hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Kultur- und Naturgut »Streuobstwiese« wieder stärker zu fördern. Dazu gehört auch, die Produkte von Obstwiesen attraktiv zu machen: Im Rahmen der Landwirtschaftskampagne »Landschaft schmeckt« wird auch an der zukünftigen Vermarktung des Obstes als Saft von artenreichen Wiesen gearbeitet. Mit einer Mitgliedschaft bei der FÖNO (FÖNO = Fördergemeinschaft naturnaher Obstweiden und -wiesen der Vor- und Nordeifel) wird der Naturschutzbund zukünftige Obsterträge der Modellanlage als naturtrüben Streuobst-Apfelsaft vermarkten können. Seit September führt ein NABU-Mitglied in Gönnersdorf eine Verkaufsstelle für FÖNO-Apfelsaft. Dort kann jeder, der gern naturtrüben Apfelsaft von ungespritzten Streuobstwiesen trinken möchte, diesen erstehen. Nach dem Motto: »Safttrinker sind Naturschützer«.