Gemdndeportraits

Mit dem vorliegenden Heimatjahrbuch startet der Redaktionsausschuss eine neue Fortsetzungsserie. Künftig sollen jährlich mehrere Orte des Kreises vorgestellt werden. Dadurch wird es auf Dauer ermöglicht, die Geschichte vieler Gemeinden zu präsentieren und somit die Heimatjahrbücher weiter zu einer umfassenden Fundgrube der Heimatliteratur auszubauen.

Scheid - Dorf mit Geschichte

Marianne Schönberg, Jünkerath

Ein kleiner Ort im Grenzraum soll vorgestellt werden, Streiflichter werden das sein, der Versuch eines Porträts und das soll neugierig machen, aufs Dorf in der Grenzregion zwischen Rheinland/Pfalz und NRW, dem nördlichsten des Kreises Daun in der VG Obere Kyll und nur einen Katzensprung weiter ist man im Belgischen - trotzdem nicht am Ende der Welt. Scheid hat eine lange Geschichte. Der Ortsname kann im Sinne von Wald oder Grenze gedeutet werden, auch als Wasserscheide und liest man in alten Aufzeichnungen, so hatte der Ort meist hundert Bewohner - heute sind's etwa 140. Die Ansiedlung liegt in einer Höhe von um 570 m auf dem Bergrücken westlich von Hallschlag und ist reich an Daten aus vergangenen Jahrhunderten. So belegt eine Urkunde von 1276, dass Mechthildis, Witwe des Grafen Theoderich von Neuenahr, dem Erzbischof von Köln ihre Herrschaft verpfändete, mit Ausnahme des Hofes Greuel in Scheid. Noch heute gibt's das Haus IN KREUELS, es steht nur der alte Giebel frontal zur Straße, und der gilt als ältestes Relikt im Ort. Wenn eine der alten Römerstraßen von Ormont nach Neuendorf über Hallschlag und Scheid führte (Schannat-B S. 15 394) und später ein oft begangener Weg daraus wurde, ist ein Zollhaus in Scheid begreiflich. Der Geschichtsverein Prüm schrieb in seinem Lexikon über den Altkreis Prüm, daß der Name Scheid in Verbindung mit der isolierten Lage auch auf Rodungsphasen im Mittelalter hinweisen könne - wie auch immer, die Geschichte des Ortes ist eng mit der von Hallschlag ver-

Alte Kapelle Scheid

Foto Theresia Antony, 1965

 

bunden; das gilt bis heute. Nur einen Kilometer Fußweg ist's von Scheid bis Hallschlag und damit zur B 421, den geht heute kaum jemand, die gut ausgebaute Nebenstraße ist schnelle Anbindung. Auch im Vereinsleben hat man sich arrangiert, es klappt zwischen den Gemeinden, gute Kontakte sind gewachsen. Der Ort hat auch eine Kapelle, sie wurde 1739 geweiht, und Schutzpatron ist St. Kornelius, außerdem wird die hl. Apollonia dort verehrt. Neben einem wunderschön restaurierten Altarbild stehen die beiden Heiligenfiguren nun auch in der neuen Kapelle, die ersetzte Ende der 70er Jahre das alte Kirchlein und steht heute ganz im Grünen; der Besucher meint, einen Park zu betreten. Seit 1803 gehört Scheid zur Pfarrei Hallschlag.

Was macht einen kleinen Ort abseits des Stresses unserer Tage heute liebenswert, warum wohnen Menschen hier nach wie vor gern? Der Tag ist überschaubar, die Leute gastfreundlich, das Klima fast ohne Makel, denn wenn die Frühjahrsfröste Hallschlag heimsuchen, bleibt Scheid oben auf; die Höhenlage lässt Feuchtigkeit kaum aufkommen und damit kann's auch nicht frieren.

Der Dorfplatz mit Blick auf die Hauptstraße bietet eine Kulisse gepflegten Wohlstandes und in der Gemarkung um Scheid gibt's noch eine Besonderheit: eine wunderschöne Wildnarzissenwiese. In jedem Frühjahr werden gezielte Wanderungen dahin angeboten, mit Informationen über das botanische Filetstück -leider gibt's immer wieder Besucher, die den Namen nicht verdienen. Sie pflücken dicke Sträuße der Wildblumen und wenn man das anmahnt, gibt's die schlimme Antwort... »hier steht ja kein Verbotsschild.« Da macht man die Faust in der Tasche, wünscht der kleinen Gemeinde viele freundliche Gäste, die sich auch so benehmen...; sie hat es verdient, die kleine Perle der Grenzregion.

Neue Kapelle im Park

Blick vom Dorfplatz zur Hauptstraße